Was für eine zweite Halbzeit! Was für ein Comeback! Geheimfavorit Belgien sah im WM-Achtelfinal gegen Japan mal wieder wie ein Geh-Heim-Favorit aus, schaffte dann aber eine unglaubliche Wende. 0:2 lagen die «Roten Teufel» nach einem japanischen Doppelschlag unmittelbar nach der Pause zurück, 3:2 hiess es am Ende.
Nacer Chadli schloss in der 94. Minute einen Konter zum Sieg ab, die «Blue Samurai» suchten nach einem Eckball etwas gar euphorisch und naiv den Siegtreffer und wurden im Gegenzug bitter bestraft. Belgien im Freudentaumel – Japan am Boden!
Zuletzt gelangen derartige Wenden nur noch Deutschland: 1970 in Mexiko in den Viertelfinals gegen England (3:2 n.V. nach einem 0:2-Rückstand) und 1982 im Halbfinal gegen Frankreich (Sieg im Penaltyschiessen nach einer Aufholjagd vom 1:3 zum 3:3 in der Verlängerung).
Solche Wenden gab es erst sechs an WM-Endrunden: Einen Zwei-Tore-Rückstand in einer K.o.-Runde hatte zuletzt Deutschland beim legendären 3:2 in Mexiko 1970 gegen England aufgeholt. Franz Beckenbauer, Uwe Seeler mit dem Hinterkopf und Gerd Müller sorgten damals für den Sieg.
2 - The last team to come from two goals down to win a World Cup knockout round match were Germany against England in 1970. Mountain. #BEL #JPNBEL #WorldCup
— OptaJoe (@OptaJoe) 2. Juli 2018
1966 - Belgium are the first team to come from 2+ goals down to win a World Cup knockout round match within 90 minutes since Portugal beat DPR Korea 5-3 in the 1966 quarter-final. Eusebio. #BEL #WorldCup pic.twitter.com/JcyWzi6l8F
— OptaJoe (@OptaJoe) 2. Juli 2018
Das berühmteste Spiel: Das «Wunder von Bern», als Deutschland 1954 im WM-Final im Wankdorf Ungarn nach einem frühen 0:2-Rückstand ebenfalls mit 3:2 besiegte.
Belgiens «Goldene Generation» schaffte jetzt das «Wunder von Rostow». Unmittelbar nach der Pause wusste der Geheimfavorit gar nicht wie ihm geschah. Die Japaner wirbelten die behäbige Defensive ordentlich durcheinander. Das sah dann etwa so aus:
Japan right now... 🔥🇯🇵 pic.twitter.com/tBZr8ZfUDX
— Football Stuff 🏆 (@FootbalIStuff) 2. Juli 2018
Doch am Ende jubelten ja bekanntlich die Belgier. Weil sich ihre Klasse doch noch durchsetzte und weil Trainer Roberto Martinez ein gutes Händchen bewies. Marouane Fellaini und Nacer Chadli erzielten als Joker die Tore zum 2:2 und 3:2.
«Das sind Geschichten, wie sie nur an Weltmeisterschaften geschrieben werden», freute sich Belgiens spanischer Coach nach Spielschluss. «Für mein Team war dieser 0:2-Rückstand ein Charaktertest. Wir haben diese Prüfung bestanden. Wir sind weiter, das ist das Wichtigste. Dieses Spiel wird meine Mannschaft noch mehr motivieren. Unsere Reaktion hat gezeigt, was in dieser Mannschaft steckt.»
Kevin De Bruyne analysierte die Partie so: «Du hast immer schwierige Situationen im Fussball. Aber wir wussten, wir kriegen unsere Chancen. Wir hätten beim 2:2 auch auf Nummer sicher gehen können, wir hätten auf Verlängerung gehen können. Aber wir wollten das 3:2.» Am Ende folgte dann die grosse Kampfansage: «Ich denke man hat dann in der 94. Minute bei unserem Konter gesehen, was die Mannschaft will. Wir wollen die WM gewinnen. Wer Weltmeister werden will, muss alles gewinnen.»
23 Mal in Serie hat Belgien nun nicht verloren (18 Siege, 5 Unentschieden). Nach dem Aus im WM-Viertelfinal gegen Argentinien und dem Aus im EM-Viertelfinal gegen Wales scheint der ewige Geheimfavorit nun endlich bereit zu sein für den grossen Coup. Im Viertelfinal dieser WM wartet jedoch die härtestmögliche Prüfung: Rekordweltmeister Brasilien. Dort müssen die «Roten Teufel» nun endgültig beweisen, dass sie das neue Deutschland sein können.
Ganz anders die Stimmung bei den Japanern. Trainer Akira Nishino haderte nach dem Schlusspfiff mit dem Schicksal: «Wir haben nicht nur gut gespielt, sondern wir hätten gewinnen müssen. Unsere Mannschaft war gut genug dazu.» Doch am Ende bleibt den Japanern nur die Enttäuschung – und der Respekt der ganzen Fussball-Welt, beinahe die nächste Riesen-Überraschung an dieser WM geschafft zu haben.
What a switch of the game ,Japan really played a good first half.
— Patrick Kluivert (@PatrickKluivert) 2. Juli 2018
Congrats to the Belgium squad they showed the teamspirit until the end. Bravo .
When you think But Belgium turns
— Christian Benteke (@chrisbenteke) 2. Juli 2018
you’ll play Japan it around with a
in the quarters last minute winner pic.twitter.com/rmQA2wWBlu
This tournament is the best I’ve ever seen. This country 🇷🇺 has risen to the occasion!! Come and enjoy it if you can ⚽️
— Gary Neville (@GNev2) 2. Juli 2018
World Cup wow! You have to feel for Japan!
— Sol Campbell (@SolManOfficial) 2. Juli 2018
😳 football is crazy #BELJPN #WorldCup
— Nico Rosberg (@nico_rosberg) 2. Juli 2018
Da spielste neunzig Minuten gegen den Ball überragend, und dann sicherst du in der 94. Minute den eigenen Eckball so ab. Un-fucking-fassbar.
— Tobias Escher (@TobiasEscher) 2. Juli 2018
Interesting. VAR barely got a mention during #bel 3-2 #jpn. No diving, no play-acting. Football the way it should be, both sides going for the win, no bus parking, Fanbloodytastic! @fifaworldcup @GaryLineker @paddypower
— Neal Collins (@nealcol) 2. Juli 2018
Was für ein erfreuliches Spiel #BELJPN übrigens war! Schöner und spektakulärer Fußball, kein Gezicke und Getue, wenig Arbeit für den Schiedsrichter, der den Spielcharakter schön erkannt und sich wohltuend zurückgehalten hat. Seine Körpersprache hat mir gefallen. (Af)
— Collinas Erben (@CollinasErben) 2. Juli 2018
(pre/sda)