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Anspielungen von Tarantino bis Shakespeare im «Tatort»: Haben Sie's erkannt?

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Bild: ARD
Ratespiel für Bildungsbürger

Anspielungen von Tarantino bis Shakespeare im «Tatort»: Haben Sie's erkannt?

Der ungewöhnliche «Tatort» mit Ulrich Tukur war gespickt mit Anspielungen auf Werke aus Film und Theater. Wir haben mal gesammelt.
13.10.2014, 16:2513.10.2014, 17:04
Stefan kuzmany, Spiegel online
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Ein Artikel von
Spiegel Online

Der vierte «Tatort» mit Ulrich Tukur hatte nicht nur eine irre Geschichte und eine Rekordzahl von Leichen aufzubieten, er war auch eine einzige Anspielungsorgie, wie man sie sonst nur aus «Die Simpsons» kennt. Wissende Zuschauer kamen gleich morgens «Shakespeare! Tarantino!» rufend ins Büro – aber wer hat gesehen, auf welche Filme, Stücke und Figuren genau angespielt wurde? Wir zwar auch nicht, aber wir haben uns trotzdem an einer – sicherlich höchst unvollständigen – Liste der Zitate versucht. 

Haben Sie es ähnlich gesehen? Ergänzen und korrigieren Sie uns gerne!

  • Den Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos) vom Anfang kennen wir aus «The Silence of the Lambs» – hier steckt der Serientäter seinen Opfern eine Larve dieses Schmetterlings in den Rachen. 
  • Der Showdown am Bahnhof erinnert stark an «C'era una volta il West» («Spiel mir das Lied vom Tod») von Sergio Leone: Drei Typen warten schwitzend in der Hitze, ihr vermeintliches Opfer steigt aus dem Zug, stellt den Koffer ab, und dann knallt's. 
  • Allerdings ist auch das schon ein Zitat des Western-Klassikers «High Noon»: Auch hier wird in der Mittagshitze auf einen Zug gewartet, der das Unheil bringt. Und dann, wie gesagt, knallt's. 
  • Und zwar knallt es, jedenfalls wie es ein Kollege gesehen hat, in der Optik des Konsolenspiels «Red Dead Redemption»
  • Oder doch eher in der von «Sin City» – mit den kurzen Standbildern, die dann eingefärbt werden? 
  • Oder verweisen die Inszenierung des wegspritzenden Blutes und die eingefärbten Freeze Frames sowie die Standbilder der Erschossenen ebenfalls auf Leone? Jedenfalls auf das Genre Spaghetti-Western
  • Der vielfach präsente starke Gelbstich weckt Erinnerungen an «Fear and Loathing in Las Vegas» – kein Wunder, spielt dieser Film doch zum Teil in der Wüste von Nevada. 
  • An einer Stelle werden die LKA-Spezialisten für Bandenkriminalität aufgezählt: Arslan, Petzold und Hochhäusler – das sind prominente deutsche Autorenfilmer
  • Der von Alexander Held gespielte Garagen-Gangster Don Bosco hat seinen Spitznamen von dem bekannten katholischer Priester gleichen Namens. 
  • Das Setting von Boscos Autowerkstatt erinnert an Jean Gabins Gangsterzentrale in Henri Verneuils Klassiker «Le clan des Siciliens» («Der Clan der Sizilianer»). 
  • Bosco ist ein verhinderter Schauspieler und hat sich sogar eine Bühne in die Werkstatt gebaut, auf der seine Handlanger Shakespeare aufführen müssen – kein Wunder, dass dieser ausführlich zitiert wird. 
  • Die Namen der drei Söhne, die am Anfang erschossen werden, stammen aus «Hamlet»: Marcellus, Claudius und Polonius. 
  • Der Vorarbeiter von Don Boscos Bande wird Ariel oder Caliban genannt – beides Figuren aus Shakespeares «The Tempest» («Der Sturm»). 
  • Dem später ersäuften Verleger wird sein Körpergewicht in Geld aufgewogen – ähnlich wie in «The Merchant of Venice» («Der Kaufmann von Venedig»). 
  • Die Laserpointer-Szene erinnert an «Pulp Fiction», wo Samuel L. Jackson aus der Bibel zitiert – und dann: Peng. 
  • Der Bösewicht Harloff wurde aus der Heimat vertrieben, ist in der Ferne reich geworden, und kehrt nun zurück, um einen Rachefeldzug zu starten: Das kennen wir doch aus «Der Besuch der alten Dame» von Friedrich Dürrenmatt
  • Und die Szene, in der Harloff seinen Sohn David und Murot beobachtet, weckt, auch wegen der Farbkomposition, bei einigen Betrachtern Erinnerungen an «Das Leben der Anderen»
  • Keine grosse Kunst ist es, in Francois Truffauts Nouvelle-Vague-Klassiker «Jules et Jim» das Vorbild für die folgenschwere Ménage à Trois der alten Freunde zu erkennen – der Film wird im «Tatort» immer wieder erwähnt. 
  • Den aus der Tätowierung abfliegenden Schmetterling allerdings musste man ganz alleine wiedererkennen. Und zwar aus «Le fabuleux destin d'Amélie Poulain» – die übrigens in der Erinnerung vieler zur «wunderbaren Welt» mutiert war, vermutlich wegen der Alliteration. 
  • Vielfältige Interpretationen erlaubt die Schiesserei vor der Spielbank: Zum einen ist da die Darstellung von Gewalt von klassischer Musik untermalt – das haben wir auch in «A Clockwork Orange» gesehen. 
  • Dann wieder ist dieses finale Gemetzel ästhetisch am Werk von Quentin Tarantino ausgerichtet. Der sich wiederum gerne auf den Regisseur Sam Peckinpah bezieht. Insbesondere fühlten wir uns an Peckinpahs Western «The Wild Bunch» erinnert. 
  • Zu hören war dabei Verdis Gefangenenchor aus «Nabucco». Protagonistin der Oper ist Abigaille, von der alle glauben, dass sie Nabuccos Tochter ist. Sie ist aber Tochter einer Sklavin. Das ist doch mal eine nette Anspielung auf die komplizierten Familienverhältnisse im Hause Harloff. 
  • Und da wir gerade dabei sind: Ein Sohn, der seinen Vater töten soll, ohne zu wissen, dass es der Vater ist – das klingt sehr nach Ödipus
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Wir haben sicher jede Menge übersehen – und wohl einiges sehr weit hergeholt oder falsch interpretiert. Was haben wir vergessen? Was haben Sie noch bemerkt? Unsere Kommentarfunktion steht Ihnen weit offen!

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