Ist Emil Forsberg in diesen Tagen ein glücklicher Mann? Eigentlich eine überflüssige Frage. Schweden ist ja gerade dabei, weiter an seinem WM-Märchen zu schreiben: Es hat die Qualifikation vor Holland beendet, im Playoff Italien eliminiert und nun als Gruppensieger die Achtelfinals erreicht.
Wenn allerdings stimmt, was über Forsbergs Ehefrau Shanga gesagt und geschrieben wird, ist die schwedische Nummer 10 gleichwohl nur ein halbwegs glücklicher Profi. Denn dann hat ihm Shanga in den vergangenen zwei Wochen schon drei Mal ordentlich die Leviten gelesen.
«Du warst ein Desaster! Was hast du bloss gemacht? Warum triffst du das Tor nicht?» – in diesem Stil soll Shanga, die kurdische Wurzeln und kurdisches Temperament hat, ihren Emil jeweils kritisieren, wenn es ihm wieder einmal nicht so gut gelaufen ist.
Forsberg selbst hat gegenüber dem Magazin «Sport Bild» eingeräumt, dass er die Kritik seiner Frau sehr ernst nehme, weil sie viel von Fussball verstehe. «Sie kennt mich seit zwölf Jahren und weiss, wie ich ticke.»
Was Shanga, die selbst als Spielmacherin für Leipzig und die schwedische Nationalmannschaft aufgelaufen war, Emil während der WM nun genau um die Ohren gehauen hat, ist noch nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Aber zufrieden dürfte sie mit seinen Vorstellungen auf keinen Fall sein. Sie und ihr Mann betrachten die WM nämlich als ideale Werbebühne für ein Engagement bei einem Grossklub in einer grossen Liga.
Aber eben, dann müsste Forsberg selber, schwedische Erfolge hin oder her, besser spielen als bisher in Russland. Nach dem 1:0-Sieg gegen Südkorea und seiner mässigen Leistung hatte er erklärt, wegen eines einzelnen Spiels noch nicht ins Grübeln zu kommen. Aber auch beim 1:2 gegen Deutschland blieb er blass und beim 3:0 gegen Mexiko schlug Forsberg den Ball mehrmals hoch über das Tor und produzierte erstaunliche Fehlpässe
Ja, es lässt sich nicht sagen, die schwedische WM-Erfolgsstory sei eng mit Forsberg verknüpft. Drei Spiele, null Tore, null Assists und kaum Einfluss aufs Spiel – das ist die ernüchternde Bilanz des 26-Jährigen. Über seine enttäuschende EM-Vorstellung 2016 hatte Forsberg gesagt, er sei damals verkrampft gewesen, jetzt aber, vor der WM in Russland, sei er entspannt und voller Selbstvertrauen. Davon gesehen hat man allerdings nicht viel. Was man ihm zugutehalten muss: Er ist sich nicht zu schade, hart nach hinten zu arbeiten, sodass ihn Trainer Janne Andersson in allen Partien durchspielen liess.
Forsberg kommt aus Sundsvall, 350 Kilometer nördlich von Stockholm. Schon sein Vater und Grossvater sind dort Profis gewesen. Von seinem Stammverein wechselte er 2013 zu Malmö und im Januar 2015 holte ihn Leipzig, das er in die Bundesliga führte. Damit wurde sein Status in der Nationalmannschaft höher und nach dem Rücktritt von Superstar Zlatan Ibrahimovic wurde er auserkoren, in dessen riesige Fussstapfen zu treten.
Forsberg hätte indes lieber weiter mit «Ibra» zusammen gespielt. «Mit ihm wären wir ein noch besseres Team. Ich hoffte bis zuletzt auf sein Comeback», sagte er vor der WM. Natürlich kann Forsberg viel mehr, als bisher gezeigt. Sein Mitspieler Mikael Lustig sagt über ihn: «Emil ist ein Spieler, der besondere Dinge macht und eine grosse spielerische Klasse besitzt. Er kann in jedem Spiel den Unterschied ausmachen.»
Die Schweizer müssen nun hoffen, dass Forsberg nicht ausgerechnet am Dienstag, in seinem 40. Länderspiel, die Katze aus dem Sack lässt und sich zur entscheidenden Figur aufschwingt.