Die Schweiz fährt wieder Ski. Und zwar richtig gut. Im Weltcup gibt es endlich wieder regelmässig Siege und auch in der Nationenwertung wird sich die Schweiz in der Saison 2017/18 wieder vor Italien auf Rang 2 platzieren. Doch nicht nur das, die Schweiz wird in Zukunft nach oben schauen und vielleicht sogar Österreich bald abfangen.
Seit 1989 hatten unsere östlichen Nachbarn Ende Saison jeweils am meisten Weltcup-Punkte auf ihrem Konto. Mal knapp, dann wieder sehr deutlich. Der Tiefpunkt war wohl 2012/13 erreicht, als die Schweiz nicht mal einen Drittel der Punkte von Österreich holte.
Das Schöne: Die Lücke schliesst sich immer mehr. Die Schweiz hält Jahr für Jahr besser mit – das wird sich in Zukunft kaum ändern, dafür sprechen einerseits die Junioren-Weltmeisterschaften, aber auch der diesjährige Weltcup.
Medaillen an Junioren-Weltmeisterschaften bedeuten natürlich nicht, dass sich die Athleten auch im Weltcup durchsetzen. Aber sie sind dennoch ein guter Indikator, um zu sehen, wie es um den Nachwuchs steht. Wir haben auf die Junioren-Wettkämpfe seit 2015 zurückgeblickt:
Schweizer Medaillen:
🥇Loic Meillard, Kombination
🥇Rahel Kopp, Kombination
🥈Loic Meillard, Riesenslalom
🥉Niels Hintermann, Abfahrt
🥉Loic Meillard, Super-G
🥉Rahel Kopp, Bronze im Super-G
Fazit: Loic Meillard hat sich im Weltcup im Riesenslalom und im Slalom durchgesetzt und fährt in beiden Disziplinen regelmässig in die Top 15. Rahel Kopp fährt in diversen Disziplinen in die Punkte, sie hat sich aber bisher nirgends durchgesetzt. Niels Hintermann hatte seinen grossen Moment mit dem Sieg in der Wengen-Kombi 2017. Die aktuelle Saison verpasst er verletzt.
Österreichische Medaillen:
🥇Nina Ortlieb, Riesenslalom
🥈Marco Schwarz, Slalom
🥈Stephanie Brunner, Riesenslalom
🥉Katharina Truppe, Slalom
Fazit: Ortlieb fährt ab und zu in die Punkte, hat sich aber noch nicht durchgesetzt. Marco Schwarz ist in der Slalom-Weltspitze angekommen, Katharina Truppe auf dem Weg dorthin. Stephanie Brunner kratzt im Weltcup am Riesenslalom-Podest.
Schweizer Medaillenfahrer:
🥇Aline Danioth, Kombination
🥇Jasmina Suter, Riesenslalom
🥇Marco Odermatt, Riesenslalom
🥈Beatrice Scalvedi, Abfahrt
🥉Marco Odermatt, Super-G
🥉Mélanie Meillard, Riesenslalom
Fazit: Marco Odermatt konnte sich im Weltcup noch nicht durchsetzen, dasselbe gilt für Jasmina Suter. Aline Danioth ist im Slalom auf dem Sprung in die Top 30. Beatrice Scalvedi leidet an starken Rückenbeschwerden und bestritt deshalb seit fast zwei Jahren kein Rennen mehr. Mélanie Meillard gehört schon zur erweiterten Weltspitze.
Österreichische Medaillenfahrer:
🥇Nina Ortlieb, Super-G
🥈Katharina Gallhuber, Slalom
🥈Stefan Babinsky, Abfahrt
🥉Maximillian Lahnsteiner, Bronze im Riesenslalom
🥉Katharina Huber, Bronze im Slalom
Fazit: Katharina Gallhuber hat sich in dieser im Slaom in der Weltspitze etabliert – Katharina Huber ist das noch nicht gelungen. Stefan Babinsky und Maximillian Lahnsteiner fuhren beide noch nie im Weltcup.
Schweizer Medaillenfahrer:
🥇Loic Meillard, Riesenslalom
🥇Loic Meillard, Kombination
🥇Camille Rast, Slalom
🥈Katja Grossmann, Abfahrt
🥉Semyel Bissig, Super-G
Fazit: Camille Rast fasst im Riesenslalom-Weltcup langsam Fuss. Katja Grossmann ist noch nie im Weltcup gestartet, Semyel Bissig erst zwei Mal.
Österreichische Medaillenfahrer:
🥇Adrian Pertl, Slalom
🥇Nadine Fest, Super-G
🥇Nadine Fest, Kombination
🥈Raphael Haaser, Super-G
🥈Franziska Gritsch, Super-G
🥈Katharina Liensberger, Riesenslalom
🥉Raphael Haaser, Abfahrt
🥉Dajana Dengscherz, Super-G
🥉Chiara Mair, Slalom
🥉Chiara Mair, Riesenslalom
🥉Franziska Gritsch, Kombination
Fazit: Adrian Pertl ist erst bei einem Weltcuprennen gestartet, Raphael Haaser noch nie. Nadine Fest, Chiara Mair und Franziska Gritsch haben bisher keine Weltcup-Punkte geholt, Dajana Dengscherz wurde immerhin zweimal 30. Dafür hat sich Katharina Liensberger im Slalom etabliert und wird von Rennen zu Rennen besser.
