«Das ist ein märchenhaftes Ende, von dem ich schon oft geträumt habe und das jetzt Realität geworden ist.» Alan Marangoni konnte sein Glück kaum fassen. Im fernen Japan hat er es am Wochenende doch noch geschafft: Im letzten Profirennen seiner Karriere gelang dem Italiener der erste Sieg.
🇮🇹@ALANMARANGONI of 🇮🇹@NIPPO_Fantini wins 🇯🇵@tour_de_okinawa #TourdeOkinawa in the last race of his career pic.twitter.com/cNCLgcKTa7
— World Cycling Stats (@wcstats) 11. November 2018
Der erste wird zugleich der letzte Sieg bleiben, denn im Oktober hatte Maragoni seinen Rücktritt vom Profisport angekündigt. Kein Entscheid, der grosse Wellen warf. Zu unbedeutend war die Rolle, die der 34-Jährige aus der Emilia-Romagna bekleidete. Marangoni war ein «gregario», ein Wasserträger. Einer, der den Teamkapitänen zu dienen und die eigenen Resultate in den Hintergrund zu stellen hat.
Das verdeutlichen seine Resultate bei den grossen Landesrundfahrten: Die Tour de France, den Giro d'Italia und die Vuelta a España bestritt er insgesamt sieben Mal und er konnte jede Grand Tour beenden, aber stets ausserhalb der besten 100 Fahrer.
Wirklich ins Rampenlicht schaffte er es genau ein Mal: auf einer Giro-Etappe 2015. Sie führte damals durch die Region, aus der Marangoni stammt, und er war in einer Fluchtgruppe dabei, die dem Feld ein Schnippchen schlagen konnte. Am Ende wurde er Vierter. Später beschrieb er eindrücklich seinen Tag an der Spitze, von seinen Hoffnungen, seinem grossen Traum vom Sieg und wie sich dieser im Zielsprint in der Stadt Forli in Luft auflöste.
Und nun also hat es auf den letzten Drücker doch noch geklappt mit einem Profisieg. Nicht am Giro, nicht in der Heimat. Aber Hauptsache, gewonnen. Alan Marangoni, die Nummer 1147 der Weltrangliste, entschied solo die Tour de Okinawa in Japan für sich. «Es ist kein grosses Rennen wie Mailand – San Remo», sagt er selber. «Aber dieser Sieg hat eine besondere Bedeutung für mich. Ich bin wirklich glücklich, dass ich meine Karriere auf diese Art und Weise beenden kann.»
Mit dem Wissen, dass dieses Rennen sein letztes sein würde, war es ohnehin kein Wettkampf wie jeder andere. Dass er dann am Ende gar die Arme in den Himmel strecken durfte, sei ein unbeschreibliches Gefühl gewesen, sagte Marangoni. «Es war der perfekte Tag, nach dem ich in meiner Karriere immer gesucht und heute gefunden habe.»
Vielleicht hat dieser Tag im fernen Japan auch denjenigen abgelöst, den Marangoni kurz vor seinem Rücktritt als den besten Auftritt seiner Karriere bezeichnet hatte. Auf einer Etappe der Tour de France drückte er mit der Cannondale-Equipe so aufs Gas, dass viele grosse Sprinter abgehängt wurden und Teamkollege Peter Sagan gewinnen konnte. «Das war auch für mich wie ein Sieg, denn ich wusste, welchen Anteil ich daran hatte. ‹Du hast mir den Arsch gerettet›, lobte mich Peter danach.»
Er sei «bloss ein normaler Fahrer», einer, dem das Talent fehle, um grosse Rennen zu gewinnen, sagt Marangoni über sich selber. «Deshalb gab ich alles für jene Fahrer, die dazu in der Lage sind, und das war mir ein grosses Vergnügen.» Dem Radsport bleibt er als TV-Experte erhalten.