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Federer über Karriere, Millionen-Deal und seine Auszeit

11.06.2018, Baden-Wuerttemberg, Stuttgart, Tennis, ATP-Tour: Roger Federer spricht waehrend einer Pressekonferenz. (KEYSTONE/DPA/Sebastian Gollnow)
Roger Federer ist zurück und spricht trotzdem vom Abschied: «Ich glaube, dass der Sprung ins Danach ganz okay sein wird.»Bild: dpa

«Das Ende ist näher denn je» – Federer über Karriere, Millionen-Deal und seine Auszeit

Roger Federer (36) kehrt nach zweimonatiger Pause in den Tennis-Zirkus zurück und stellt sich in Stuttgart den Fragen der Medien. Dabei spricht er unter anderem über seinen Abschied von der Tennisbühne.
11.06.2018, 21:0511.06.2018, 21:14
Simon Häring / Nordwestschweiz
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Roger Federer meldet sich zurück auf der Tennistour. Am Montag trat er in Stuttgart vor die Medien. Tags zuvor trainierte er erstmals auf der Anlage des TC Weissenhof, wo er seinen ersten Titel anstrebt und im Vorjahr bereits in der zweiten Runde gescheitert war.

Zehn Wochen hatte er pausiert. Zeit, in der sich viele Fragen angestaut haben. Auch jene zu einem Sponsoren-Deal, der ihm kolportierte 300 Millionen Franken einbringen soll. Das sind die brennendsten Fragen und Federers Antworten darauf.

Der Millionen-Deal

«Das sind alles nur Gerüchte. Was ich bestätigen kann, ist, dass mein Vertrag mit Nike im März ausgelaufen ist, das ist ein Teil des Geschäfts.»

300 Millionen Franken für zehn Jahre – so soll das Angebot des japanischen Ausrüsters Uniqlo lauten, das Federer vorliegen soll. Federer sagt: «Das sind alles nur Gerüchte und ist Teil des Geschäfts, auch wenn das nicht immer angenehm ist. Was ich bestätigen kann, ist, dass mein Vertrag mit Nike im März ausgelaufen ist.»

Nike hält die Rechte an Federers «RF»-Logo.
Nike hält die Rechte an Federers «RF»-Logo.bild: keystone

Die Amerikaner rüsteten ihn seit 1998 aus und halten die Rechte an seinem «RF»-Logo. Sollte Federer diese abkaufen müssen, könnte ihn das teuer zu stehen kommen. Möglich ist aber auch dieses Szenario: Uniqlo wird in den Verhandlungen mit Nike nur als Druckmittel verwendet. Manager Tony Godsick äussert sich nicht zum Fall.

Die Nummer 1

«Ich war mehrere Monate weg und muss erst kleinere Brötchen backen. Aber natürlich hat man das im Kopf.»

309 Wochen führte Federer die Weltrangliste an, letztmals Ende Mai. Erreicht er in Stuttgart den Final, verdrängt er seinen Rivalen Rafael Nadal von der Spitze. «Es ist eine spezielle Situation, wenn die Nummer eins auf dem Spiel steht. Das ist eine Extramotivation für mich», sagt Federer.

Allerdings erinnert er ans Vorjahr, wo er nach langer Pause gleich das erste Spiel gegen Tommy Haas verlor. «Ich war mehrere Monate weg und muss erst kleinere Brötchen backen.» Gerade zu Turnierbeginn sei es schwierig, zumal er am Mittwoch mit Mischa Zverev oder Michail Juschni auf einen Gegner trifft, der schon eine Partie bestritten hat. «Für mich wird es hingegen ein Kaltstart.»

Seine Auszeit

«Viele vergessen, dass ich auch noch vier Kinder habe. Bei mir ist immer viel los und darum brauche auch ich einmal Ruhe. Die Pausen sind wichtig.»

Federer liess auf Ibiza die Seele baumeln und spannte in den Bergen aus. Zudem war er in Sambia, wo er sich Projekte seiner Stiftung anschaute. Die Pause sei für ihn wichtig gewesen. «Bei mir geht es um mehr als um die Direktduelle mit Nadal: Um die Gesundheit, und darum, die Freude am Tennis beizubehalten», sagt Federer.

