Dass die Partie letztlich 174 Minuten dauerte, hatte sich Stan Wawrinka auch etwas selber zuzuschreiben. Gegen Ende des zweiten Satzes hatten ihm einmal drei und einmal zwei Punkte zum Matchgewinn gefehlt, im Tiebreak hatte er sogar einen Matchball, den der hoch aufgeschossene Kroate aber abwehren konnte. Insgesamt hatte der Romand in der intensiven Partie gegenüber dem US-Open-Sieger 2014 ein ganz leichtes Plus.
Obwohl er sich Ende des ersten Satzes einmal hatte an der Schulter behandeln lassen müssen, blieb Wawrinka bis zuletzt physisch präsent und liess seinen Widersacher viel laufen. Zu viel, wie sich herausstellen sollte, Wawrinka liess sich den neunten Sieg im elften Duell nicht mehr nehmen. Gleichzeitig war es sein 50. Sieg des Jahres und der – erst – 10. auf Stufe ATP-Masters-1000.
Im Gegensatz zu den Grand Slams, wo er mit 21:3 eine herausragende Bilanz aufweist, die einzig von Novak Djokovic übertroffen wird (27:1), hat die Weltnummer 4 in der zweitwichtigsten Turnierserie heuer nur mässig überzeugt, nach dem Erreichen des dritten Viertelfinals lautet die Bilanz nun immerhin 10:7.
Als Wawrinka um 22 Uhr 30 in der vor kurzem von der ATP eingeführten Mixed Zone zum Interview erschien, war er dennoch nicht in Champagnerlaune. Der Spielplan für heute, der ihn um 15 Uhr Lokalzeit schon wieder auf den Platz beordert, hatte ihm arg auf den Magen geschlagen: «Es ist ein weiterer wichtiger Sieg für mich und ich bin froh, dass ich mich erneut durchgesetzt habe, ohne mein bestes Tennis zu spielen. Der Spielplan ist aber einfach nur lächerlich.»
Am Freitag trifft Wawrinka um 9 Uhr Schweizer Zeit zum 15. Mal auf Rafael Nadal. Der Spanier führt im Head-to-Head zwar 12:2, Wawrinka hat aber die letzten beiden Duelle für sich entschieden. Er sieht keinen Favoriten für die Partie: «Rafa hat hier sehr gut gespielt, Ich habe einiges von seinen Spielen gesehen. Ich werde vor allem um einiges besser aufschlagen müssen.» Erschwerend kommt hinzu, dass sich Wawrinka von den sehr schnellen Bedingungen auf dem Grandstand innert Kürze an die Verhältnisse im Centre Court gewöhnen muss.
Nadal befindet sich nach einem für ihn bislang sehr enttäuschenden Jahr im letzten Saisonviertel im Aufwind. Er erreichte in der Vorwoche in Peking das Endspiel, in dem er gegen Djokovic allerdings chancenlos blieb und bestätigte die positive Tendenz in Schanghai durch aufeinanderfolgende Erfolge gegen die Aufschlaggiganten Ivo Karlovic und Milos Raonic. Beide Male setzte sich Nadal im Tiebreak des Entscheidungssatzes durch.
Mit Raonic besiegte er erstmals seit 20 Monaten (Roger Federer am Australian Open 2014) wieder einen Top-10-Spieler auf Hartplatz. «Viele dieser engen Partien hatte ich vorher verloren», freut sich der Mallorquiner, der in den beiden finalen Tiebreaks bei eigenem Service keinen einzigen Punkt abgab.
Auf den Sieger von Wawrinka gegen Nadal wartet im Halbfinal mit Jo-Wilfried Tsonga (knapper Dreisatzsieg gegen den Federer-Schocker Albert Ramos) oder Kevin Anderson, der Kei Nishikori ausschaltete, in jedem Fall ein Angriffsspieler. In der oberen Tableauhälfte duellieren sich Topfavorit Novak Djokovic und Bernard Tomic sowie Andy Murray und Tomas Berdych. (pre/si)
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