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Danny Rose erzählt kurz vor der WM, wie er unter Depressionen und Rassismus litt
Danny Rose schaut auf eine schwierige Zeit zurück. Bild: AP/PA
England-Spieler Rose bricht kurz vor der WM mit Tabu und redet über seine Depressionen
Stammspieler in der Premier League, im WM-Kader von England und trotzdem erlebte Aussenverteidiger Danny Rose die wohl schwierigste Zeit seines Lebens. In einem überraschend offenen Interview erzählt der 27-Jährige über seine Depression, den Suizid seines Onkels und wieso er seiner Familie sagte, sie solle nicht nach Russland reisen.
Die WM-Nomination von Englands Danny Rose war wohl eine der grössten Überraschungen im Kader der Three Lions. Der Aussenverteidiger von Tottenham Hotspur spielte in dieser Saison nur sechsmal über die vollen 90 Minuten, den Rest verpasste er wegen eines Innenbandrisses im Knie, den er sich im Januar 2017 zugezogen hatte und von dem er noch länger die Folgen spürte.
Danny Rose und sein Captain, Harry Kane. Bild: EPA/EPA
Beim Termin mit den Medien, an dem es eigentlich um seinen schönsten Moment der Karriere gehen sollte, sprach der 27-Jährige über sein schwieriges Jahr – und offenbarte dabei plötzlich tiefe Einblicke in sein Leben, das von Schicksalsschlägen überhäuft wurde.
Rose erzählt, wie seine Knieverletzung in einer Depression endete. Dazu kam, dass sich sein Onkel während Roses Rehabilitation das Leben nahm, seine Mutter mit Rassismus zu kämpfen hatte und sein Bruder beinahe erschossen wurde – bei Danny zuhause.
Die Geschichte um seine Mutter traf Rose so sehr, dass er seine Familie bat, nicht nach Russland zu reisen. Zu sehr fürchtet er, dass seine Liebsten in Russland mit rassistischen Beschimpfungen und Attacken konfrontiert würden, wie er in einem Interview mit dem Evening Standard erzählt. Er wolle sich keine Sorgen machen müssen um seine Familie, während er sich auf die Spiele vorbereitet.
Wir haben die wichtigsten Aussagen von Danny Rose gesammelt.
Danny Rose über ...
... Rassismus in Russland
«Mein Vater war sichtlich enttäuscht über meine Bitte, zuhause zu bleiben. Ich konnte es auch in seiner Stimme hören. Er sagte, er würde nie mehr die Chance haben, mich an einer WM zu sehen. Es ging mir sehr nah, als ich das hörte. Aber es ist, wie es ist. Irgendwie erhielt Russland das Recht, die WM auszutragen, und damit müssen wir leben.»
... seine Depression
«Jeder weiss, dass ich bei Tottenham Probleme hatte und darum einen Psychologen aufsuchte. Doch dann wurde eine Depression diagnostiziert, von der ich niemandem erzählte, ausser meinem Berater. So musste ich von Tottenham etwas Abstand nehmen. Denn ich wurde schnell wütend, ich wollte keinen Fussball mehr spielen, ich wollte keine Rehabilitation durchgehen, ich wollte nicht mehr mit meinen Freunden ausgehen. Ich ging direkt ins Bett, wenn ich nach Hause kam.»
Danny Rose hatte keine Lust mehr, Fussball zu spielen. Bild: AP/AP
... weitere Schicksalsschläge
«Meine Mutter wurde rassistisch angegriffen und mein Bruder von einer Kugel getroffen. Solche Momente während einer Rehabilitation zu erleben, ist hart. Eine Pistole wurde benutzt. In meinem Haus, und traf dabei beinahe das Gesicht meines Bruders. Es war hart.»
... die Erlösung mit der Nati
«Das Aufgebot für das englische Nationalteam und die Zeit mit der Nati waren wie eine Erlösung. Ich kann dem Trainer und dem Medical Staff nicht genug danken. Ich bin nun glücklich, hier zu sein, und will das Beste daraus machen.»
... den Zeitpunkt der Veröffentlichung
«Niemand wusste bisher von meiner Depression und meiner schwierigen Zeit. Ihr (die Medien, Anm. der Red.) seid nun die Einzigen, die so viel wissen. Ich habe es nicht einmal meinen Eltern erzählt. Die werden wohl ziemlich wütend sein, wenn sie das lesen. Aber ich behielt alles für mich – bis jetzt.»
Danny Rose hat sich überraschend geöffnet. Bild: AP/AP
Die Reaktion von Nati-Trainer Southgate
«Rose hat uns alles erzählt, wir hatten ein Meeting mit dem Team vor ein paar Tagen. Er war nicht der Einzige, der bereits Opfer von Rassismus wurde. Als Teil unserer Familie werden wir ihn natürlich unterstützen, wie es geht. Niemand weiss, was uns in Russland erwarten wird. Viele Spieler haben schlechte Erfahrungen mit Rassismus gesammelt, aber wir hoffen natürlich, dass dies an der WM nicht wieder passieren wird. Es ist traurig, dass er Angst um seine Familie haben muss, falls diese nach Russland käme.
Wir sind ein Team, wir halten zusammen. Auch wenn wir nicht darüber reden wollen, müssen wir darüber reden. So viele verschiedene Kulturen und Religionen spielen bei uns im Team. Aber auf dem Platz sind es einfach nur Teamkollegen.»
(qae)
Gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA
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