Sie qualifizierten sich als allerletztes Team für die WM-Endrunde. Die Peruaner besiegten im November 2017 die Neuseeländer in Lima mit 2:0. Die erste WM-Teilnahme nach 1982 war perfekt. Das ganze Land versank in einem Freudentaumel. Die Euphorie war und ist grenzenlos. Eine Euphorie, die die Mannschaft auch ins WM-Turnier mitnehmen wird.
Grupo, equipo y familia 🇵🇪️😍 #Perú #PreparadosParaTodo #Rusia2018 @SeleccionPeru #LaPantera 💪⚽ pic.twitter.com/87Hyn2fgRL
— Carlos Cáceda Ollaguez (@CarlosCaceda12) 12. Juni 2018
Von allen südamerikanischen Teams wird den Peruanern am wenigsten zugetraut. Bis auf die Stürmerstars Paolo Guerrero und Jefferson Farfan kennt man in Europa kaum einen Spieler. Aber spätestens nach der Vorrunde wird man merken, aus welchem Holz die Nachfahren der Inkas geschnitzt sind. Nämlich dann, wenn die Gruppengegner Dänemark und Australien im Flugzeug Richtung Heimat sitzen und die Peruaner sich auf ihren Achtelfinal vorbereiten.
Ein weiterer Trumpf der «Rojiblanca»? Die Trikots! Dieser rote Diagonalstreifen auf weissem Grund – es ist das schönste Tenue aller 32 WM-Teams. Schon alleine aus optischen Gründen haben es die Peruaner verdient, dass ihnen als Aussenseiter die Herzen zufliegen
Die Menge tobt und fordert ihren Helden auf, noch einmal auf den Rasen zurückzukommen. Natürlich lässt sich Aleksandar Kerschakow nicht zweimal bitten. Nach dem Sieg über die Saudis stehen die Ägypter im Achtelfinal. Kerschakow? Kerschakow – der Russe, der früher auch einmal für den FCZ gespielt hat? Ja, der!
Nach dem 0:4 gegen Uruguay hat der ägyptische Präsident Abo Rida Hany nicht lange gefackelt und Coach Cuper noch in der Kabine entlassen. Und gleich nach dem Spiel den neuen Trainer präsentiert: Kerschakow. Was für ein kluger Schachzug! Weil die eigene Mannschaft ausgeschieden ist, steht ganz Russland dank Kerschakow nun hinter Ägypten.
Beflügelt vom euphorischen Publikum, wirbelt und tanzt im Sturm der Liverpooler Superstar Mohamed Salah und hext im Tor der 45-jährige Essam El-Hadary, der einst mit dem FC Sion Cupsieger geworden ist. An der Linie aber dirigiert Kerschakow, als wäre er nicht zum ersten Mal Trainer. Die Pharaonen spielen sich in einen Rausch, sodass nicht nur die Russen sie in ihr Herz schliessen.
🆚 @Uruguay
— Egypt National Football Team (@Pharaohs) 14. Juni 2018
📅 الجمعة - 15يونيو - الساعة 02:00 #روسيا2018#الفراعنة #EGYURU pic.twitter.com/scO6XfDuv3
Wir könnten hier Klischees bemühen. Von Djembé-Rhythmen und afrikanischer Lebensfreude schreiben, die jede WM braucht. Kein Zweifel. Aber man wird dem Senegal mit Klischees nicht gerecht. Der Senegal ist anders.
Okay, auch hier ist die Armut gross, genauso wie die Abhängigkeit von der Landwirtschaft. Aber – und das ist speziell für Afrika – seit das Land in den 60er-Jahren die Unabhängigkeit von Frankreich erlangte, wird es demokratisch regiert. Und während bei den meisten afrikanischen WM-Teilnehmern irgendwelche gealterten, weissen Fussball-Professoren an der Linie stehen, werden die «Löwen von Teranga» von Aliou Cissé gecoacht. Dunkle Haut, Rasta-Locken, Hipster-Brille.
