Nach 310 Wochen ist vorläufig Schluss: Roger Federer ist nach verpasster Titelverteidigung beim Rasenturnier in Halle nur noch die Nummer zwei der Welt – hinter seinem Erzrivalen Rafael Nadal, der sich derzeit in Mallorca auf Wimbledon vorbereitet und nach seinem elften Triumph bei den French Open auf ein Vorbereitungsturnier auf Rasen verzichtet hat.
Keinen Einfluss hat das auf die Setzliste beim dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Diese führt Roger Federer an. Warum? Weil die Wimbledon-Organisatoren seit dem Jahr 2002 die Weltrangliste nur als Ausgangspunkt berücksichtigen, aber die Resultate auf Rasen zusätzlich höher gewichten, was die Setzliste zum Teil einschneidend verändert.
Weil Federer in dieser Zeit einmal in Wimbledon gewonnen hat, einmal den Halbfinal erreichte, dazu in Halle siegte, dazu den Final erreichte und in Stuttgart gewann, macht er die 50 Punkte Hypothek auf Nadal in der Weltrangliste wett. Der Spanier erreichte im Vorjahr in Wimbledon die Achtelfinals. Es ist das einzige zählbare Resultat auf Rasen in den letzten beiden Jahren.
Federer und Nadal können ohnehin erst im Final aufeinander treffen. Auswirkungen ergeben sich dahinter. Die signifikanteste: Der Kroate Marin Cilic, in der Weltrangliste die Nummer 5, in Wimbledon aber Vorjahres-Finalist und 2016 Halbfinalist und zuletzt Sieger in Queen's, rückt auf Position drei vor, verdrängt Juan Martin Del Potro und Alexander Zverev. Cilic kann damit erst in den Halbfinals auf Federer oder Nadal treffen.
Ebenfalls ein Profiteur ist Novak Djokovic, der am Sonntag in Queen's erstmals seit einem Jahr wieder in einem Final stand, diesen aber nach vergebenem Matchball verlor. Der Wimbledon-Sieger von 2011, 2014 und 2015 rückt bis auf Position 12 vor. Das hat stärkere Auswirkungen als die Grenze zwischen Position 8 und 9 der Setzliste – und Auswirkungen auf Federer.
Der 31-jährige Serbe wird in den Achtelfinals einem Spieler zwischen Position 5 und 8 der Setzliste zugelost und kann damit erst in den Viertelfinals auf Rafael Nadal oder Roger Federer treffen. Djokovic ist der einzige Spieler, der den Schweizer in Wimbledon in den letzten beiden Jahrzehnten mehr als einmal besiegt hat – 2014 und 2015 jeweils im Final.
Grösster Profiteur ist Milos Raonic (27), der Wimbledon-Finalist von 2016. Der Kanadier ist derzeit nur die Nummer 32 der Welt, wird in Wimbledon aber an Position 13 geführt. Grösster Verlierer ist der Spanier Pablo Carreno Busta (26): Der Zwölfte der Weltrangliste wird wohl um neun Positionen zurückgestuft. Die offizielle Setzliste wird am Mittwoch veröffentlicht.