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Mit Tränen in den Augen verabschiedete sich Cancellara am letzten Wochenende aus Flandern. Dass er sich verspekuliert, den entscheidenden Abgang des späteren Siegers Peter Sagan und damit den vierten Triumph als Zweiter knapp verpasst hatte, dürfte den 35-Jährigen noch länger ärgern. Wieder gutmachen kann er sein «Missgeschick» nicht mehr; Cancellara tritt Ende Saison ab.
Eine erfolgreiche Revanche gegen Weltmeister Sagan dagegen liegt beim Pavé-Klassiker in der «Hölle des Nordens» durchaus drin. Cancellaras Form stimmt zweifellos. Das hat sich nicht erst bei der Flandern-Rundfahrt gezeigt. Einiges deutet darauf hin, dass es wieder zum Duell mit dem Slowaken kommen wird.
Wie in Flandern gewann Cancellara auf der offenen Rennbahn in Roubaix bisher dreimal (2006, 2010 und 2013). Rekordsieger könnte er mit einem vierten Triumph zwar nicht werden, aber immerhin zu den bisherigen Spitzenreitern Tom Boonen und Roger de Vlaeminck aufschliessen. Sagan seinerseits kann in Roubaix noch kein Top-3-Ergebnis vorweisen.
Cancellaras Anspruch, für die Radsportgeschichte zu fahren, hat in Flandern zwar einen herben Dämpfer erlitten, Sorgen um seinen Status muss er sich aber ohnehin keine mehr machen. Unabhängig vom Resultat heute steht fest, dass Cancellara zu den allerbesten Fahrern in der Geschichte der grossen Eintagesrennen zählt.
Rasta @gregory_rast ... you can stop your career now, everything achieved #frontpage #seite1 #mehrgehtnicht 😉😄👍🏽 pic.twitter.com/AoKfVO5DIf
— Robert Wagner (@RobertWagner83) 9. April 2016
Die Zahlen sind eindrücklich. Nur der Überfahrer Eddy Merckx (29) und de Vlaeminck (21) sind bei den sogenannten Radsportmonumenten (Mailand – Sanremo, Flandern, Roubaix, Lüttich – Bastogne – Lüttich, Lombardei-Rundfahrt) öfters auf das Podest gefahren als der Schweizer, der seit 2006 bei den fünf genannten Rennen 16 Mal auf dem Podest gestanden ist. Siebenmal hat Cancellara als Erster gejubelt. Käme ein achter Triumph dazu, wären in der ewigen Rangliste nur fünf Fahrer vor dem Routinier klassiert.
Die Chancen, dass mindestens ein 17. Podestplatz dazukommt, stehen gut. Seit 2010 war Cancellara in Flandern und Roubaix nie schlechter als Dritter klassiert – wenn er denn das Ziel erreichte oder nicht verletzt aussetzen musste. Interessieren werden Cancellara diese Statistiken derzeit kaum: Auch in Roubaix zählt für ihn nur der Sieg.
Zu vergleichen mit dem Terrain der Flandern-Rundfahrt ist die Strecke von Paris – Roubaix nicht. Anstiege gibt es auf den 257,5 km praktisch keine. Geprägt wird das Rennen von den Kopfsteinpflaster-Passagen, von denen 27 mit einer Gesamtdistanz von knapp 53 km im Programm stehen. Erwartet wird ein Ausscheidungsrennen, in dem die Taktik weniger zählt und am Ende der Fahrer mit den meisten Kraftreserven als Sieger über die Ziellinie fährt.
Cancellara gilt mit seinem «Motor», wie er selbst zu pflegen sagt, als prädestiniert für diese Prüfung. Kommt er ohne Defekt über die unberechenbaren Pavé-Sektoren, dann wird Cancellara fast sicher um den Sieg mitfahren. Im Wissen um seine Stärke wird die Konkurrenz den Berner aber kaum widerstandslos gewähren lassen.
Cancellaras Hauptkonkurrenten sind grösstenteils dieselben wie in Flandern – angeführt von Sagan, der (wie Cancellara 2010 und 2013) das «Double» Flandern/Roubaix vor Augen hat. Mit Sep Vanmarcke wird auch dem dritten Podestfahrer der diesjährigen Flandern-Rundfahrt ein neuerliches Topergebnis zugetraut. Im Gegensatz zu Sagan und Cancellara fehlt dem Belgier noch ein grosser Sieg.
Apropos Belgien: Auf Wiedergutmachung aus ist auch das in Flandern schwer geschlagene belgische Team von Etixx-Quickstep, das mit dem allerdings nicht topfavorisierten Rekordsieger Boonen, dem Niederländer Niki Terpstra (Sieger 2014, Dritter 2013), dem Tschechen Zdenek Stybar (Zweiter im Vorjahr) und dem erstmals bei Paris – Roubaix antretenden Deutschen Tony Martin (Sieger der Roubaix-Etappe an der letzten Tour de France) gleich mehrere «heisse Eisen» im Feuer hat. Wegen eines Sturzes im Winter nicht dabei ist der Vorjahressieger John Degenkolb. (ram/sda)