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Simon Ammann

Simon Ammann in Pyeongchang: «So am Limit habe ich noch nie operiert»

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Es ist bereits Sonntag, als Simon Amman zum zweiten Mal in Pyeongchang abheben darf.Bild: EPA/EPA

«So am Limit habe ich noch nie operiert» – Ammanns Sprung-Krimi kurz nach Mitternacht

10.02.2018, 19:2011.02.2018, 09:38
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Sein höchstwahrscheinlich zweitletztes Olympia-Springen wird Simon Ammann lange in Erinnerung bleiben. Geschlagene zehn Minuten muss er im zweiten Durchgang bei eisiger Kälte auf dem Bakken ausharren.

Simon Ammann dürfte der erste Skispringer der Geschichte sein, der für einen Sprung zwei Tage brauchte. Kurz vor Mitternacht machte er sich ein erstes Mal zum Finaldurchgang des Springens von der Normalschanze bereit, zehn Minuten später eröffnete er sozusagen den zweiten Wettkampftag der Spiele von Pyeongchang. Es resultierte ein Sprung auf 104,5 m und der 11. Platz.

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Simon Amman jubelt über seinen Sprung im 1. Durchgang.Bild: EPA/EPA

«Das war ein Braveheart-Wettkampf», meinte ein durchgefrorener Simon Ammann am Ende eines Interview-Marathons mit Galgenhumor. «So am Limit habe ich noch nie operiert.» Und das mit 36 Jahren und nach vier Olympiasiegen. Sechsmal wurde er auf den Bakken gerufen und wegen Winden ausserhalb des erlaubten Korridors wieder zurückgerufen und notdürftig mit einer Decke gewärmt. «Ich wurde innerlich immer genervter», erzählte der Toggenburger. «Beim zweitletzten Versuch hätte der Sprung kommen müssen, da war ich noch gut bereit.»

Als dann Trainer Ronny Hornschuh schliesslich abgewinkt habe, habe er nicht mehr gewusst, ob sich bei der Kante noch irgend etwas bewege, so kalt sei es gewesen. Kein Wunder, die Temperaturen hatten in der Nacht minus 12 Grad erreicht, mit Wind-Chill-Faktor gefühlte minus 21. Nach der Landung lachte Ammann dennoch. «Unter diesen Bedingungen war es ein sehr anständiger Sprung.»

Er hatte nämlich grundsätzlich zwei technisch gute Sprünge gezeigt und vor allem nach dem ersten auch richtiggehend gestrahlt. «Es hatte viel Schönes in den Sprüngen», fand der Ostschweizer. «Ich habe noch nie eine so gute Rotation in den Flug gehabt.» Was noch etwas fehle, sei der Speed, den er nicht ganz in ein Polster umsetzen könne. Auf grossen Schanzen sei dies einfacher zu kaschieren.

Leidtragender des unverständlich späten – um 21.35 Uhr Lokalzeit – Wettkampfbeginns war nicht nur Simon Ammann, sondern insbesondere die Zuschauer. Waren die Tribünen am Anfang noch gut gefüllt, sahen den Olympiasieg von Andreas Wellinger am Ende nur noch eine Handvoll Hartgesottene und Wetterfeste. Ammann aber freute sich für den Deutschen: «Er war im letzten Winter so oft Zweiter, jetzt mag ich ihm den Sieg gönnen.» Er selber hat am nächsten Samstag die Chance, von der Grossschanze, die ihm besser liegen müsste, noch etwas zu reissen. (cma/sda)

Die Medaillengewinner von heute Samstag (also gut, Skispringen war erst am Sonntag fertig.)

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Alle Olympiasieger von Pyeongchang 2018
Eishockey Männer:
Gold: OAR
Silber: Deutschland
Bronze: Kanada
quelle: epa/epa / larry w. smith
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Video: srf
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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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leu84
10.02.2018 21:01registriert Januar 2014
Der Wind war das eine Problem. Bei diesem Sprunganzug und in festen Skisprungschuhen 10 Minuten bei minus 10Grad auf dem Balken und Treppenstufen ausharren, ist nicht ohne. Wenn man kaum mehr Gefühl in den Glieder fühlt, ist dies nicht ungefährlich. Deshalb bekunde ich Simon Ammann mit grossem Respekt der Leistung. Ob es für ein Podest gereicht hätte ist eine andere Frage. Beweisen muss er uns nichts mehr. Doppeldoppelgold war einfach eine super Sache
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Ziasper
10.02.2018 20:16registriert September 2017
Frechheit so etwas! Den Wettkampf hätte man unterbrechen und auf morgen verschieben müssen.
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seventhinkingsteps
11.02.2018 01:51registriert April 2015
«So am Limit habe ich noch nie operiert.»

- Simon, 36, Chirurg
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