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Roger Federer kontert Kritik und fordert Schutz

Am Mittwoch, 13. Juni, kehrt Roger Federer in Stuttgart aus seiner Wettkampfpause zurück.
Am Mittwoch, 13. Juni, kehrt Roger Federer in Stuttgart aus seiner Wettkampfpause zurück.bild: zvg

Unter Beschuss: Roger Federer kontert Kritik und fordert Schutz

Der Schweizer wehrt sich gegen Kritik und äussert sich zum 300-Millionen-Deal. Nach zehn Wochen Pause ist er zurück auf der ATP-Tour und will am Mittwoch, 13. Juni, gegen Mischa Zverev einen guten Start in die Rasen-Saison folgen lassen.
12.06.2018, 22:2913.06.2018, 06:40
Simon Häring / Nordwestschweiz
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Der Duft von frisch frittiertem Fisch liegt in der Luft, der Geräuschpegel ist hoch. Roger Federer sitzt an einem Dreiertisch im Spielerrestaurant und unterhält sich animiert. Nach zehn Wochen Pause ist er hier wieder unter seinesgleichen. «Ich bin einfach froh, dass ich wieder unter den Spielern bin», sagt er später in einer kleinen Runde zu Schweizer Journalisten. Er fühlt sich wie einer von ihnen, doch wenn es um den erfolgreichsten Spieler der Geschichte geht, ist dann doch alles ein bisschen grösser, ein bisschen bedeutungsvoller. Für die Audienz des Baselbieters lassen die Organisatoren des Mercedes Cups einen Bereich des Restaurants räumen. Davon betroffen ist die Entourage von Feliciano Lopez.

Federer erzählt von den Trainings auf Rasen. Dass er jeweils Muskelkater habe. «Am Anfang jeweils am unteren Rücken, und am Hintern», sagt er mit einem Lachen.

Daraus, dass er mehr Pausen braucht als früher, macht er schon lange keinen Hehl mehr. Auch darum hat er auf die Sandsaison und damit auch auf die French Open verzichtet. Das hat ihm zum Teil beissende Kritik eingetragen. Mats Wilander sagte, Federer habe gegenüber dem Tennis eine Verantwortung, der er sich mit der Absage entziehe. Es würde Federer ja nicht schaden, in Paris einfach nur mitzuspielen, findet er.

Federer kontert die Kritik an seiner Person

Federer hat für diese Sicht der Dinge kein Verständnis. «Ich bin mit dieser Haltung nicht einverstanden. Ich habe höhere Ansprüche. Nur mitzuspielen, ist für mich nicht witzig», stellt er klar.

Verantwortung interpretiert er so: Die Zuschauer sollen den besten Federer sehen. «Sonst denken sich die Leute: Schön, ist er da, und ich werde niedergemetzelt. Das kann nicht das Ziel sein», sagt Federer. Wenn er auch auf Sand um Titel mitspielen wolle, brauche er eine gute Vorbereitung. «Es ist manchmal nicht so einfach, wie einige meinen. Ich habe aber vier Kinder. Und, sorry, ich möchte auch Zeit mit meiner Familie verbringen. Ich kann nicht all meine Träume verfolgen.»

Tennis Player Roger Federer attends a news conference during the Mercedes Cup ATP World Tour tournament in Stuttgart, Germany, Monday, June 11, 2018. (Sebastian Gollnow/dpa via AP)
Kehrt in Stuttgart gut gelaunt und optimistisch in den Tenniszirkus zurück: Roger Federer.Bild: AP/dpa

Die Kritik, die auch Guy Forget, Turnierdirektor der French Open, geteilt hatte, verletzt ihn im Stolz. Während 17 Jahren habe er jede Saison von Januar bis November bestritten. «Aber mit der Verletzung ist das «Fünferli abe». Ich merkte: Ich muss besser aufpassen, wenn ich noch länger spielen will.» Die Äusserungen von Wilander kontert er so: «Wir haben Meinungsfreiheit.»

