«Ich will die Weltnummer 1 werden» oder «Ich will nicht der nächste Nadal oder Federer sein. Sondern mich selber.» Da ist einer mit viel Selbstvertrauen gesegnet. Oder er ist einfach überheblich. Ein 17-Jähriger halt, der seine Hörner noch abstossen muss.
Das stimmt zum Teil. Aber Borna Coric, von dem die Aussagen stammen, wirkt ansonsten für sein Alter ziemlich reif. Gerade erlebt er in Basel seine beste Woche der Karriere. Mit Ernests Gulbis (ATP 13) siegte der Wildcard-Inhaber in der Startrunde erstmals gegen einen Top-20-Spieler – und dies glatt in zwei Sätzen. Im zweiten Spiel erging es Andrej Golubew ähnlich. Mit den beiden Siegen hat sich der Kroate ein Duell mit Rafael Nadal erspielt.
Vor dem Mallorquiner, der trotz Blinddarmentzündung am Rheinknie bisher zweimal überzeugte, zeigt Coric Respekt: «Es ist ein Privileg, gegen ihn zu spielen. Ich hoffe, dass ich so gut spielen kann, wie es nur geht. Dann schauen wir, was passiert.» Das «schauen wir, was passiert», präzisiert der 1,85m-Mann noch: «Ich weiss, dass Nadal nicht zu 100 Prozent fit ist und werde sicherlich nicht aufgegeben haben, bevor ich überhaupt auf dem Platz stehe. Ich kämpfe bis zum Schluss.»
Ein Coup ist dem Jüngling zuzutrauen. Oder zumindest ein harter Kampf. Auf jeden Fall ist es die grösste Partie der noch jungen Karriere des bestplatzierten U18-Spielers im ATP-Ranking (ATP 124). Seit dieser Saison erst wagte er den Schritt zum Profi. Im April besiegte der Juniorensieger des US Open 2013 im Davis Cup Jerzy Jankowicz, im Juli scheiterte er bei seinem ersten ATP-Viertelfinal in Umag nach hartem Kampf am topgesetzten Fabio Fognini 5:7, 7:6, 3:6, im September fegte er nach der Qualifikation in der ersten Runde in Flushing Meadows Lukas Rosol (ATP 27) mit 6:4, 6:1, 6:2 vom Platz, ehe der Hartplatzspezialist Victor Estrella Burgos in vier Sätzen unterlag. Danach gewann Coric das Challenger-Turnier von Izmir und erreichte in Tashkent den Halbfinal.
Die Backhand nennt Coric seinen besten Schlag, er gilt als guter Konterspieler und bringt viele Bälle zurück. Der Aufstieg soll mit neuem Trainer weiter gehen. Von Ryan Jones trennte er sich kürzlich: «Es waren zwei super Jahre, aber ich brauchte etwas Neues.» Ein neuer Trainer ist noch nicht gefunden. Goran Ivanisevic gilt als Mentor und der Teenager telefoniert nach eigenen Angaben nach jedem Match mit seinem Landsmann.
Das grosse Idol findet man jedoch nicht im eigenen Sport. Mike Tyson nennt Coric als Vorbild. Boxer wäre er auch gerne geworden, wenn es mit dem Tennis nicht geklappt hätte. Dabei wäre da noch eine Sportart, in der Coric selbst glaubt, wirklich gut zu sein: «Ich spiele gerne Tischtennis. Da bin ich noch besser als mit dem grossen Schläger.»
Der Kroate kam mit fünf Jahren zum Tennis, nachdem er mit dem Vater immer an die Spiele der grösseren Schwester Bruna ging – bis er selber auf den Court wollte. Schon als Achtjähriger nahm der Rechtshänder an Turnieren im Ausland teil.
Doch jetzt steht das Duell mit Nadal an. Coric war trotz den beiden Siegen noch nicht vollends zufrieden mit seinen Darbietungen. Obwohl er die Nummer 1 als Fernziel nennt, hat er auch unmittelbarere Ziele: Ein Sieg gegen den Spanier würde Coric im Ranking unter die Top 100 und damit die direkte Qualifikation für das Australian Open bringen. «In den nächsten zwölf Monaten will ich in die Top 50», erklärt der im November 18 Jahre alt werdende Tennisprofi.