Philipp Reich, Redaktor Daten: Es war 2010 oder 2011 an den Swiss Indoors in Basel. Während der Pressekonferenz nach einem Federer-Sieg musste ich dringend auf die Toilette. Ich harrte aus, bis die Radios und das Fernsehen dran waren und verschwand dann kurz aufs stille Örtchen. Als ich zurück zu meinem Arbeitsplatz wollte, kam mir ein Schrank von einem Mann entgegen. Ich dachte mir nichts dabei, wich in der engen Gasse kurz aus, reihte mich wieder ein. Dann passierte es. Ich prallte mit Roger Federer zusammen, der vom Presseraum zurück in die Garderobe wollte. Mir war das schrecklich peinlich, natürlich entschuldigte ich mich sofort. Roger nahm's gelassen. Was er genau gesagt hat, ist mir leider entfallen.
Nico Franzoni, Allzweckwaffe: 2017 spielte Federer in Zürich gegen Andy Murray. Vor dem «Match for Africa» tauchten die beiden für alle überraschend auf der Limmat auf, um dort ein wenig Tennis auf einem Floss zu spielen. Franzoni ging sofort hin, hat sich mit Charme einen Platz auf einem Boot erschnorrt und den Maestro gefragt, ob er eigentlich die watson-App schon auf dem Smartphone habe. «Noch nicht», antwortete er – und versprach, dies nachzuholen.
Oliver Baroni, Redaktor Food, Drinks & Cars: Als meine Tochter in der Unterstufe war, kam sie eines Tages zum Mittagessen nach Hause und sagte, alle Kinder seien zum Tennisplatz rübergerannt (gleich neben der Schule befinden sich die GC-Tennisplätze). Sie wisse nicht wieso, «irgendein Sport-Mensch, so ein Schweizer» sei dort. Nun, es was Federer, der nicht zum ersten Mal diese Plätze zum Trainieren benutzte. Gemäss Zeugen nahm er sich anschliessend eine geschlagene Dreiviertelstunde Zeit, um jedem einzelnen, dem hintersten und letzten Schulkind, das Matheheft, den Schülerthek, den Turnschuh etc. zu signieren. Gross.
Marius Egger, Mitglied Chefredaktion: Ich habe im Januar 2004 als Jung-Reporter einen Artikel über Federer geschrieben und besuchte dazu die Familie in Bottmingen. Roger war am Australian Open, aber Mutter Lynette empfing mich im Einfamilienhaus. Wir haben etwa zwei Stunden lang geplaudert und in Fotoalben gestöbert. Am Schluss gab sie mir zwei Alben mit: Die Federers beim Skifahren, Roger mit lustiger Frisur etc. Sie sagte, ich dürfe ein paar Fotos einscannen für den Artikel. Die Alben holte dann Vater Robert wieder ab: Ich übergab sie ihm in einem Migros-Sack auf einem Parkplatz in Lenzburg.
Nik Helbling, Sportredaktor: Mein persönlicher Federer-Moment handelt leider von verpassten Chancen – und zwar gleich zwei. Als ich 2013 dank meines grossartigen Wimbledon-Tipps (Murray als Sieger) zwei Karten für die Halbfinals von Gstaad gewann, freute ich mich auf Roger Federer und Stan Wawrinka, die beide teilnahmen. Nur leider scheiterte Federer im Achtelfinal am Deutschen Daniel Brands. Und weil Stan im Viertelfinal dann auch noch gegen Feliciano Lopez ausschied, sah ich dann statt unseres Grand-Slam-Helden die Spiele Juschni – Hanescu und Haase – Lopez. Naja.
Doch da hört es unglücklicherweise nicht auf. Weil ich natürlich wie alle anderen ahnte, dass Federers Karriereende naht, wollte ich die wenige Zeit, die noch bleibt, nutzen. Als Federer ankündigte, in diesem Oktober in Basel teilzunehmen, kaufte ich also Tickets für die erste Runde. Da kann er ja vorher nicht ausscheiden – ich dachte, ich hätte aus vergangenen «Fehlern» gelernt. Und jetzt das. Nun ja, kann man nichts machen. Dann seh ich mir halt Christian Garin gegen James Duckworth oder so an. Wird bestimmt toll.
