Hunderttausende tun ihre Meinung zum Schweizer Doppeladler-Jubel in den sozialen Medien kund. Die Zeitungen sind voll davon. Die Schweizer Spitzen-Fussballfunktionäre haben ihre Sicht geschildert. Doch wie sehen es die Hauptbeteiligten? Die Spieler? Das Team?
Klar ist: Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Stephan Lichtsteiner machen keine Aussagen. «Das ist bei einem Verfahren üblich», lässt der SFV ausrichten. Gegen die drei wird von Seiten der FIFA ermittelt. Ihnen droht eine Sperre.
Doch wie das Team auf die Diskussionen und die äusseren Unruhen reagiert, können auch andere beurteilen. Einer wie Michael Lang zum Beispiel. Seit Jahren ist der Ostschweizer im Nationalteam dabei, zwar hinter Lichtsteiner immer nur zweite Wahl, und doch mit einem feinen Gespür für die internen Vorgänge ausgestattet. «Wir hatten von Anfang an einen sehr guten Team-Spirit. Dieser ist unser Pluspunkt. Anders als vor zwei Jahren war das schon vor dem Camp in Lugano so. Was jetzt passiert, lässt uns noch näher zusammenrücken», so der Verteidiger des FC Basel.
Dass sich der Captain Stephan Lichtsteiner gegen Serbien mit seinen albanisch-stämmigen Kollegen solidarisiert hat, selbst mit den Händen den Doppeladler formte und hinterher gegenüber den Medien klar Stellung bezog für Xhaka und Shaqiri, spiegelt den Geist dieser Mannschaft. «Wenn etwas passiert, wenn einer von uns attackiert wird, dann stärkt das die Gruppe. Wir lassen keinen alleine und lassen nicht zu, dass ein Einzelner den Leuten zum Frass vorgeworfen wird.» Und dann sagt er noch, was die Mannschaft im Moment fühlt: «Wir gegen die Welt.»
Lang geht «schwer davon aus», dass seine drei Kollegen von der FIFA nicht gesperrt werden. «Sperren wären eine sehr grosse Enttäuschung», sagt er. Doch er findet auch: «Das Team hat sehr viel Qualität. Wir könnten auch ohne sie bestehen und eine Runde weiterkommen, damit sie dann wieder eingesetzt werden können.» Lang wäre im Übrigen einer der Spieler, welche aufgrund von Sperren anderer ins Team rutschen würden. Er wäre auf der rechten Abwehrseite der Ersatz für Lichtsteiner.
Thank you to all fans in Togliatti and at home for showing your great support! You are amazing! 👍🏻👍🏻🔝🇨🇭🇨🇭#HoppSchwiiz #ForzaSvizzera #AllezLaSuisse pic.twitter.com/jG4PCzD2pO
— Stephan Lichtsteiner (@LichtsteinerSte) 25. Juni 2018
Die Ausgangslage vor dem Spiel gegen Costa Rica ist für Lang «sensationell». Ein Unentschieden reicht zum Weiterkommen, mit einem Sieg wäre sogar Platz 1 möglich. Dann wäre die Chance gross, auf Deutschland zu treffen, einen der grossen WM-Favoriten – falls der Titelverteidiger nur Gruppenzweiter wird. Wäre also Platz 2 nicht besser? Nicht für Lang: «Wir wollen nicht taktieren. Wir wollen in die Achtelfinals und wir wollen gegen Costa Rica gewinnen. Und dann schauen wir, ob der Gegner Deutschland, Mexiko oder Schweden heisst.» (pre/sda)