Eigentlich hat er ja keine Zeit. Dauernd ist er am Handy, muss Hände schütteln, Auskunft geben, Fahrten organisieren. Doch wenn Roger Federer spielt, sitzt auch Stuttgarts Turnierdirektor Edwin Weindörfer in der ersten Reihe.
Es ist eine Zitterpartie. Federer liegt in der ersten Partie seit dem 24. März gegen den Deutschen Mischa Zverev (30, ATP 54) mit Satz und Breakball hinten. Unmut ist spürbar. Bei zwei Teilnahmen hat er sich hier nie wirklich wohl gefühlt. Und im Vorjahr musste er nach einem Spiel die Heimreise antreten. «Klar, das ging mir durch den Kopf. Dass es das dritte Mal in Folge sein könnte, dass es mir hier nicht gut läuft», gibt Federer zu.
"I'm super happy to be back on Tour"
— Tennis TV (@TennisTV) 13. Juni 2018
After a three-month break, @rogerfederer returns with a win at #MercedesCup pic.twitter.com/2ALiG7MaRo
Doch es kommt anders. Nachdem er elf Punkte in Folge und damit auch den ersten Satz verliert, setzt der Baselbieter sich mit 3:6, 6:4, 6:2 durch. «Das Positive ist, dass ich den Kopf nie habe hängen lassen», sagt er. Lange hatte er mit der Anspannung zu kämpfen. Man könne nicht einfach sagen, man müsse ruhig bleiben, dann komme es schon gut.
«Es ist okay, auch einmal in Hektik auszubrechen.» Was nicht heisst, dass er mit seiner Leistung restlos zufrieden ist. Einmal habe er einen Angriffsball durch die Mitte gespielt: «Das habe ich in meinem Leben noch nie gemacht. Und ich wusste: Das war völlig gaga. Zum Teil war es frustrierend.»
Der erste Sieg seit Ende März ist für ihn, der das Siegen gewohnt sein sollte, eine Erlösung. «Mir gingen viele Dinge durch den Kopf: Was muss ich noch erledigen? Du denkst an die Kinder, oder ein Telefonat, das du noch machen musst.»
Schlagzeilen zum möglichen 300-Millionen-Deal mit dem japanischen Ausrüster Uniqlo dominierten die letzten Tage. Der Baselbieter sagt zwar, die Verhandlungen würden ihn nicht gross beschäftigen, aber auch: «Es wäre für alle gut, wenn sich bald etwas ergibt.
Ab nun steht wieder der Sport im Mittelpunkt und man spürte: Federer war das ganz recht. Also erinnerte er auch daran, dass er die beiden letzten Spiele verloren hatte. «Darum war ein Sieg wichtig. Für mich beginnt nun die zweite Saisonhälfte.» Was war, sei nicht mehr so wichtig – auch der Sieg in Australien nicht.
Sein Viertelfinal-Gegner vom Freitag wird erst heute ermittelt. Erreicht Federer in Stuttgart den Final, löst er Rafael Nadal an der Spitze der Weltrangliste ab. «Es geht um die Nummer eins. Darum, hier endlich einmal gut zu spielen. Der Druck ist bei mir, auch wenn ich versuche, es locker zu sehen.» Und weil die Margen auf Rasen und über zwei Gewinnsätze klein seien, müsse er störende Gedanken verdrängen. Hektik kann da nur hilfreich sein. (aargauerzeitung.ch)