Kürzlich war ich dem Himmel nah. Nicht, weil ich mit dem Rennvelo hoch hinauf auf einen Pass fuhr. Sondern schlicht deshalb, weil ich gerade auf einer fantastischen Achterbahn unterwegs war. Hoch und runter ging's, immer wieder, Kurven ohne Ende und kein Verkehr – ein herrliches Vergnügen.
Wochen vorher hatte ich mich auf Ferien in Griechenland vorbereitet und war dabei auf diese Insel gestossen:
Das Herz jedes Rennvelofahrers schlägt höher, wenn er so eine kurvenreiche Strasse sieht. Und so suchte ich Informationen zur Insel zusammen. Spetses heisst sie, liegt neben der griechischen Halbinsel Peloponnes im Argolischen Golf und hat nur einen Haken: Sie ist nicht besonders gross.
Aber die Recherche zeigte auch: Sie ist gar nicht sehr weit von unserem Ferienquartier entfernt, die Strasse rund um die Insel ist in einem guten Zustand und eine Runde ist 26 Kilometer lang. Immerhin. Roger Federer spielt ja auch nicht nur Fünf-Sätzer, sondern trägt Showspiele aus. Also fiel der Entscheid: Ab nach Spetses!
Es war ein Entscheid, der sich lohnen sollte. Meine kürzeste Tour in diesem Jahr war ohne lange zu überlegen eine der allerschönsten. Auch wenn leider Helios, der griechische Sonnengott, Pause machte. Die Sonne schaffte es an diesem Tag nicht, sich einen Weg durch die Wolkendecke zu bahnen.
Die Fotos sind deshalb vielleicht weniger eindrücklich. Aber auf dem Velo ist man manchmal auch ganz froh, wenn die Sonne nicht auf einen herunter knallt. (Okay, ich lüge mich gerade selber an. Natürlich hätte ich noch so gerne unter stahlblauem Himmel geschwitzt.)
Was den Genuss der Insel-Umrundung nebst den wunderbaren Aussichten aufs Meer noch so besonders macht, ist der Umstand, dass Spetses praktisch autofrei ist. Denn nur im einzigen Ort, der wie die Insel Spetses heisst, leben Menschen und die bewegen sich auf Motorrollern fort. Auf meiner Runde begegnete ich gleich vielen Joggern wie Autos: zwei.
Das vielleicht Einzige, was den Spass trübt, sind die auf die Strasse gemalten Kilometerangaben. Sie erinnern einen daran, dass das Vergnügen wie auf jeder Achterbahnfahrt endlich ist und dass man dem Ausgangspunkt mit jedem Pedaltritt näher kommt.
Zurück in Spetses blieb die Frage: Gleich noch eine Runde? In der gleichen Richtung? Oder in der Gegenrichtung ein zweites Mal um die Insel? Ich entschied mich für die dritte Variante: gemütlich in einem Hafencafé zu sitzen und den Tag so zu geniessen wie die kurze Fahrt zuvor. Im Wissen darum, dass etwas einmalig Schönes manchmal auch einmalig bleiben sollte. Am Festland locken schliesslich noch andere Pfade.