Terrorismus
Islamischer Staat (IS)

IS nimmt erstmals Kampfpiloten aus US-geführter Koalition gefangen

IS-Vormarsch

IS nimmt erstmals Kampfpiloten aus US-geführter Koalition gefangen

26.12.2014, 15:4826.12.2014, 15:53
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Für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist es ein Propagandaerfolg: Wie am Mittwoch bekannt wurde, fiel der Dschihadistengruppe erstmals seit Beginn der gegen sie gerichteten internationalen Luftangriffe in Syrien und im Irak ein Kampfjetpilot der Koalition in die Hände.

Jordanische Militärkreise und die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatten am Mittwoch berichtet, dass der IS einen jordanischen Kampfjet nahe der syrischen Stadt Raka abgeschossen und den Piloten als Geisel genommen habe. Die Dschihadistengruppe selbst erklärte, sie habe den Jet mit einer Abwehrrakete mithilfe von Wärmesensoren abgeschossen.

IS-Mitglieder mit dem Gefangenen. 
IS-Mitglieder mit dem Gefangenen. Bild: WELAYAT RAQA

Die Miliz in Raka veröffentlichte auf dschihadistischen Websites Fotos, die den jordanischen Piloten zeigen sollen. Mehrere der Aufnahmen zeigen einen Mann in einem weissen T-Shirt statt in Uniform, der von vier Männern aus einem Gewässer geholt wird.

Auf anderen Bildern ist der mutmassliche Pilot an Land zu sehen, umstellt von rund einem Dutzend Bewaffneten. Ausserdem wurde ein Foto veröffentlicht, das den Armeeausweis der Geisel zeigen soll.

Der Armeeausweis der Geisel.
Der Armeeausweis der Geisel.Bild: AP/Raqqa Media Center of the Islamic State group

USA und Jordanien dementieren

Die Behauptung des IS, das Flugzeug sei von seinen Kämpfern abgeschossen worden, wurde vom US-Militär umgehend in Abrede gestellt. Es gebe «klare Beweise», die zeigten, dass der IS das Flugzeug nicht getroffen habe, erklärte das für die US-Einsätze im Nahen Osten zuständige Militärkommando CENTCOM am Mittwoch.

Am Freitag schloss sich die jordanische Armee dem Dementi an: Erste Hinweise sprächen dafür, dass das Kampfflugzeug nicht vom IS abgeschossen worden sei, hiess es auf der Website der jordanischen Armee. Da die Armee aber derzeit weder über das Flugzeug noch den Piloten verfüge, könne sie den genauen Absturzgrund nicht bestimmen.

Geisel befreien

Die jordanische Regierung zeigte sich entschlossen, die Geisel zu befreien. Die Regierung bemühe sich mit mehreren Krisenstäben um die Befreiung des 26-jährigen Jordaniers Maas Kassasbeh, berichtete die Regierungszeitung «Al-Rai» am Donnerstag. CENTCOM-Chef Lloyd Austin erklärte, die USA unterstützten die Rettungsbemühungen.

Der Vater des Piloten, Safi Jussef Kassasbeh, bat den IS um «Gnade» für seinen Sohn. «Wir gehen davon aus, dass Maas ein Gast in den Händen von Brüdern ist», sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Das Parlament in Amman erklärte, es mache den IS dafür verantwortlich, dass der Pilot am Leben bleibe.

Der IS hatte in der Vergangenheit wiederholt Geiseln grausam und öffentlichkeitswirksam hingerichtet. Ein von AFP kontaktierter IS-Kämpfer in Raka sagte, die Extremisten seien sich uneinig, ob sie den jordanischen Piloten töten sollten oder nicht. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte eine würdevolle Behandlung des Piloten.

Jordanien beteiligt sich neben den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Bahrain an den von den USA koordinierten Luftschlägen gegen den IS in Syrien. Der sogenannte Islamische Staat (IS) hat grosse Teile des Iraks und Syriens unter seine Gewalt gebracht und dort ein Kalifat ausgerufen.

Lufteinsätze bei Kobane

Nach der Gefangennahme des Piloten wurden die Einsätze fortgesetzt. Nach Angaben der in Grossbritannien ansässigen Beobachtungsstelle wurden am Mittwoch acht Angriffe auf mutmassliche IS-Stellungen im syrischen Kobane an der Grenze zur Türkei sowie weitere in Bukamal nahe der irakischen Grenze geflogen.

Bei Kämpfen mit kurdischen Truppen im Norden Syriens seien etwa 60 Dschihadisten getötet worden, teilte die Beobachtungsstelle weiter mit.

Bei Luftangriffen der syrischen Armee auf die zwei vom IS gehaltenen nördlichen Städte Al-Bab und Kbassin wurden am Freitag 45 Zivilisten getötet und dutzende weitere Menschen verletzt.

Die Türkei sagte unterdessen zu, ihre Zusammenarbeit mit dem Irak zur Bekämpfung des IS auszudehnen. (viw/sda/afp/dpa/reu)

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