Sport
Velo

Ferdy Kübler im Alter von 97 Jahren verstorben

Ferdy Kuebler, Schweizer Radsport-Legende, laesst an seinem Wohnort in Birmensdorf (ZH) die Erfolge seiner Aktivlaufbahn nochmals Revue passieren, aufgenommen am 29. Juni 1999. Ferdy Kuebler, der Schw ...
Ferdy Kübler erinnert sich 2007 an seine grössten Erfolge.Bild: KEYSTONE

Radlegende Kübler mit 97 Jahren gestorben: «Ferdy ist friedlich eingeschlafen»

Einer der grössten Schweizer Sportler aller Zeiten ist tot. Ferdy Kübler starb am Donnerstag im Alter von 97 Jahren – mit einem Lächeln im Gesicht.
30.12.2016, 11:1531.12.2016, 02:19
Mehr «Sport»

Ferdy Kübler ist im Alter von 97 Jahren verstorben. Der Zürcher war in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts einer der erfolgreichsten Radprofis unseres Landes. 1950 gewann er als erster Schweizer die Tour de France. 1983 wurde Ferdy Kübler zum Schweizer Sportler des Jahrhunderts sowie zum populärsten Sportler der letzten 50 Jahre gewählt.

ARCHIVE --- DER EHEMALIGE RADRENNFAHRER FERDY KUEBLER WIRD AM 24. JULI 2014 95 JAHRE ALT. ZUM GEBURTSTAG DES FRUEHEREN WELTMEISTERS, TOUR DE FRANCE- UND MEHRMALIGEN TOUR DE SUISSE-SIEGERS STELLEN WIR  ...
Ferdy Kübler 1956 mit seinem grossen Rivalen Hugo Koblet.Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

Am Donnerstag, 29. Dezember 2016, um 14 Uhr starb Kübler in Anwesenheit seiner Frau Christina in einem Zürcher Spital. «Er sagte mir noch: Christina, du bist die beste Frau der Welt», sagt die Witwe am Freitag zur Schweizer Illustrierten. Weihnachten haben die beiden noch daheim verbracht, danach musste Ferdy Kübler wegen einer schweren Erkältung ins Spital eingeliefert werden. «Ferdy ist friedlich eingeschlafen, mit einem Lächeln im Gesicht», sagte Christina Kübler.

Das Leben von Ferdy Kübler in Bildern

Kübler gewann 1950 als erster Schweizer die Tour de France. 1951 eroberte er in Varese den Strassen-WM-Titel. «Quäle deinen Körper, sonst quält er dich.» Diesen Satz sprach er nach seinen vielen legendären Rennen immer wieder in die Mikrofone. In den letzten Jahren machten Kübler zusehends gesundheitliche Beschwerden zu schaffen, er konnte sein Bett kaum mehr verlassen. «Wir können nicht einmal mehr zusammen spazieren gehen, ihm fehlt die Kraft dazu», sagte Christina Kübler vor zwei Monaten in einem Interview mit der «Schweiz am Sonntag».

SRF-Porträt über «Ferdy National».Video: YouTube/SRF Archiv

2008 war ausgekommen, dass sich Kübler wegen Hautkrebs 18 Mal im Zürcher Triemlispital hatte bestrahlen lassen müssen. «Am Anfang hatte man dies leider etwas unterschätzt und zu spät behandelt», erklärte Christina Kübler. «Ferdy war in seinem Leben gerne und sehr viel an der prallen Sonne.»

Seinem Alters-Hobby, dem Golfen, frönte Kübler noch so lange, wie die Kraft reichte, um sich im Golfkart von Abschlag zu Abschlag fahren zu lassen. Zum Golfen war der Zürcher vor mehr als 25 Jahren gekommen, nachdem für ihn das Velofahren wegen der grossen Verkehrsdichte zu gefährlich geworden war und ihn der ehemalige Bob-Olympiasieger und Unternehmer Hausi Leutenegger mit Nachdruck für das neue Hobby zu begeistern verstanden hatte. Nicht zuletzt dank dem Golfspiel blieb Ferdy Kübler ein grosser Freundeskreis erhalten, der nun in grosser Trauer von ihm Abschied nimmt.

Goldene K+K-Zeiten

Auf Schweizer Verhältnisse übertragen, ist Ferdy Kübler die Karriere vom Tellerwäscher zum Millionär gelungen. Er wuchs in ärmlichsten Verhältnissen auf und hatte das grosse Ziel, dieser Armut zu entfliehen. «Vom lieben Gott hatte ich den Willen bekommen, etwas zu tun, in dem ich besser war als alle anderen. Der Tour-de-France-Sieg und der WM-Titel waren für mich wie eine Erlösung. Jetzt war ich aus dem Dreck heraus», hielt Kübler in einem Interview zu seinem 90. Geburtstag fest.