«Kritik geht etwas zu weit»

Federer fordert mehr Verständnis für seine Situation und denkt auch an gewisse Privilegien. «Die Tour müsste mich manchmal schützen und sagen: ‹Sorry, der Roger darf etwas freier entscheiden. Wenn er länger dabei ist, ist es besser fürs Tennis.›» Er habe viel für den Sport gemacht. «Ich denke, einige Kritiker sind etwas weit gegangen.» Er glaubt aber, dass die Menschen verstehen, dass er Vorsicht walten lasse.

«Manchmal vergesse ich fast, meine Füsse zu tapen.»

Sein Körper brauche heute länger, um sich zu erholen. Aber auch für den Kopf seien Pausen elementar. «Dann merke ich, dass ich wieder frisch bin und auch Lust habe auf das ganze Drumherum», sagt er. Der Neustart sei zwar mit Unsicherheiten verbunden, doch Federer sieht darin auch einen gewissen Reiz. Wie sich das anfühle, wenn er nach langer Pause wieder Matches bestreite, wird er gefragt. «Das klingt jetzt zwar komisch, aber: amateurhaft. Manchmal vergesse ich fast, meine Füsse zu tapen. Oder das zweite Paar Socken anzuziehen, weil ich das im Training nie mache.»

Bald wieder die Nummer 1?

Sollte er in Stuttgart, wo er am Mittwoch auf den Deutschen Mischa Zverev (30, ATP 54) trifft, den Final erreichen, verdrängt er am Montag Rafael Nadal wieder von der Spitze der Weltrangliste. «Das ist alles sehr speziell, das ist ja ein Weltrekord, von dem wir hier reden», sagt er.

Für Gesprächsstoff sorgt weiterhin auch das 300-Millionen-Angebot, das Federer vom japanischen Ausrüster Uniqlo vorliegen haben soll. Der Fall ist komplex: Der bisherige Ausrüster Nike hält die Rechte am «RF»-Logo und Uniqlo stellt keine Tennisschuhe her. Zudem drängt die Zeit. Ein neuer Ausrüster möchte sich im grössten Schaufenster präsentieren, und das ist Wimbledon, das Ende Juni beginnt.

Gut möglich, dass es nur noch um Details geht, doch diese haben es in sich: Federer ist bekannt dafür, Deals an Bedingungen zu knüpfen, die seine Stiftung und Projekte berücksichtigen. «Unterzeichne ich Verträge für fünf Jahre oder zehn Jahre, was sehr interessant und lukrativ ist, muss ich mich fragen, ob ich mich als Botschafter sehe.» Eine Ablenkung sei der Fall nicht. «Es beschäftigt mich nicht grossartig. Das ist Teil des Geschäfts.» (aargauerzeitung.ch)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jol Bear
12.06.2018 23:02registriert Februar 2014
Wilander hatte seine Karriere mit 32 Jahren beendet und mitte 20 letztmals Turniere gewonnen. Mit 7 Grandslam-Titeln gehört er zweifellos zu den ganz Grossen in der Tennisgeschichte. Aber um über die Turnierplanung eines 36 jährigen Oldies, der vor kurzem noch einen GS-Titel abgeräumt hat zu urteilen, ist er definitiv der falsche Mann.
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Kunibert der Fiese
12.06.2018 23:34registriert März 2016
Die kritik von wilander ist einfach nur lächerlich. federer muss niemandem mehr etwas beweisen, und schulden tut er auch niemandem etwas.
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Adumdum
12.06.2018 23:09registriert Juli 2014
Bisschen albern von Mats Wilander - aber so bleibt man halt auch im Gespräch. Wieviele Spiele hat der denn so pro Saison gemacht? und als er abgetreten ist hat er ja auch das Tennis „im Stich gelassen“ -sollte Roger dann lieber nochmal French Open spielen, sich verletzen und dann ganz abtreten? Wäre ich Federer würde ich mich noch viel mehr aufregen 😊 aber deshalb hält der wahrscheinlich schon so lange durch weil er einfach cooler ist.
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