Sein letzter Ernstkampf liegt mehr als zwei Monate zurück, Anfang Februar wurde Roger Federer wegen eines Meniskusrisses am linken Knie operiert. Heute Nachmittag (ca. 15 Uhr) kehrt der «Maestro» nun auf die ATP-Tour zurück. In der 2. Runde von Monte Carlo trifft der 34-jährige Baselbieter auf den spanischen Sandplatzspezialisten Guillermo Garcia-Lopez (ATP 38).
Für Federer war es die erste längere Verletzungspause und auch die erste Operation seiner Karriere. Im einem Interview mit tennisnet.com spricht er erstmals über die für ihn ungewohnte Situation: «Die Diagnose nahm ich noch ziemlich gelassen hin», erzählt Federer. «Aber als ich in den Operationsraum kam, dachte ich für mich: In einer Stunde bist du ein operierter Mensch. Das hat mir Angst gemacht, da wurde es mir mulmig zumute. Als es vorbei war und ich mein Bein anschaute, hatte ich das seltsame Gefühl: Das ist gar nicht mehr dein Bein, du kannst ja die Zehen gar nicht bewegen. Es war schon eine gedrückte Stimmung, die ersten Stunden nach der OP.»
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— Roger Federer (@rogerfederer) 11. April 2016
Befürchtungen, die Verletzung könnte ernstere Konsequenzen haben, hatte er nie. Die Ärzte hätten ihn schon früh beruhigt und er sei überrascht gewesen, wie schnell er Fortschritte gemacht habe, wieder laufen und springen konnte. Mittlerweile fühle er sich wieder hundertprozentig fit.
Langweilig sei es ihm während der Verletzungspause nie gewesen. «Ich war mit den Kindern in den Bergen, bei der Basler Fasnacht. Mir ging’s wirklich gut. Es ist auch schön, mal keinen Plan zu haben», sagt Federer. Gedanken an ein baldiges Karriereende habe er sich dennoch nie gemacht. «Da hat auch die Verletzung nichts dran geändert. Ich trainiere und arbeite so, dass es weitergeht. Jetzt brenne ich richtig auf die Rückkehr.»
Motivationsprobleme kennt Federer nicht. Das hat auch mit seinem unbändigen Ehrgeiz zu tun. «Du wirst durch die grossen Erfolge nicht satt. Du willst mehr», erklärt er. «Du willst diese Gänsehautmomente nochmal erleben. Nochmal Wimbledon gewinnen vielleicht, nochmal die Lieblingsturniere, etwa in Halle oder daheim in Basel.» Es habe noch keinen Tag gegeben, an dem er keine Lust aufs Tennis gehabt habe.
Zu seinen Lieblingsturnieren gehört Monte Carlo sicher nicht. Wie in Rom stand er im Fürstentum zwar schon viermal im Final, gewinnen konnte er aber noch nie. Zu den Favoriten auf den Titel zählt Federer auch deshalb nicht. Erster Anwärter auf die silberne Trophäe ist natürlich Novak Djokovic, der in dieser Saison erst einmal verloren hat.
«Alle probieren, ihn zu schlagen. Aber es ist wirklich sehr schwer», weiss Federer nur zu gut. Er kenne das Gefühl, dass einen nichts stören kann – wenn man einmal die Welle reitet. «Aber es wird nicht ewig so weitergehen mit dieser Dominanz. Man wird älter, man ist mal verletzt oder man hat vielleicht andere Pläne.»
Apropos Pläne: Die hat auch Federer. Eines seiner Hauptziele in dieser Saison sind die Olympischen Spiele von Rio de Janeiro. «Ich habe schon als Kind vor dem Fernseher gesessen und die grossen Olympia-Wettkämpfe bewundert», erzählt Federer.
Antreten wird der Schweizer sicher im Einzel und im Mixed mit Martina Hingis. «Und vielleicht im Doppel mit Stan Wawrinka. Das wird sich in den nächsten Wochen endgültig entscheiden.» Die Vorfreude auf Rio sei jedenfalls schon sehr gross. (pre)