«Viele vergessen, dass ich auch noch vier Kinder habe. Bei mir ist immer viel los und darum brauche ich auch einmal Ruhe. Die Ferien waren wunderbar.» Gleich nach dem Turnier in Miami sei er verreist, dann folgte ein Aufbaublock. «Ich konnte gut trainieren und hatte keine Rückschläge.» Danach hatte er nochmals eine Woche frei. «Und seit einem knappen Monat trainierte ich in der Schweiz oder in Dubai.»

Rafael Nadal

«Ich habe an den French Open zwar kaum einen Ballwechsel gesehen. Das muss ich aber auch nicht, um zu wissen, wie stark er ist. Ich kann mich vor Rafael Nadal nur verneigen.»

Während Rafael Nadal zum elften Mal in Paris triumphierte, trainierte Roger Federer am Sonntag in Stuttgart. Er habe zwar kaum einen Ballwechsel gesehen, den Sieg von Nadal habe er aber fast erwartet, weil er die Sandsaison mit den Siegen in Monte Carlo, Barcelona und Rom fast nach Belieben dominiert hatte.

Roger Federer weiss, wie stark Rafael Nadal ist.
Roger Federer weiss, wie stark Rafael Nadal ist.bild: keystone

«Ich muss Rafa nicht sehen, um zu wissen, wie stark er ist.» Er habe ja selber oft genug gegen ihn auf Sand gespielt, fügte er lächelnd an. Nur 2 der 15 Duelle hat Federer gewonnen. Er sagt: «Überhaupt ein Turnier elf Mal zu gewinnen, ist schon eine unglaubliche Leistung, und bei ihm sieht es fast schon locker aus. Ich kann mich vor Nadal nur verneigen, fantastisch.»

Wimbledon

«Nadal ist neben mir der Favorit. Wer zwei Mal dort gewinnt, tut das nicht zufällig. Für mich ist es wundervoll, dass ich das Turnier eröffnen kann.»

Achtmal hat Federer in Wimbledon das Einzel-Turnier gewonnen. «Für mich ist dieser Titel immer noch das Nonplusultra. Dass ich das Turnier als Titelverteidiger eröffnen kann, ist wundervoll», sagt Federer. Im Vorjahr gab er keinen Satz ab, doch so einfach wird es in diesem Jahr wohl nicht.

«Rafael Nadal hat auch schon zwei Mal in Wimbledon gewonnen. Und wer das schafft, tut das nicht zufällig. Er ist neben mir sicher Favorit.» Nadal sei ja nicht nur der Sandplatzkönig. «Er spielt mittlerweile aggressiver, offensiver und ist darum besser auf schnelleren Belägen.»

Von 2006 bis 2008 spielten sie dreimal im Wimbledon-Final gegeneinander, zweimal gewann Federer. Das Duell vor zehn Jahren, das er als «dramatisch» bezeichnet, verlor der Schweizer aber in fünf Sätzen. Es gilt als bestes Spiel der Tennisgeschichte.

Federers Erfolgsrezept – die wissenschaftliche Erklärung

Video: srf

Seither sind die beiden in Wimbledon nicht mehr aufeinandergetroffen. Weil Federer und Nadal aber die Titel bei den letzten sechs Grand-Slam-Turnieren unter sich ausgemacht haben, ist die Hoffnung gross, dass es im Juli zur Neuauflage des Finals kommt. Doch Federer warnt, das Turnier nur auf dieses Duell zu reduzieren.

Zu rechnen sei auch mit Marin Cilic, Juan Martin del Potro und Alexander Zverev, dessen Spiel für Rasenplätze prädestiniert sei, sagt Federer. Der Deutsche habe einen starken Aufschlag und einen guten Return, deshalb erwarte er viel von ihm. «Und natürlich hoffe ich auch, dass Novak Djokovic und Stan Wawrinka wieder stark zurückkommen – und Murray natürlich auch.» Vor Wimbledon tritt Federer in der kommenden Woche noch in Halle an.

Die Sandfrage

«Ich bin ja nicht mehr 23 Jahre alt. Aber auch für mich fühlte es sich ein bisschen komisch an, nicht zu spielen, obwohl ich bereit gewesen wäre.»

