Im Halbfinal von Schanghai treffen morgen Samstag (14 Uhr Schweizer Zeit) Roger Federer und Novak Djokovic bereits zum fünften Mal in dieser Saison aufeinander. Beide konnten je zwei Duelle für sich entscheiden: Federer gewann die Halbfinals in Dubai und Monte Carlo, Djokovic die Finals von Indian Wells und Wimbledon. Im Head-to-Head führt der Schweizer derzeit noch knapp mit 18:17.
Bei der 36. Begegnung zwischen den beiden geht es aber um mehr als «nur» um einen weiteren Sieg: Es geht um die Vorherrschaft im Männertennis. Federer, der am Montag dank Rafael Nadals frühem Out erstmals seit Mai 2013 wieder die Weltnummer 2 wird, hat nämlich realistische Chancen, Djokovic Ende Jahr wieder als Weltnummer 1 abzulösen.
Zwar hat der Baselbieter in der Weltrangliste momentan 3980 Punkte Rückstand, doch bis zum Saisonende muss er deutlich weniger Punkte verteidigen als der Serbe. Djokovic gewann im vergangenen Jahr die Masters-1000-Turniere von Schanghai und Paris sowie die World Tour Finals von London, was einem Gegenwert von 3500 Punkten entspricht. Federer seinerseits hat nur 1150 Punkte zu verteidigen.
Deutlicher wird die Ausgangslage beim Blick auf die Jahreswertung. Diese entspricht am Saisonende, also nach dem Davis-Cup-Final, exakt der Weltrangliste. Auch dort führt Djokovic momentan. Mit 8650 Punkten (vor Schanghai) vor Federer, der 7020 Punkte auf seinem Konto hat. Der Schweizer muss also bis zum Jahresende mindestens 1630 Punkte mehr holen als sein Widersacher.
Eine schwierige, aber machbare Aufgabe. Der erste und wichtigste Schritt wäre ein Sieg im Halbfinalduell. Federer würde mindestens 600, im Fall eines Turniersiegs sogar 1000 Punkte im Jahresranking holen, während dem Serben nur 360 Punkte gutgeschrieben würden.
Nach Schanghai spielt Djokovic nur noch in Paris-Bercy und an den World Tour Finals in London. Federer hingegen hat neben diesen beiden Grossevents auch noch in Basel, wo es für den Sieg 500 Zähler gibt, und im Davis-Cup-Final (hier gibt es für zwei Einzelsiege 150 Punkte) die Chance, sein Konto aufzustocken.
Dass Federer, dessen Saisonbilanz mit 59:10 etwas besser ist als diejenige von Djokovic (52:7), diese Herkulesaufgabe meistern kann, hat er selbst schon bewiesen. 2011 holte er in seinem «goldenen Herbst» hintereinander die Titel von Basel, Paris und London.