2:1 führt die Schweiz im Davis-Cup-Halbfinal gegen Italien nach der Niederlage von Stan Wawrinka und Marco Chiudinelli im Doppel noch. Und die Italiener wittern wieder Morgenluft: «Es wird schwierig, aber wir werden kämpfen bis zum Schluss», erklärte Fabio Fognini nach dem ersten Punkt für die «Azzurri».
Und genau dieser Fognini muss heute im vierten Einzel gegen Roger Federer antreten und den zweiten Schweizer Matchball abwehren. Ein schwieriges Unterfangen: Die aktuelle Weltnummer 17 hat gegen den Schweizer Teamleader die bisherigen beiden Duelle ohne Satzgewinn verloren. 2007 in Montreal und 2012 in Wimbledon. Nie holte er mehr als drei Games pro Satz.
Federer ist also der klare Favorit. Auch mit Nervenflattern auf Seiten des Baselbieters darf er nicht rechnen. Zwar werden die Erwartungen und der Druck, der auf den Schultern des 33-jährigen Routiniers lastet, immens sein, doch Federer ist sich solche Situationen gewöhnt.
Schon acht Mal hat er dem Schweizer Davis-Cup-Team den entscheidenden dritten Punkt beschert. Zuletzt im fünften Einzel im Viertelfinal gegen Kasachstan, zuvor als Nummer 1 – wie jetzt gegen Italien – sieben Mal in der vierten Partie.
Wichtig für Federer wäre ein guter Start: Wenn er einmal in Führung liegt, ist er mit dem Publikum im Rücken kaum mehr zu bezwingen. «Das macht es jeweils schon viel einfacher», gab der Baselbieter nach seinem Startsieg gegen Simone Bolelli zu.
Macht Federer ab 12 Uhr gegen Fognini alles klar, stünde die Schweiz zum ersten Mal seit 1992 im Davis-Cup-Final. Dieser würde vom 21. bis 23. November in Frankreich – Tsonga und Co. führen im anderen Halbfinal gegen Tschechien uneinholbar 3:0 – stattfinden.
Und der Final könnte Federer zu einem weiteren Highlight werden. Womöglich wird nämlich im neuen Fussball-Stadion von OSC Lille gespielt. Weil es über ein verschliessbares Dach verfügt, könnte es kurzfristig in eine rund 20'000 Zuschauer fassende Tennis-Arena umfunktioniert werden. In der Ligue 1 fasst das Stadion übrigens 50'186 Zuschauer.
Mit Hallenspezialist Federer und Stan Wawrinka dürften sich die Eidgenossen dort ernsthafte Chancen auf den ersten Davis-Cup-Titel in der Schweizer Tennis-Geschichte ausrechnen. Frankreich ist mit Jo-Wilfried Tsonga, Richard Gasquet, Gael Monfils und Julien Benneteau allerdings etwas breiter aufgestellt als die Equipe von Severin Lüthi.