Was für eine Sensation! Damit hat in Gröden nun wirklich niemand mehr gerechnet. Trotz eines riesengrossen Fehlers in der «Ciaslat» führt Aksel Svindal die Abfahrt auf der Saslong lange an. Es scheint, als könne niemand mehr den Norweger von der Spitze verdrängen, alle beissen sich an seiner Zeit die Zähne aus. Dann kommt mit Startnummer 26 Max Franz und der Österreicher rettet seinen Vorsprung von der letzten Zwischenzeit tatsächlich ins Ziel. Vier Hundertstel liegt er am Ende vor dem Norweger und feiert im Alter von 27 Jahren seinen ersten Weltcupsieg.
Natürlich erlöst er auch eine gesamte Ski-Nation: In Val d'Isère hatten die ÖSV-Speedfahrer eine historische Schlappe erlitten, Matthias Mayer war in der Abfahrt als 17. bester Österreicher. Mit seinem Sieg hat Franz, der im Januar in Kitzbühel schwer gestürzt war, diese Schmach nun vergessen gemacht.
Für einmal gibt es also keinen norwegischen, sondern den ersten österreichischen Speedsieg der Saison. Svindal darf mit seiner Leistung und Rang 2 aber dennoch zufrieden sein. Der Routinier war wie Franz in Kitzbühel schwer gestürzt, riss sich das Kreuzband und verpasste einen grossen Teil der Vorbereitung. Für Svindal ist es nach dem Comeback bereits der dritte Podestplatz. Dritter wird Saslong-Spezialist Steven Nyman, der alle seine drei Weltcupsiege auf dieser Strecke gefeiert hat.
Auch das Schweizer Team hat seinen Überraschungsmann. Nils Mani verblüfft mit Nummer 56 mit Rang 9, seiner mit Abstand besten Klassierung in einem Einzelrennen. Bisheriger Bestwert hatte Rang 24 in der Abfahrt im Februar 2014 in Kvitfjell dargestellt. Auf Franz büsst der Berner Oberländer 65 Hundertstel ein, zu Rang 3 fehlten ihm lediglich 24 Hundertstel.
Mani hatte seine Saisonvorbereitung erst verspätet in Angriff nehmen können. Im August war er erstmals wieder auf Ski gestanden. Der Anfang März akut gewordene Bandscheibenvorfall hatte für den Junioren-Weltmeister 2013 in der Abfahrt eine fast sechs Monate dauernde Pause erfordert.
Mani schönt die sonst enttäuschende Schweizer Bilanz, ansonsten, können sich die Eidgenossen im Vergleich zum Super-G vom Vortag nur unwesentlich steigern. Beat Feuz und Patrick Küng belegen am Ende zeitgleich den 14. Platz. «Die Ciaslat bin ich nicht gut gefahren, das darf man sich auf diesem Niveau nicht leisten. Ich muss einfach noch mehr riskieren», analysiert Küng seine Leistung.
Carlo Janka fährt auf Rang 20. Bei der Einfahrt in die «Ciaslat» wählt der Bündner eine etwas zu direkte Linie und verliert viel Zeit. (pre/sda)