Lange hatte er mit einer Rückkehr auf Sand kokettiert. Dass er danach doch nicht in Roland Garros antrat, hat auch für Irritationen gesorgt. Mats Wilander sagte zum Beispiel, Federer nehme die Verantwortung gegenüber dem Sport nicht wahr, und Boris Beckers ehemaliger Manager Ion Tiriac sagte, Federers Verhalten sei nicht korrekt.

Nun ist es nicht so, dass Federer diese Kritik kalt lässt. Doch er sagt auch: «Ich bin nicht mehr 23 Jahre alt und Pausen sind wichtig. Wichtiger auch als eine French-Open-Schlacht mit Rafa. Aber klar, die hätte ich auch gerne wieder einmal. Wer weiss, das kommt vielleicht im nächsten Jahr, oder später. Was die Zukunft bringt, werden wir sehen.»

Von 2000 bis 2016 trat er bei 65 Grand-Slam-Turnieren in Folge an. «Ich war ja mein Leben lang derjenige, der gespielt hat. Darum fühlt es sich auch für mich immer noch ein bisschen komisch an, nicht zu spielen, obwohl ich bereit gewesen wäre.» Seit seiner Knieverletzung im Jahr 2016 sei er bereit, auch solche Entscheidungen zu treffen.

Die Rasensaison

«Ich fühle mich frisch und bereit. Wir hatten in diesem Jahr auch mehr Glück mit dem Wetter. Ich bin wirklich sehr zufrieden, wie alles verlaufen ist.»

Mit 17 Titeln ist Federer auf Rasen der erfolgreichste Spieler der Geschichte, zudem opferte er zum zweiten Mal in Folge die Sandsaison, um sich optimal vorzubereiten – in der Schweiz und in Dubai.

«Es ist wunderbar aufgegangen. Ich habe sicher mehr Tennis gespielt als an der Kondition gearbeitet. Auch mit dem Wetter hatten wir Glück. Ich bin sehr zufrieden, fühle mich frisch und bereit.» Zwar strebe er in Stuttgart den Titel an, doch er sagt: «Erst war ich euphorisch, dann kam die Auslosung, so ist das meistens. Ich hoffe auf einen guten Start und dann schauen wir mal. Garantien gibt es aber keine.»

Das Karriereende

«Das Ende ist näher als je zuvor, das ist normal. Aber wann das sein wird, weiss ich auch nicht. Das Leben bleibt auch danach interessant und witzig.»

Ja, auch diese Frage musste er wieder einmal beantworten. Federer tat das so: «Mich treibt die Freude am Spiel an. Das ist das Wichtigste. Aber klar gehört da auch das Gefühl des Gewinnens dazu. Und auch Rekorde können reizvoll sein.» Er denkt daran, nochmals die Nummer 1 zu werden. Damit würde er seine Rekord-Marke an der Spitze der Weltrangliste «noch ein bisschen hochschrauben».

Solange seine Frau und die Kinder mit dem Leben auf der Tour einverstanden seien («Die Kinder reisen gerne und meine Frau steht ja schon immer voll dahinter»), mache alles so viel Freude.

«Aber klar: Das Ende ist näher als je zuvor, das ist normal, aber wann das sein wird, weiss ich auch nicht. Wenns dann vorbei sein wird, habe ich das Gefühl, dass das Leben ebenfalls interessant sein wird, witzig und lustig auch – vor allem mit den Kindern. Aber klar, es wird, je älter sie werden, auch ernster – zum Beispiel mit der Schule. Ich freue mich drauf, bin aber auch selber ein wenig gespannt. Ich glaube aber, dass der Sprung ins Danach ganz okay sein wird.» (aargauerzeitung.ch)

Die vielen Gesichter des «Maestros»

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Die vielen Gesichter des «Maestros»
Nicht drängeln, es hat genügend Bilder für alle! Roger Federers Werdegang vom Talent zum Superstar in 100 Fotos.
quelle: x90003 / issei kato
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4 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mr Kakapopoloch
11.06.2018 22:40registriert November 2014
Egal wann du gehst, ich ziehe meinen 🎩.

Well done Roger!
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Sheez Gagoo
12.06.2018 02:35registriert November 2015
Das Ende ist IMMER näher den je, egal an welchem Karrierepunkt man steckt.
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