Es war der grosse Aufreger des ersten Trainingstages in Weggis: Kurz vor dem Ende der Nachmittagseinheit geht Valentin Stocker nach einem Zweikampf mit GC-Verteidiger Michael Lang zu Boden. Der Flügelspieler windet sich vor Schmerz und muss minutenlang von der medizinischen Delegation betreut werden. Dann humpelt er mit einer Kniemanschette vom Feld und bricht das Training vorzeitig ab.
Ist der Traum von der ersten WM-Teilnahme des frischgebackenen Bundesliga-Legionärs schon nach zwei Trainings am Vierwaldstättersee Geschichte?
Medienchef Marco Von Ah gibt Entwarnung: «Es war ein Schlag auf den Nerv. Extrem schmerzhaft, aber nicht gravierend.» Und tatsächlich, Stocker verteilt auf dem Weg zum Mannschaftsbus schon wieder fleissig Autogramme. Er sollte heute wieder mittrainieren können.
Es wäre extrem bitter gewesen, wenn Stockers WM-Traum so abrupt geplatzt wäre. Denn der Krienser zeigt seine Vorfreude im Trainingscamp nahe seiner Heimat wie kein zweiter Natispieler: «Ich werde sicher ein wenig nervös sein. Es ist für mich das erste Mal, dass ich bei so etwas dabei sein darf – und dann ist es gleich auch noch Brasilien. Ich werde beim Flug sicher Schlafmittel nehmen müssen, um zur Ruhe zu kommen.»
Stocker macht keinen Hehl daraus, wie stolz er ist zu dieser Mannschaft zu gehören: «Jedes Mal wenn die Nationalhymne läuft, dann habe ich richtig Hühnerhaut. Das nutzt sich nicht ab.»
Stocker betont auch, wie wichtig es für ihn ist, dass seine Zukunft bei Hertha Berlin schon vor der Kampagne in Brasilien geregelt ist: «Mein Kopf ist jetzt frei, das war vorher schon eine Belastung für mich. Ich habe jetzt nicht mehr den Druck, mich im Schaufenster für einen neuen Klub empfehlen zu müssen.»
Der Wechsel in die Bundesliga kommt offenbar auch bei den Nati-Kollegen gut an: «Viele Spieler sind zu mir gekommen und haben gesagt: Berlin, geil, da komme ich dich besuchen.»
Vorher steht aber noch Brasilien auf dem Programm. Und weil sich Tranquillo Barnetta nach seinem Muskelfaserriss noch im Aufbau befindet, könnte Valentin Stockers Rolle bei diesem Trip noch wichtiger werden als je zuvor. Passend dazu gibt der ehemalige Basler eine Episode aus seiner Kindheit zum Besten: «Ich habe mich als Bub eigentlich nie gross für Fussball interessiert, aber trotzdem bin ich immer in einem Trikot von Romario herumgerannt.» Vielleicht kann er sein Idol von einst am Zuckerhut höchstpersönlich beeindrucken.