- Das ungewohnt frühe und unerwartete Ausscheiden aus den europäischen Wettbewerben zeigte bei den Baslern Wirkung. In der ganzen ersten Halbzeit waren sie leicht feldüberlegen, aber dominieren konnten sie die Berner Oberländer bis in die zweite Hälfte nicht. Erneut war die Defensive des FCB anfällig. Das zeigte sich bei der Thuner Führung nach knapp einer halben Stunde: Marvin Spielmann hebelte die gesamte Basler Abwehr mit einem Steilpass aus der eigenen Platzhälfte aus, und Torschütze Dejan Sorgic konnte halbwegs allein auf Goalie Martin Hansen zurennen.
- Die letzten drei Minuten vor der Pause waren die interessantesten der ganze Partie. Zuerst verpasste Thuns Puncher Denis Hediger die sicher scheinende 2:0-Führung, als er nach einem Corner mit Anlauf frei zum Kopfball kam. Er konnte seinen Versuch nicht platzieren. Wenig später erzielte Fabian Frei nach einer eher zufällig anmutenden Aktion den Ausgleich für die verunsicherten Basler. Von Albian Ajeti gelangte der Ball aus dem Strafraum hinaus, und Frei, der erstmals seit langem in der offensiven Fraktion des Mittelfeld spielte, traf mit einem Weitschuss, der für Goalie Guillaume Faivre nicht unhaltbar zu sein schien. Gleich danach wurde Basels Defensivspieler Taulant Xhaka wegen seines zweiten groben Fouls zu Recht zum zweiten Mal verwarnt und des Feldes verwiesen. In Bezug auf die Platzverweise eilen die Basler einem Rekord entgegen. Auch Samuele Campo (beim 1:1 in Neuenburg) und Eray Cömert (beim 4:2 gegen GC) sahen in den ersten sechs Runden der Super League schon Gelbrot.
- Die Thuner, deren letzter Sieg gegen Basel 23 Spiele zurückliegt und auf den November 2012 zurückgeht, müssen sich ihre Leistung der zweiten Halbzeit zum Vorwurf machen. Ab der Pause in Überzahl spielend, verhielten sich die Spieler von Trainer Marc Schneider plötzlich sehr passiv, nachdem sie noch in der ersten Halbzeit vieles versucht hatten und zu ein paar guten Angriffen gekommen waren. Sie überliessen dem dezimierten Gegner die Kontrolle über den Match und die Initiative. Dabei hätten sie auswärts gegen den FCB, den sie kaum je in den letzten Jahren im St.-Jakob-Park so hilflos und unbeholfen angetroffen hatten, sogar gewinnen können - erstmals seit dem November 2010. Auf der andern Seite waren nach der Pause auch die Aktionen der Basler selten zwingend. Das 2:1 hätten sie am ehesten erzielen können, wenn Schiedsrichter Lionel Tschudi auf den Penaltypunkt gezeigt hätte, nachdem Ricky van Wolfswinkel im Strafraum zurückgehalten worden war.
- Dank zwei Toren in den letzten zehn Minuten ist dem FC Luzern gegen die Grasshoppers die Wende zum 2:1-Heimsieg geglückt. Für die Innerschweizer war es der dritte Sieg der Saison und der zweite in Folge. Die Grasshoppers hätten ihrerseits nach dem 2:1 gegen Sion ein weiteres Mal gewinnen können. Aber sie liessen sich dafür bestrafen, dass sie nach ihrer über 80 Minuten lang Bestand habenden Führung immer passiver spielten, weil sie den Sieg offensichtlich über die Zeit bringen wollten.
- Die Rächer des FC Luzern hiessen Blessing Eleke und Pascal Schürpf. Der neue, junge nigerianische Stürmer traf nach 85 Minuten nach einem ungenügend abgewehrten Ball. Schürpf, Luzerns mittlerweile bewährter Goalgetter, schoss den Ball Sekunden vor dem Schlusspfiff nach 94 Minuten aus sehr spitzem Winkel von links unter das Netzdach. Goalie Heinz Lindner konnte gegen beide Schüsse nichts ausrichten.
- Die Partie hätte einen ganz anderen Verlauf nehmen können, wenn Offensivspieler Aimery Pinga, jüngst vom FC Sion übernommen, für GC zwei Minuten vor der Pause seine riesige Chance auf das 2:0 verwertet hätte. Luzerns Goalie Mirko Salvi liess den Ball nach einem Schuss von Marco Djuricin vor Pingas Füsse prallen. Dieser agierte überhastet und ermöglichte Salvi eine – vielleicht spielentscheidende – Parade.
- Der Aufsteiger isst derzeit hartes Brot: Neuchâtel Xamax kassierte die vierte Niederlage in Folge und offenbarte auch beim 2:3 gegen St.Gallen defensive Mängel. 20 Minuten lang diktierte Neuchâtel Xamax in der Maladière das Geschehen, kam zu einigen Torchancen und führte dank dem Kopfball-Treffer von Charles-André Doudin 1:0. Das eingelegte Tempo hielten die Gastgeber aber nicht durch. Je länger die Partie dauerte, desto öfter zeigten sich die Abwehrschwächen, die die Neuenburger seit Wochen um jeglichen Lohn bringen. 16 Gegentreffer haben sie in den letzten vier Partien kassiert.
