Vor einem Jahr sorgte er für «die geilste Geschichte des Winters» wie er selbst sagt. Und natürlich ging es um Corona. Nun wurde Manuel Feller selbst positiv getestet und verpasst den Slalom am Samstag in Kitzbühel.
Und einer gewissen Ironie entbehrt das nicht. Obwohl sich Feller damals eigentlich missverstanden fühlte. Aber beginnen wir von vorne. Als im vergangenen Winter die Rennen in Wengen aufgrund der Coronasituation abgesagt wurden und wenig später klar wurde, dass auch in Kitzbühel kein Slalom stattfinden wird, sprang Flachau kurzfristig ein und übernahm beide Rennen.
Feller war enttäuscht, dass zwei Slalomklassiker ersetzt werden, und verglich die flache Piste in Flachau in einem Interview mit einer Märchenwiese.
Und als die Empörung über seine Aussage – schliesslich finden dort sonst nur Frauen-Rennen statt – immer grösser wurde, versuchte sich Feller auf Instagram zu erklären: «Wengen ist ein Hang, bei dem es schon eine Herausforderung ist, überhaupt ins Ziel zu finden, in Kitzbühel sind keine drei Schwünge hintereinander gleich, also damit verglichen ist Flachau definitiv eine Märchenwiese!»
An den Start ging Feller am 16. Januar 2021 trotzdem und sorgte für traumhafte Einschaltquoten. «Warum?», fragte er vor dieser Saison in der «Tiroler Zeitung»:
Diesen Gefallen tat Feller seinen Kritikern nicht. Im Gegenteil: Er gewann das erste der zwei Rennen und wurde vom Boulevard zum Märchenprinzen ernannt.
Feller versteht, dass dies in seiner Heimat Österreich die Story des Jahres wurde. Nur etwas stört ihn bis heute: Dass der Eindruck entstand, er werte die Rennen der Frauen ab. Daran habe er nie gedacht. Vielmehr gäbe es im Weltcup verglichen mit Wengen und Kitzbühel einfachere Pisten. Bei den Männern, wie er betont.
Ein Jahr später verpasst er nun den Klassiker in Kitzbühel, weil er sich nach seiner Coronainfektion in Isolation befindet. Der Gesprächstermin mit dem 29-jährigen Österreicher bestand bereits, als die Meldung seiner Erkrankung zehn Minuten vor Beginn eintraf. Feller wäre in Kitzbühel einer der Favoriten gewesen. Zuletzt belegte er in den Slaloms in Adelboden und Wengen die Ränge zwei und fünf.
Während Feller lange als «wilder Hund» galt, dem kein Risiko zu hoch ist, fällt er mittlerweile seltener aus. Und auch abseits der Pisten ist er ruhiger geworden. Während er früher auf Social Media regelmässig seine Meinungen teilte, hält er sich heute mehr zurück.
Zwar überraschte er seine Fans zum Jahresbeginn mit einem Rap – frühere Reime des Reggae-Fans haben schon Kultstatus erlangt –, doch zu allem etwas sagen und sich immer erklären müssen, will er nicht mehr.
Das mag daran liegen, dass er mittlerweile zweifacher Vater ist. Oder dass ihm der Rückzug in die Natur immer wichtiger wird. So liebt er es, zu fischen, weil es die einzige Tätigkeit sei, bei der er wirklich stillsitzen kann. Aber ein Getriebener ist er nur noch auf der Piste. (aargauerzeitung.ch)