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Roger Federer bricht bei Interview über Peter Carter in Tränen aus

Basel, 14.08.2002, Roger Federer und Freundin Miroslava Vavrinec waehrend der Abdankungsfeier. © Andy Mueller/POOL/EQ Images (KEYSTONE/EQ IMAGES/Andy Mueller)
Roger Federer und Mirka (damals Vavrinec) während der Abdankungsfeier von Peter Carter 2002. Bild: EQ IMAGES

«Ich hoffe, er wäre stolz auf mich» – bei dieser Frage bricht Federer in Tränen aus

Noch bevor Roger Federer den ersten von 20 Grand-Slam-Titeln gewann, schlug das Schicksal zu. Sein Trainer Peter Carter verstarb 2002 37-jährig auf seiner Hochzeitsreise in Südafrika. Er hatte ihm die Reise in das Heimatland seiner Mutter empfohlen.
07.01.2019, 16:2008.01.2019, 09:20
simon häring / ch media
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Es war vielleicht die schwärzeste Stunde im Leben von Roger Federer: Am 1. August 2002, sieben Tage vor Federers 21. Geburtstag, kam sein damaliger Trainer Peter Carter bei einem Autounfall auf seiner Hochzeitsreise in Südafrika ums Leben. Der Australier, der es bis auf Position 173 der Weltrangliste schaffte, war 1993 nach Basel übergesiedelt, hatte eine Schweizerin geheiratet und als Trainer bei den Old Boys Basel Federer betreut.

Der Schweizer Davis Cup Team Director Peter Carter beobachtet beim Training seine Spieler in der Olympiahalle in Moskau am Donnerstag, 7. Februar 2002. (KEYSTONE/Markus Stuecklin)
Peter Carter im Februar 2002 als Schweizer Davis-Cup-Coach. Bild: KEYSTONE
«Er wollte nicht, dass ich mein Talent vergeude.»
Roger Federer über Peter Carter

Federer arbeitete im Alter von 10 bis 14 und von 16 bis 20 mit Carter. «Peter lehrte mich, vor jeder Person Respekt zu haben – egal, ob diese berühmt ist oder nicht. Er und meine Eltern haben mir Werte vermittelt», sagte Federer vor einem Jahr in Australien. Erst in Basel, später im Leistungszentrum von Swiss Tennis in Ecublens VD. «Peter Carter war es, der mich am meisten geprägt hat. Mit ihm feilte ich an Aufschlag, Vorhand, Rückhand, Netzspiel.»

Als er vom TV-Sender «CNN» gefragt wird, was es Carter wohl bedeuten würde, wenn er nun sähe, dass Federer 20 Grand-Slam-Titel gewonnen hat, bricht dieser in Tränen aus. «Ich hoffe, er wäre stolz auf mich. Er wollte nicht, dass ich mein Talent vergeude. Ich denke, es war eine Art Weckruf für mich, als er starb. Danach begann ich, wirklich hart zu trainieren.» Carter sei eine sehr wichtige Person in seinem Leben, «eine der wichtigsten überhaupt», präzisiert er.

Bis heute ist er Bob und Diana, den Eltern von Peter Carter, eng verbunden und lädt sie jeweils zu den Australien Open ein. Mit einem All-inclusive-Package, das 1.-Klasse-Tickets beinhaltet, mit denen Federer das Ehepaar aus dessen Wohnort Adelaide einfliegen lässt, sowie ein Zimmer bei sich im Luxushotel. Federer lässt die Carters an seinem Familienleben teilhaben, führt sie zum Essen in die erlesensten Restaurants aus. So bewahrt er das Andenken.

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Marc Rosset, Roger Federer, Michel Kratochvil und George Bastl gedenken beim Davis Cup 2002 dem verstorbenen Peter Carter.Bild: KEYSTONE

Carter traf auf Federer, als dieser neun Jahre alt war. Es entstand eine enge Freundschaft, die auch nicht zerbrach, als Federer später Peter Lundgren zu seinem Trainer machte. Als er von Darren Cahill, dem damaligen Trainer von Andre Agassi und Freund von Carter, in Toronto vom Tod Carters erfuhr, rannte er weinend und schreiend durch die Strassen. «Sein Tod war ein fürchterlicher Schlag für mich und meine Familie», erinnerte er sich an den fatalen Tag.

Roger Federer from Switzerland, winner of the ATP tennis tournament in Vienna, wipes his tears in an emotional moment, on Sunday, Oct. 13, 2002. After receiving his trophy Federer remembered in a spee ...
Federer gewinnt im Oktober 2002 in Wien – und erinnert in seiner Siegrede an seinen verstorbenen Trainer.Bild: AP

«Ich würde ihm gerne sagen, dass ich enorm glücklich bin, dass ich die richtigen Leute und die richtigen Coaches zur richtigen Zeit um mich hatte. Klar, ich traf die Entscheidungen, aber ich hatte auch Glück», sagt Federer, was er Carter gerne sagen würde. Ab Montag strebt Federer bei den Australian Open seinen siebten Titel an, den dritten in Folge. Es wäre sein 21. Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier. Und in jedem einzelnen steckt auch ein Stück von Peter Carter.

Das sind die wichtigsten Rekorde von Roger Federer

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Das sind die wichtigsten Rekorde von Roger Federer
Älteste Weltnummer 1: Mit 36 Jahren und 320 Tagen war Roger Federer im Juni 2018 der älteste Mann, der je auf dem Tennis-Thron gesessen hat.
quelle: epa/anp / koen suyk
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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Prodigy
07.01.2019 15:29registriert Oktober 2017
Verdammt dieser Typ ist der lebende Beweis dafür das man Demut vor dem Leben zeigt egal wie viel Erfolg man hat. Ein Botschafter nicht nur für die Schweiz, mehr ein Vorbild für viele Menschen auch ausserhalb unserer Grenzen.
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Joshuuaa
07.01.2019 15:41registriert Januar 2016
Ein Kompliment an die Journalistin im Video: Man merkt ihr an, dass sie sich für den Menschen interessiert. Sie zeigt Empathie und Mitgefühl. Und es scheint fast so, als würde sie durch die Fragen, die sie stellt, unterstützen wollen. All das sind Eigenschaften, die (gerade im Sport-)journalismus keine Selbstverständlichkeit sind. Werde mir den ganzen Bericht auf jeden Fall angucken.
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Gelöschter Benutzer
07.01.2019 16:28registriert April 2017
Roger, ich ziehe meinen Hut. Nicht nur, dass du nach solchen Erfolgen und so langer Zeit im Rampenlicht immer noch so tiefgehende Emotionen für deine Wurzeln hast, nein du hast auch noch die Grösse diese Gefühle zu zeigen.
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