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Radquer: 5 Fragen zum Sport und seiner Zukunft in der Schweiz

Die Athleten rennen und fahren durch den Morast bei Schnee und Regen am 38. Internationalen Radquer in Dagmersellen, am 26. Dezember 2013. (KEYSTONE/Sigi Tischler)
Ab durch den Schlamm: Radquer-Fahrer kämpfen sich durch jedes Terrain.Bild: KEYSTONE

Radquer ist hip – aber 5 Fragen hätten wir da noch an die Jungs und Mädels im Dreck

In der Schweiz ist der Radquer-Sport seit einigen Jahren wieder im Aufwind. Morgen findet in Eschenbach SG das vorletzte Rennen der EKZ CrossTour statt. Wieso quält man sich freiwillig durch Schnee und Matsch?
12.12.2015, 09:5312.02.2018, 14:46
Ralf Meile
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Zweifel, Frischknecht, Breu, Richard, Runkel … was waren das für Zeiten! Ältere Sportfans trauern ihnen manchmal noch immer ein wenig nach, den Schweizer Weltmeistern und den Live-Übertragungen im Fernsehen.

Lange schien der Radquer-Sport in der Schweiz nach der Jahrtausendwende tot, bis junge Anhänger der Disziplin neues Leben einhauchten. In der Nische richteten sie sich ein, und das mit so viel Herzblut und Engagement, dass die Sportart mittlerweile wieder wächst. Neugierige Zuschauer machen einen Sonntagsausflug, um Velofahrern zuzuschauen, wie sie sich durch den Dreck quälen.

Warum machen die das eigentlich? Eine von fünf Fragen, die uns diejenigen beantworten, die es wissen müssen.

Wieso eigentlich Radquer und nicht Mountainbike?

Le champion Suisse Julien Taramarcaz en action lors du championnat suisse de cyclocross 2015 ce dimanche 11 janvier 2015 au Centre Mondial du Cyclisme a Aigle. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)
Bild: KEYSTONE

Julien Taramarcaz (28), dreifacher Schweizer Meister:

«Ich habe mich für Radquer entschieden, weil ich die Art der Intensitäten mag, die über rund eine Stunde gefragt sind. Ich mag die Abwechslung der total verschiedenen Strecken und die unterschiedlichen Anforderungen je nach Wetterbedingungen. Diese verlangen von einem Athleten komplett zu sein – körperlich wie technisch. Nur so kann man bei den grössten und wichtigsten internationalen Rennen Spitzenplätze erreichen.»

Wie lange putzt du dein Velo nach Training oder Rennen?

Slowmotion-Aufnahmen vom letzten Rennen in Hittnau, das Kevin Kuhn bei der U19 gewann.Video: YouTube/EKZ CrossTour

Kevin Kuhn (17), EM-Sechster 2015, Leader EKZ CrossTour:

«Die Pflege der Velos ist im Radquer sehr wichtig. Der Aufwand nach dem Rennen hängt stark von den Bedingungen ab. Ist es schlammig oder sandig, nehme ich das ganze Velo auseinander, putze und fette auch noch die Lager. Wenn es trocken ist, verzichte ich auf diesen Mehraufwand. Für zwei Velos habe ich so zwischen 30 Minuten und zwei Stunden.»

Was muss man für den Radquer-Sport mitbringen? Hilft es, ein «Ruech» zu sein?

Bild
bild: radsportphoto.net/Steffen müssiggang

Sina Frei (18), zweifache Schweizer Meisterin:

«Grundsätzlich muss man sehr motiviert sein und bei jedem Wetter, ob sonnig oder bewölkt, warm oder kalt, Schnee oder Regen, Spass haben, um eigene Höchstleistungen erzielen zu können. Ein «Ruech» muss man nicht sein. Es reicht, wenn man viel Ausdauer und Leidenschaft mitbringt und in den entscheidenden Situationen mit Gefühl und guter Technik fahren kann.»

Gibt es eigentlich noch krassere Passagen als den Eschenbacher Steilhang?

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bild: radsportphoto.net/steffen müssiggang

Simon Zahner (32), Dritter in Eschenbach im letzten Jahr:

«Normalerweise werden technische Passagen schwieriger, wenn man im Rennen mit richtig hohem Tempo durchfährt und den Puls bis in den Hals spürt. Beim Eschenbacher Schräghang ist jedoch eine gewisse Geschwindigkeit nötig, um überhaupt bis unten auf dem Velo bleiben zu können. Diese Überwindung der Vernunft im Gejohle der Zuschauer, um dann genau die richtige Linie bis zur Steilstufe bei der Einfahrt in den Wald zu treffen, ist pures Adrenalin. Aber runterlaufen würde ich bestimmt nicht!»
Das Highlight in Eschenbach: Der Steilhang erfordert Runde für Runde akrobatische Fähigkeiten.Video: streamable

Wann kann die Schweiz wieder um WM-Medaillen mitfahren?

25.10.2015; Zonhoven; Radquer - SP Zonhoven 2015;
Feature Illustration Fans Zuschauer Publikum 
(Tim De Waele/freshfocus)
Volksfest in Belgien: Die Nation ist die klare Nummer eins der Radquer-Welt.Bild: Tim De Waele/freshfocus

Christian Rocha (33), Organisator EKZ CrossTour:

«Damit die Schweizer Cross-Spezialisten wieder um WM-Medaillen fahren können, braucht es vor allem Kontinuität, Geduld und Zeit, viel Zeit. Die EKZ CrossTour leistet auf Seiten der Veranstalter einen grossen Teil auf dem Weg zurück zum internationalen Erfolg. Doch es muss sich auch in anderen Bereichen etwas bewegen. Wir brauchen ein gutes, internationales Schweizer Radquer-Team, grösseres Interesse der Medien, der Sponsoren, der Vereine und der Verbände. Es sind viele Faktoren, die zum Erfolg beitragen.»
EKZ CrossTour
Das Radquer in Eschenbach SG, wo 1995 die Weltmeisterschaften ausgetragen wurden, ist morgen Sonntag die vierte von fünf Stationen der EKZ CrossTour. Das erste von sechs Rennen beginnt um 9.15 Uhr, die Elite-Fahrer starten um 15 Uhr.

Mit dem Rennvelo auf der Strasse statt im Dreck

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