Cissé war 2002 als Spieler dabei, als Senegal erstmalig bei einer WM dabei war und im Eröffnungsspiel sensationell Weltmeister Frankreich schlug. Und er kann auf ein starkes Kader voller Söldner zählen. Mit einem richtig grossen Star: Liverpool-Stürmer Sadio Mané. Die Gruppe mit Polen, Japan und Kolumbien ist machbar. Und wenn die Löwen mal Blut geleckt haben, werden sie uns zeigen, wie viel Spass Fussball machen kann. Womit wir dann wieder bei den Klischees wären. Aber das ist ein anderes Thema.
L'équipe du @FootballSenegal 🇸🇳⚽️ débute sa préparation pour la #CM2018 à #SalyPortudal, aujourd'hui. Les lions de la Teranga seront ensuite en stage à #Vittel en France, à partir du 25 mai.#GoGaindé 🦁💪🏾 pic.twitter.com/uHRV9S5lg7
— Cynthia Nzetia, FIFA (@FIFAWorldCupSEN) 21. Mai 2018
«Oh, wie schön ist Panama» – das wusste schon der Kinderbuchautor Janosch und bald weiss es die ganze Welt. In der Geschichte machen sich der kleine Bär und der kleine Tiger auf den Weg in das Land, in dem alles schöner, grösser und besser sein soll. Nun wollen Panamas Fussballer beweisen, dass dies stimmt.
Auf dem Papier sind die Männer vom Kanal («Los Canaleros») das schwächste aller Teams. Doch schon der kleine Bär wusste: «Wenn man einen Freund hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten.» Und Freunde (Fans) werden die Männer des WM-Neulings bald viele haben. Das Fussball-Märchen des Aussenseiters, der sich in einer Gruppe mit England und Belgien behauptet, wird zum Bestseller, wie es schon Janoschs Geschichte war.
Und es passt so wunderbar: Panama erobert Russland. Das Land, in dem Tiger und Bären heimisch sind. Und sollte es am Ende doch nicht klappen mit der Sensation und sollten sich diese Zeilen nur als (Tiger-)Ente herausstellen: Schon bei Janosch landen die kleinen Helden zurück in der Heimat und leben trotzdem glücklich.
⚪️🔵🔴Nadie es mejor que todos juntos... así trabaja a esta hora #PanamáEnRusia desde el Olympic Sports Centre. @fifaworldcup_es #TodosSomosPanamá ⚽️🏆🙌🏻 pic.twitter.com/1cGTP8U8VT
— FEPAFUT (@fepafut) 14. Juni 2018
Die Brasilianer haben Neymar. Portugal kontert mit Ronaldo. Der «kleine Floh» namens Messi will auch nicht fehlen. Und die Schweiz? Die Schweiz hat Xherdan Shaqiri.
Europa durfte seine wunderbaren Künste schon bestaunen, nur leider viel zu kurz, weil die Schweiz gleich nach Shaqiris grandiosem Tor im EM-Achtelfinal vor zwei Jahren ausgeschieden ist. Doch jetzt wird alles anders. Shaqiri hat erkannt, dass er durchaus schon ein bisschen früher zaubern darf als kurz vor dem Aus. Dazu rennt und rennt und rennt er – als wäre Abstiegskampf in England. Getragen wird er von einer Einheit, die vergessen hat, wie es überhaupt ist, Tore zu kassieren.
Die Welt staunt über lange Bälle aus der Abwehr, die so präzis sind wie ein Schweizer Uhrwerk. Über einen leidenschaftlichen Valon Behrami, der seinen sechsten Frühling spürt. Über einen Granit Xhaka, der nicht nur in der Premier League, sondern auch an der WM am meisten Pässe spielt. Und über Schweizer Stürmer, die plötzlich wissen, wie man «Tor» buchstabiert. Die Schweiz ist bereit, um Liebling aller Welt zu werden. (ku/br/sel/ewu/mpr)