1. Chris Froome (Gb)
2. Romain Bardet (Fra) +0:23
3. Rigoberto Uran (Kol) +0:29
Die Tour de France begann vor drei Wochen in Düsseldorf mit einer 14 Kilometer langen Prüfung gegen die Uhr. Von den drei Kandidaten auf den Gesamtsieg war Froome auf Rang 6 der Bestklassierte. Bardet büsste 39 Sekunden auf den Briten ein, Uran sogar 51 Sekunden.
Mit 22,5 Kilometern ist das Zeitfahren relativ kurz – viel Zeit, um Froome noch zu überholen, bleibt seinen Gegnern nicht. Und der Brite ist ein herausragender Zeitfahrer, der an der Tour de France schon zwei Prüfungen gegen die Uhr gewonnen und im letzten Jahr auch an der Vuelta zugeschlagen hat. «Wenn alles gut läuft, sehe ich für mich gute Chancen, aber es ist noch eng», sagte Froome. Es scheint indes, dass den 32-Jährigen nur ein Sturz oder ein Defekt am dritten Gesamtsieg in Folge hindern kann.
Auf dem Papier der schwächste Zeitfahrer des Trios. Aber vor zwei Jahren fuhr Bardet an der Tour de Romandie auf einem dem heutigen Profil ähnlichen Parcours auf Rang 7 und nahm Froome dabei zehn Sekunden ab. Mit den Beinen kann der Franzose wohl nicht mithalten – aber vielleicht verleiht ihm die Möglichkeit Flügel, als erster Einheimischer seit 1985 die Tour de France zu gewinnen. Der 26-jährige Bardet kündigte an, «mit Herz und Leidenschaft» zu kämpfen: «Es ist noch nicht entschieden.»
Der Kolumbianer hat am Giro d'Italia auch schon ein hügeliges Zeitfahren gewonnen, dazu hat er weitere Top-Resultate in dieser Disziplin vorzuweisen. Allerdings liegen diese Ergebnisse schon etwas zurück, in den vergangenen zweieinhalb Jahren war Uran im Kampf gegen die Uhr nie mehr vorne dabei. In den letzten Tagen in den Bergen wirkte er ausserdem eine Spur schwächer als seine Kontrahenten Froome und Bardet. «Das Zeitfahren kommt nach 20 anstrengenden Etappen, mal schauen, wie es geht», wollte sich Uran nicht an Spekulationen beteiligen.
Wenn nach dem Zeitfahren nur eine, zwei oder drei Sekunden den Leader vom Zweitplatzierten trennen: Wird der Verfolger dann auf der Schlussetappe auf den Champs-Elysées in Paris attackieren und versuchen, sich doch noch den Gesamtsieg zu schnappen? Nein, wird er nicht. Es gibt das ungeschriebene Gesetz, dass am letzten Tag einer dreiwöchigen Rundfahrt der Leader nicht mehr angegriffen wird.
Daran halten sich die Fahrer – ansonsten haben sie es für den Rest ihrer Karriere schwer, sich im Peloton zu bewegen. Denn wer gegen die Regel, die nirgends festgehalten ist, verstösst, wird von den Berufskollegen geächtet und dem wird das Leben auf zwei Rädern schwer gemacht. Weil bei jedem Rennen neue Allianzen geschmiedet werden müssen, könnte sich das nur ein Fahrer leisten, der nach der Tour de France seine Karriere umgehend beenden würde.
Im Zeitfahren der 1. Etappe in Düsseldorf musste sich Stefan Küng noch mit Rang 2 begnügen, die verpasste Chance auf das Maillot Jaune ärgerte den Thurgauer sehr. Geschlagen wurde er von Geraint Thomas, der die Tour wegen eines Sturzes aufgeben musste.
Küng machte einen guten Eindruck, versuchte, so viel Kraft wie möglich für das Zeitfahren zu sparen. Der Ostschweizer wird alles daran setzen, bei seiner Tour-Première auch gleich eine Etappe zu gewinnen. Sein schärfster Rivale dürfte Tony Martin sein. Der mehrfache Zeitfahr-Weltmeister aus Deutschland wollte zum Auftakt in der Heimat unbedingt ins Leadertrikot fahren und wurde bloss Vierter. Auch den Weissrussen Vasil Kiryienka muss man auf dem Zettel haben – wie auch Froome, der neben dem Gesamt- noch so gerne auch einen Etappensieg feiern möchte. Und vielleicht setzt Primoz Roglic noch einen drauf, der slowenische Sieger einer schweren Bergetappe in dieser Woche gilt eigentlich als Zeitfahr-Spezialist.