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TV-Interviews hat Sepp Blatter ja schon einige gegeben, seit er vom FIFA-Thron gestossen wurde, doch nun hat der ungekrönte, in Ungnade gefallene König des Ballsports, das Staatsfernsehen als Bühne benutzt. In der Rundschau stellte er sich live den Fragen von Sandro Brotz: Würde der umstrittene Funktionär Fehler einräumen?
Der Auftakt der Sendung lässt schon nichts Gutes hoffen. Blatter sei wieder fit, kämpfe «um seine Ehre» und ein Einspielfilm zeigt nochmals Blatters Walliser Wurzeln: Er «stammt aus einfachen Verhältnissen», heisst es – dazu Klaviermusik – und weiter: «Sogar das Schulhaus wurde nach ihm benannt».
Moderator Brotz gibt sich dann jedoch redlich Mühe, Blatter etwas härter anzupacken, doch der windet sich wie ein Aal und entgleitet mit seinen Antworten jeder noch so harten Nachfrage.
«Wenn man während 40 Jahren bei der FIFA arbeitet, muss man auch Verantwortung für Schlechtes tragen», sagt er etwa mit Blick auf die Festnahme von FIFA-Funktionären im Mai in Zürich entwaffnend. Und dann über den Rauswurf durch die Ethikkommission der FIFA: «Es war eine Demütigung für den FIFA-Präsidenten. Und das schmerzt.» Und dann dreht er wieder eine Pirouette:
Oder wenn der Moderator ihn nach der kolportierten Strafe fragt, einer lebenslangen Sperre. Erst kritisiert Blatter, dass Internes in den Medien verbreitet würde, dann nennt er das Ganze «eine Möglichkeit» – um schliesslich zu belehren:
Und nur der könne ihn absetzen – wie im Politikbetrieb auch ein Präsident nur vom Parlament abbestellt werden könne. «Das ist mein ernst, das ist in den Statuten drin», betont der deutlich gealterte Blatter, der gesundheitlich zwar wieder fit sei, aber dennoch teilweise tatterig wirkte.
Moderator Brotz' Fragen prallten an Blatter ab wie Regen auf einer Lotusblume: Die nach dem Geschäftsgebaren mit Michel Platini 1998 kontert Blatter mit so unterschiedlichen Sätzen wie «Verträge könne auch mündlich gemacht werden» über «Bin ich denn der Buchhalter der FIFA» bis hin zu «Es ist alles in den Büchern». Und als Brotz nachhakt, ob er Korruption nicht erst ermöglicht habe, spielt der Schweizer den Ball locker zurück: Die schwarzen Schafe seien ja «alle suspendiert».
Kurz darauf versteigt er sich noch zu der Behauptung, er habe jene korrupten Funktionäre wie Blazer oder Warner «als Erbschaft übernehmen müssen». Denn er sei eben vom Kongress gewählt, die anderen bestimmt worden. Eine Überprüfung der Seriösität der Funktionäre habe die UEFA verhindert. Sagt Sepp. Es hindert ihn übrigens nicht daran, Michel Platini später einen «ehrlichen Mann» zu nennen.
Die Frage nach seinem Gehalt von angeblich 4 Millionen Franken? Wird so pariert:
Das bleibe natürlich intern. Und wo wir bei Geld sind – zu den Aussagen des deutschen Fussball-Funktionärs Niersbach, Millionen-Zahlungen seien mit ihm abgesprochen gewesen, sagt Sepp: «So einen Blödsinn habe ich schon lange nicht gehört». Dann der Satz: «Leider bin ich suspendiert.» Er darf nicht über den Fall reden. Und dann: «Der Weltcup ist nicht gekauft. Da geht es um politische Macht.»
Blatter spielt das Spiel geschickt wie immer. Er kokettiert am Ende mit der Aussage: «Ich bin kein schlechter Mensch!» Die Bühne im TV hat er leidlich ausgenutzt («Mein Spokesman bin ich selber») und vorgegeben, reuig zu sein: «Vielleicht hätte ich vorsichtiger sein müssen.»
Ob Blatter, der windige Aal, der FIFA wohl noch ins Netz geht. Petri heil, liebe Ethikkommission. Ihr werdet jedes Glück brauchen.