- Gegen St.Gallen hielt sich Xamax 55 Minuten lang schadlos, auch weil den Ostschweizern wenig einfiel. Aus dem vielen Ballbesitz resultierten nur wenige zwingende Strafraumaktionen. Schliesslich waren es zwei Eckbälle, die den FC St.Gallen zurück auf die Spur brachten. Jordi Quintilla und Cedric Itten (74.) profitierten von der ungeordneten Defensive der Xamaxiens. Nachdem Raphaël Nuzzolo mittels Penalty ausgeglichen hatte, verdienten sich die Gäste den Sieg mit ihrem schönsten Angriff der Partie. Der auf der rechten Seite gut lancierte Itten fand in der 86. Minute mit seinem Pass den eingewechselten Dereck Kutesa, der nur noch einschieben musste.
- Dem FC St.Gallen gelang damit die erwünschte Reaktion nach zwei Partien ohne Tor und der enttäuschenden Heimniederlage gegen den FC Luzern. Trainer Peter Zeidler hatte einige personelle Umstellungen vorgenommen. Der Argentinier Leonel Mosevich und der Gambier Kekuta Manneh kamen zu ihrem Super-League-Debüt. Der starke Mann beim FCSG ist und bleibt aber Itten, der in dieser Saison schon viermal getroffen hat. (sda)
Basel - Thun 1:1 (1:1)
26'117 Zuschauer. - SR Tschudi. -
Tore: 29. Sorgic (Spielmann) 0:1. 45. Frei (Ajeti) 1:1.
Basel: Hansen; Widmer, Cömert, Balanta, Riveros; Xhaka, Zuffi; Van Wolfswinkel, Frei, Bua (38. Okafor); Ajeti (81. Pululu).Thun: Faivre; Glarner, Gelmi, Sutter, Kablan; Hediger; Tosetti, Karlen (78. Fatkic), Stillhart, Spielmann (70. Schwizer); Sorgic (83. Hunziker).Bemerkungen: Basel ohne Suchy, Omlin, Petretta, Stocker (alle verletzt), Kalulu und Kuzmanovic (beide nicht im Aufgebot). Bua verletzt ausgeschieden. Thun ohne Costanzo, Facchinetti, Righetti, Joss und Ferreira (alle verletzt). 45. Gelb-rote Karte gegen Xhaka (Foul). Verwarnungen: 19. Xhaka (Foul), 34. Glarner (Foul), 36. Tosetti (Foul), 47. Sutter (Foul), 74. Karlen (Foul), 77. Balanta (Foul), 79. Sorgic (Unsportlichkeit). (sda)
Luzern - Grasshoppers 2:1 (0:1)
10'005 Zuschauer. - SR Jaccottet. -
Tore: 4. Holzhauser (Bahoui) 0:1. 85. Eleke 1:1. 94. Schürpf (Eleke) 2:1.
Luzern: Salvi; Schwegler, Lucas, Schulz, Grether; Voca, Custodio (75. Ugrinic), Schneuwly, Gwilja (60. Demhasaj), Schürpf; Eleke.
Grasshoppers: Lindner; Lavanchy, Nathan, Rhyner, Doumbia; Bajrami; Pinga, Taipi (67. Kamber), Holzhauser (79. Ngoy), Bahoui; Djuricin (93. Pusic).
Bemerkungen: Luzern ohne Vargas, Lustenberger, Cirkovic, Knezevic, Juric, Ndenge (alle verletzt) und Kakabadse (nicht spielberechtigt). Grasshoppers ohne Jeffrén (gesperrt), Sigurjonsson, Cvetkovic, Tarashaj, Pickel, Basic und Arigoni (alle verletzt). Verwarnungen: 8. Lucas (Foul), 59. Bajrami (Foul), 80. Lavanchy (Spielverzögerung), 82. Nathan (Foul), 84. Kamber (Foul), 87. Lindner (Spielverzögerung), 94. Bahoui (Foul). (sda)
Neuchâtel Xamax - St. Gallen 2:3 (1:0)
4960 Zuschauer. - SR Bieri. -
Tore: 13. Doudin (Nuzzolo) 1:0. 55. Quintilla 1:1. 74. Itten (Sierro) 1:2. 78. Nuzzolo (Foulpenalty) 2:2. 86. Kutesa (Itten) 2:3.
Neuchâtel Xamax: Walthert; Gomes, Oss, Xhemajli, Huyghebaert; Veloso, Di Nardo (61. Corbaz); Ramizi (81. Mulaj), Doudin, Tréand (83. Cicek); Nuzzolo.
St. Gallen: Stojanovic; Lüchinger, Hefti, Mosevich, Wittwer; Ashimeru, Quintilla, Sierro; Buess (77. Tafer), Itten, Manneh (65. Kutesa).
Bemerkungen: Xamax ohne Karlen, Djuric, Sejmenovic, Le Pogam und Santana (alle verletzt). St. Gallen ohne Koch, Muheim (beide verletzt) sowie Ben Khalifa und Wiss (beide nicht im Aufgebot). 9. Kopfball von Doudin an den Pfosten. Verwarnungen: 52. Veloso (Foul). 78. Wittwer (Foul). (sda)