Wer wird dereinst als «GOAT» (Greatest of all time) in die Geschichte eingehen? Die ewige Diskussion wird nach jedem Grand-Slam-Turnier neu lanciert. Zwei Rekorde gelten als ausschlaggebend, ob jemand überhaupt den Anspruch hat, in der «Ziegen-Frage» mitmischen zu können:
Mit 20 Grand-Slam-Pokalen im Trophäenschrank und 310 Wochen auf dem Tennis-Thron ist Roger Federer noch immer Rekordhalter in dieser Kategorie, doch sein Vorsprung schmilzt. Bei den Grand-Slam-Titeln holen Rafael Nadal und Novak Djokovic immer mehr auf: Der Spanier ist mit seinem 12. Triumph beim French Open erstmals bis auf zwei Major-Titel an Federer herangerückt und Djokovic ist dank seines Erfolgs im epischen Wimbledon-Final gegen den «Maestro» auch schon bei 16 Grand Slams angekommen.
Australian Open x 7 🏆
— ITF (@ITF_Tennis) 15. Juli 2019
Roland-Garros x 1 🏆
Wimbledon x 5 🏆
US Open x 3 🏆@DjokerNole is closing in 👀
Can he catch up with Roger Federer and Rafael Nadal? pic.twitter.com/4BSnGHL8Kh
Die Tendenz zeigt, dass Federer seinen Major-Rekord wohl abgeben muss. Von den Grand-Slam-Turnieren seit Federers letztem Erfolg beim Australian Open 2018 haben seine Dauerrivalen sämtliche Trophäen untereinander ausgemacht: Nadal gewann zweimal beim French Open, Djokovic zweimal in Wimbledon und je einmal beim Australian und US Open.
#Wimbledon 🏆
— Tennis TV (@TennisTV) 15. Juli 2019
US Open 🏆
Australian Open 🏆
Roland Garros SF
Wimbledon 🏆
4 of the last 5 Grand Slams won. A @DjokerNole dynasty. pic.twitter.com/XJRlbgbSWP
Mit zwei weiteren French-Open-Titeln würde Nadal also 2021 – er wäre dann 35 Jahre alt – zu Federer aufschliessen. Doch der unbestrittene Sandkönig hat in Wimbledon und mit seiner Finalteilnahme in Australien einmal mehr gezeigt, dass auch auf schnellen Unterlagen mit ihm zu rechnen ist, wenn er gesund bleibt.
Tennis GOATS
— Kai (@MacroTechnicals) 14. Juli 2019
• Federer 37yrs #20
• Nadal 33yrs #18
• Djokovic 32yrs #16 as of today #CatchMeIfYouCan
these 3 chaps won 54 / 67 or 81% of the majors since 2003 . incredible. pic.twitter.com/eARgDzMmEe
Das Mass aller Dinge auf schnellen Unterlagen ist derzeit aber ganz klar Novak Djokovic. Setzt er seine Siegesserie auf Hartplatz und Rasen fort, wird er Federers Rekord bereits am US Open 2020 egalisiert haben.
Der «Djoker» ist auch beim Nummer-1-Rekord Federers härtester Konkurrent. Diesen könnte sich der 32-jährige Serbe noch früher schnappen. Djokovic ist heute in seine 261. Woche als Weltranglisten-Erster gegangen. Bleibt er 50 weitere Wochen auf dem Tennis-Thron, wäre Federers Bestmarke von 310 Wochen kurz vor Wimbledon 2020 Geschichte.
Im Moment sieht es nicht danach aus, als würde Djokovic an der Spitze des Rankings bald abgelöst. Mit 12'415 Punkten liegt er rund 4500 Punkte vor seinem ersten Verfolger Rafael Nadal, was dem Gegenwert von rund zwei Grand Slams entspricht. Auf Rang 3 folgt Federer mit 7460 Zählern. Die drei «GOAT»-Anwärter gewinnen momentan fast alle grossen Titel, Schützenhilfe von der nächsten Generation um Alexander Zverev, Dominic Thiem und Stefanos Tsitsipas ist so bald nicht zu erwarten.
Federer schaut dem Tag, an dem er seine wichtigsten Bestmarken abgeben muss, aber gelassen entgegen: «Die Rekorde waren früher eine grosse Sache. Als ich sie brechen konnte. Wenn sie nun einer übertrifft, ist das grossartig für diejenige Person», erklärte er nach der Final-Niederlage in Wimbledon. «Ich bin nicht deswegen Tennisspieler geworden. Wirklich nicht. Es ging mir immer darum, ein Turnier wie Wimbledon zu gewinnen, vor einem solch grossartigen Publikum auf diesem Centre Court gegen einen Spieler wie Novak antreten zu dürfen. Deswegen spiele ich.»
Ganz anders Djokovic. Schon vor dem Final gegen Federer machte er klar, was seine Ziele sind: «Ich hätte in meiner Karriere schon genug erreicht, um aufzuhören. Doch ich tue es aus zwei Gründen nicht: Erstens macht es mir Spass, und zweitens möchte ich Geschichte schreiben. Ich möchte so viele Grand-Slam-Titel holen wie möglich, und ich möchte auch den Rekord für die meisten Wochen an der Spitze der Weltrangliste.»
Zum Leidwesen vieler Federer-Fans ist der «Djoker» auf gutem Weg, sich beide Bestmarken zu schnappen, und er orientiert sich ausgerechnet an seinem grossen Rivalen. Bei der Siegerehrung sagte er: «Roger hat vorhin gesagt, dass er hofft, anderen Spielern gezeigt zu haben, dass es auch mit 37 Jahren nicht vorbei sein muss. Ich bin einer von ihnen. Er inspiriert mich.» Was als nette Geste gedacht war, klang eher wie eine Drohung.