Tolle Bilder:

Kübler und Koblet an der Tour de Suisse 1951.Video: YouTube/Reto Widmer

Der Ausläufer einer Bäckerei und eines Uhrengeschäftes arbeitete sich kontinuierlich nach oben. Der Zweite Weltkrieg verhinderte, dass Küblers Karriere schon zu Beginn seines Profidebüts 1940 steil anstieg. Die Rivalität mit Hugo Koblet führte zu den grössten Erfolgen und einer riesigen Radsport-Euphorie in der Schweiz. Jeder wollte den anderen übertrumpfen. Die Leistungen von Kübler und Koblet in den «goldenen K+K-Zeiten» fesselten fast die ganze Schweiz vor den Radiogeräten. Vergleichbares zu Kübler und Koblet gab es im Ausland nur noch in Italien durch Fausto Coppi und Gino Bartali oder in Frankreich durch Jacques Anquetil und Raymond Poulidor.

Der Wille war Ferdy Küblers grösste Triebfeder. Oft stand ihm sein Dickschädel aber auch im Weg. Etwa dann, wenn Kübler den Erfolg mit der Brechstange suchte und letztlich kläglich einging. Die Bilder vom Radprofi in Tränen der Enttäuschung – nach einer Niederlage oder weil er durch Defekte zurückgeworfen wurde – machten die Runde und trugen zum Bekanntheitsgrad bei. In 20 Jahren bestritt Kübler knapp 2000 Rennen auf der Strasse, der Bahn oder im Gelände. Sein Katzenbuckel beim Spurt waren ebenso legendär wie seine trockenen Sprüche.

Grosse Karriere auch nach dem Rücktritt

Der «Adler von Adliswil» hatte immerhin die Lehren aus seiner harten Jugend gezogen. Im Gegensatz zu Hugo Koblet, der 1963 bei einem Autounfall ums Leben kam, liess er sich nicht von den Freunden ausnehmen. Kübler nutzte seine Popularität nach seinem Rücktritt 1957 als Skilehrer, als Aquisiteur für die Tour de Suisse und als Vertreter für die verschiedensten Produkte aus. In den Siebziger- und Achtzigerjahren wurde Kübler bei der Schweizer Landesrundfahrt mehr Beachtung zuteil als seinen Nachfolgern im Rennsattel.

Über acht Jahre hinweg nutzte ein Versicherungsunternehmen, immerhin 23 Jahre nach dessen Rücktritt, Küblers markante Nase zu Werbezwecken. Obwohl er nie «Schweizer Sportler des Jahres» geworden ist, wurde Kübler 1983 noch als Schweizer Sportler des Jahrhunderts ausgezeichnet.

Neben der Tour de France 1950 sowie der Strassen-WM 1951 setzte Ferdy Kübler in seiner grossartigen Karriere noch zwei weitere Ausrufezeichen. Sowohl 1951 als auch 1952 entschied er das Ardennen-Weekend für sich, indem er jeweils die Flèche Wallonne und Lüttich - Bastogne - Lüttich gewann. Die beiden schweren Rennen wurden innerhalb von 24 Stunden samstags und sonntags ausgetragen. Gleich dreimal (1950/1952/1954) entschied Kübler die hoch eingestufte Jahreswertung «Challenge Desgrange-Colombo» für sich.

Bis 2009 war er auch der Schweizer, der das «Maillot jaune» der Tour de France am häufigsten getragen hat (12 Mal). Dann löste ihn der in diesem Jahr zurückgetretene Fabian Cancellara ab, der sich 28 Mal ins gelbe Leadertrikot hat einkleiden lassen dürfen. (pre/sda)

Diese Sportler haben uns 2016 verlassen

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
11 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Quantum
30.12.2016 11:26registriert Dezember 2016
"Oh dieses 2016"-Posts können bald oberhalb dieses Kommentars gelesen werden.

Ferdy Kübler, was für eine Legende! Ich freue mich, dass er so lange leben konnte und friedlich einschlafen durfte.
723
Melden
Zum Kommentar
avatar
jjjj
30.12.2016 12:14registriert Dezember 2015
Legende! Hätte ihm die 100 Jahre bei guter Gesundheit echt gegönnt!
Ride on!
350
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ohniznachtisbett
30.12.2016 14:00registriert August 2016
Ferdy ist die Legende schlechthin. Ein Verrückter, ein Rennfahrer aus Stahl. Man darf nicht vergessen, dass in den 30er, 40er und 50er Jahre die Velofahrer das waren, was heute die Fussballer sind: DIE grossen Idole schlechthin. Baut dem Ferdy ein Denkmal!
273
Melden
Zum Kommentar
11
Der zweite Abschied: Marco Streller verlässt den FC Basel ein weiteres Mal
Marco Steller verlässt den FC Basel. Er tut dies ein zweites Mal in der Zeit nach der aktiven Karriere – und will sich privaten Projekten widmen. Der Klub muss ein neues Sportkommissionsmitglied finden.

Es ist nicht wie im Sommer 2019. Nicht mit dem ganzen Theater, dem Aufruhr. Und doch ist es eine Meldung, die beim FC Basel eine gewisse Wirkung hat: Marco Streller verlässt den Verein. Er tut dies offiziell per Ende Saison, inoffiziell wohl aber schon eher in ein paar Wochen. Die Saison würde hingegen noch mindestens bis Ende Mai dauern.

Zur Story