Während seiner zweimonatigen Auszeit hatte Roger Federer (36) reichlich Zeit, sich seiner Familie zu widmen. Eben erst war er im Kinderzoo in Rapperswil, zuvor ging er mit seinen Anhängern in einem Shoppingcenter in Spreitenbach auf Tuchfühlung. Und auch für ein paar Tage Ferien auf Ibiza reichte die Zeit. Doch hinter den Kulissen arbeitete sein Manager Tony Godsick offenbar mit Hochdruck an einem Millionen-Deal mit dem japanischen Sportartikelhersteller Uniqlo.
Wie der italienische Journalist Vincenzo Martucci, lange bei der «Gazzetta dello Sport», berichtet, steht Federer kurz vor dem Abschluss eines Sponsoren-Deals, der ihm in zehn Jahren 300 Millionen Franken einbringen soll. Hintergrund: Der Vertrag mit Nike ist bereits im März ausgelaufen, die Verhandlungen über eine Verlängerung blieben bisher ergebnislos. Nun hat sich offenbar Uniqlo eingeschaltet. Der Wechsel wäre ein veritables Erdbeben.
Uniqlo, wo auch Kei Nishikori unter Vertrag steht, sucht nach dem Abgang von Novak Djokovic zu Lacoste nach einem neuen Gesicht, um sich auch im europäischen Markt zu etablieren. Vor sechs Jahren hatten die Japaner den Serben von Adidas abgeworben. Federer wird seit 1998 von Nike ausgerüstet, der Schweizer hat sogar eine eigene «RF»-Linie. Der 2008 unterzeichnete Zehnjahresvertrag hatte ein kolportiertes Gesamtvolumen von 100 Millionen Franken.
Federers Portfolio an Sponsoren ist stark diversifiziert, doch Nike ist aus monetärer Sicht der mit Abstand wichtigste Partner. Zudem halten die Amerikaner dem Vernehmen nach die Rechte am «RF»-Logo, das auch für die Stiftung des Tennis-Spielers verwendet wird. Würde heissen: Sollte Federer sich Uniqlo anschliessen, dürfte er seine stilisierten Initialen nicht mehr verwenden. Es ist nicht die einzige Hürde bei diesem Geschäft: Uniqlo stellt bisher keine Tennisschuhe her.
Auch dieses Beispiel zeigt: Selbst wenn Verträge wie jener mit Nike auslaufen, gestaltet sich die Entflechtung aller Interessen äusserst komplex. Federer selber machte diese Erfahrung, als er 2013 den Sportvermarkter IMG verliess und sich mit seinem Manager Tony Godsick und der Agentur «Team 8 Global» selbständig machte. Es geht dabei auch um Bild- und Markenrechte. Und vor allem: um viel Geld. Auch damals gestaltete sich der Prozess kompliziert und langwierig.
Doch in geschäftlichen Angelegenheiten gilt Federer als kompromisslos. Das beweist auch dieses Beispiel: 2006 kaufte er sich für zwei Millionen Franken aus dem Fünf-Jahres-Kontrakt mit der Uhrenmarke Maurice Lacroix. Kurz darauf unterschrieb er einen lukrativen Vertrag beim Konkurrenten Rolex. Sein Portfolio, das auch Marken wie Mercedes-Benz, Moët & Chandon, oder Lindt & Sprüngli beinhaltet, brachte ihm im Vorjahr nach Schätzungen des Wirtschaftsmagazins «Forbes» 65 Millionen Dollar ein.
Dem Vernehmen nach soll Federer bereits in Wimbledon mit Uniqlo-Artikel spielen. Manager Tony Godsick liess die Anfrage, ob ein Wechsel ein Thema sei, unbeantwortet. Roger Federer kehrt am Mittwoch nach einem Freilos in Stuttgart auf den Tennisplatz zurück, noch in Nike-Kleidung. Bereits am Montagmittag stellt er sich nach zweimonatiger Pause den Fragen der Öffentlichkeit. Über geschäftliche Angelegenheiten wird der dabei aber wohl kaum sprechen.