Schweizer Medaillenfahrer:
🥇Marco Odermatt, Abfahrt
🥇Marco Odermatt, Super-G
🥇Marco Odermatt, Riesenslalom
🥇Marco Odermatt, Kombination
🥇Aline Danioth, Kombination
🥈Semyel Bissig, Kombination
🥈Juliana Suter, Abfahrt
🥉Lars Rösti, Abfahrt
🥉Stephanie Jenal, Super-G
🥉Aline Danioth, Slalom
Österreichische Medaillenfahrer:
🥇Julia Scheib, Riesenslalom
🥈Franziska Gritsch, Super-G
🥈Franziska Gritsch, Slalom
🥈Katharina Liebsberger, Riesenslalom
🥈Fabio Gstrein, Riesenslalom
🥉Franziska Gritsch, Kombination
🥉Raphael Haaser, Kombination
Fazit: Die meisten der Medaillengewinner aus Davos werden ab nächster Saison versuchen, sich im Weltcup zu etablieren.
Über die letzten vier Jahre hat Österreich (30) zwar etwas mehr Medaillen geholt als die Schweiz (28), dafür aber deutlich weniger goldene.
Total Medaillen Schweiz: 14x🥇, 5x🥈, 9x🥉
Total Medaillen Österreich: 6x🥇, 13x🥈, 11x 🥉
Prognose: Österreich (Matt, Feller und Schwarz) und die Schweiz (Yule, Aerni und Zenhäusern) haben je drei junge Fahrer in der Weltspitze, sind also auf einem sehr ähnlichen Level. Doch Österreich hat mit Marcel Hirscher einen 28-jährigen Siegfahrer, welcher den Unterschied ausmacht. Deshalb dürfte Österreich auch in den nächsten Jahren noch etwas stärker einzuschätzen sein.
Das gleiche Bild wie im Slalom: Marcel Hirscher macht den Unterschied aus, sonst muss sich die Schweiz mit Meillard (21) und Murisier (26) nicht verstecken. Bei Österreich hat sich neben Hirscher nämlich bloss Manuel Feller (25) etabliert.
Im Super-G kann die Schweiz nicht mithalten, Österreich hat mit Kriechmayr (26), Reichelt (37), Franz (28) und Mayer (27) gleich vier Topathleten. Von den Schweizern kann eigentlich nur Beat Feuz vorne mitfahren, die Hoffnung liegt unter anderem auf dem 23-jährigen Gilles Roulin.
Die gleichen vier Athleten wie im Super-G sorgen für österreichische Top-Plätze. Doch die Schweiz hat mit Feuz den besten Abfahrer in ihren Reihen. Davon können auch die jungen Schweizer Athleten wie Roulin oder Barandun (23) profitieren.
In der unbedeutendsten Disziplin haben die Schweizer Männer mehr Punkte geholt als Österreich.
Lange war es die Sorgen- nun ist es die Paradedisziplin der Schweiz. Holdener (24) und Meillard (19) gehören zur absoluten Weltspitze. Feierabend (28) und Gisin (24) sind nicht weit davon entfernt. Dazu sind mit Bissig (21), Danioth (19) und Stoffel (21) drei junge Athletinnen daran, sich zu etablieren. Österreich hat zwar ebenfalls gute, junge Fahrerinnen, die Zukunft gehört aber der Schweiz.
Im Riesenslalom sind Holdener und Meillard noch nicht ganz so weit wie im Slalom. Dazu fehlt etwas die Breite, Hoffnung macht die erst 18-jährige Camille Rast, die bereits Weltcup-Punkte gesammelt hat. Weil Veith (im Riesen) und Brem nach ihren Verletzungen nicht mehr zu alter Stärke finden, hat Österreich aber keinen grossen Vorsprung sondern nur Stephanie Brunner in der Weltspitze.
Auch im Super-G hat die Schweiz mit Gut (25) und Gisin zwei überragende Athletinnen. Dazu die nötige Breite durch Flury (24) Suter (23), Hählen (26) und Nufer (26). Doch auch Österreich hat sieben Fahrerinnen in den Top 30. Die Schweiz hat aber den Vorteil, dass die Spitzenfahrerinnen deutlich jünger sind als die Konkurrenz aus Österreich.
Sowohl bei Österreich als auch der Schweiz fahren praktisch die gleichen Athletinnen wie im Super-G. Doch die Schweizerinnen sind hier noch etwas weiter entfernt und haben noch Aufholbedarf.
Die unwichtigste aller Disziplinen gehört der Schweiz. Mit Holdener, Gut, Gisin und Feierabend haben gleich vier Schweizerinnen das Potential für Siege. Schade gibt es jeweils nur zwei Rennen pro Winter.
Die Schweiz wird den Weltcup 2017/18 mit rund 2000 Punkten Rückstand auf Österreich abschliessen. Dennoch gibt es berechtigte Hoffnung, dass die Lücke in den kommenden Jahren immer kleiner wird, bis wir dann endlich zum ersten Mal seit 1989 sagen dürfen: Die Schweiz ist die beste Skination der Welt.