Peter Blunschi, Redaktor Politik: Im Juli 1999 weilte ich am Swiss Open in Gstaad. Meine Mission: Einen knapp 18-jährigen Baselbieter porträtieren, der von Tennisgrössen wie Boris Becker und Andre Agassi in den Himmel gelobt wurde. Er hiess Roger Federer und scheiterte damals im Berner Oberland bereits in der ersten Runde. Tennisfans kannten sein immenses Talent, der breiten Bevölkerung aber war er noch weitgehend unbekannt.
Zum Interview in seinem Hotel kam er ganz allein, ohne Betreuer oder PR-Berater, dennoch wirkte Roger im Umgang mit den Medien bereits sehr professionell. Man konnte ahnen, was aus ihm werden würde. Sein australischer Trainer Peter Carter äusserte sich mir gegenüber geradezu prophetisch: «Wenn Roger bereit ist, hart zu arbeiten, sehe ich keine Grenzen für ihn.» Den grossen Erfolg seines Schützlings erlebte Carter tragischerweise nicht mehr. Er starb bei einem Verkehrsunfall, drei Jahre nach jenem Treffen in Gstaad und ein Jahr bevor Roger Federer in Wimbledon seinen ersten Grand-Slam-Titel gewann.
Adrian Bürgler, Sportredaktor: Am besten in Erinnerung habe ich den Australian-Open-Final 2017 gegen Nadal. Vielleicht das beste und dramatischste Spiel seiner Karriere. Einfach der «füdliblutte Wahnsinn!» Damals war ich gerade im Zivildienst in einem Pflegeheim. Zum Glück war ich an diesem Tag in der Cafeteria eingeteilt, dort hatte es einen Fernseher. Um nicht den Anschein zu erwecken, dass ich nur Tennis schaue, habe ich einfach immer wieder die Tische geputzt. Ich glaube, so sauber waren die Tisch-Oberflächen dort seither nie mehr.
Lara Knuchel, Redaktorin SEO: Das kann für mich fast nur sein Sieg in Melbourne 2017 sein. Und wie er danach seine Mirka bei den Garderoben umarmte. Ich habe geheult wie ein Schlosshund. Aber: Irgendwie war es auch der Moment seines Rücktritts. Als ich am Abend mit dem Zug nach Hause fuhr, hat's mich getroffen: Nie mehr weinen mit Roger. Und das wohl Traurigste für mich: Ich werde nie mehr dem Mann mit dem schönsten, elegantesten Tennis der Welt bei seiner Arbeit zuschauen können. Irgendwie hatte ich die ganze Fahrt Hühnerhaut.
Ralph Steiner, Redaktor: Vor einigen Jahren tauchte King Roger an den Sports Awards wieder einmal persönlich im Leutschenbach auf, um die Trophäe für den Sportler des Jahres entgegenzunehmen. Die leicht angesäuerte Medienbeauftragte deklarierte bereits bevor Federer vor die Medien trat, dass der Maestro nur gerade drei Fragen beantworten würde. Er müsse danach direkt zurück an den Flughafen und von dort noch am gleichen Abend retour nach Dubai ins Trainingslager. Natürlich hielt sich ein vorwitziger Chronist nicht an die Regelung und stellte eine vierte Frage. Und was machte der Maestro? Er antwortete ganz ruhig und mit einem Lächeln im Gesicht weiter, bis er dann weggezerrt wurde.
Reto Fehr, Redaktor Daten: Das wohl beste Tennisspiel aller Zeiten. Ich hatte an jenem Sonntag einem Freund versprochen, ihm beim Umziehen zu helfen. Wir waren drei Jungs, alle Tennisfans natürlich. Daher wussten wir: Ab 15 Uhr ist Tennis Trumpf. Glücklicherweise gab es durch Regenunterbrüche diverse Pausen und Verzögerungen, in welchen wir jeweils ein, zwei Zügel-Fahrten absolvieren konnten. Die wichtigste Frage: Ist der TV auch immer schön an dem Ort, wo wir sind, wenn das Spiel wieder läuft? Es klappte meistens. Dumm nur: Federer holte zwar einen 0:2-Rückstand auf, verlor dann aber doch 4:6, 4:6, 7:6, 7:6, 7:9.
Hast du auch einen Federer-Moment, den du nie mehr vergessen wirst? Hast du deinem Schatz nach einem Wimbledon-Triumph den Hochzeitsantrag gemacht? Warst du im hintersten Krachen in Asien und als du «Switzerland» sagtest, strahlte dein Gegenüber dich an und rief «Logel Fedelel!»? Oder musstest in der RS Wache schieben, während der Maestro gegen Nadal spielte?
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(ram)
🐐mit Charakter! Ein Erlebnis für beide wars.