Ukraine
Gesellschaft & Politik

Klitschko schlägt Alarm: «Würde mich nicht wundern, wenn es bald Tote gibt»

Der Ukrainische Oppositionschef Klitschko räumt ein, er habe «die Bewegung nicht mehr unter Kontrolle». 
Der Ukrainische Oppositionschef Klitschko räumt ein, er habe «die Bewegung nicht mehr unter Kontrolle». Bild: EPA/EPA
Dramatische LaGe in der Ukraine

Klitschko schlägt Alarm: «Würde mich nicht wundern, wenn es bald Tote gibt»

In der Ukraine griffen erneut gewaltbereite Gegner von Präsident Janukowitsch Sicherheitskräfte an. Oppositionschef Klitschko räumt ein, dass er die Protestierenden nicht mehr unter Kontrolle habe. Und befürchtet, dass es bald zu Totschlägen kommen könnte.
21.01.2014, 10:2828.01.2014, 07:51
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Nach den schweren Zusammenstössen von ukrainischen Regierungsgegnern mit der Polizei in Kiew hat der ukrainische Oppositionspolitiker Vitali Klitschko mit drastischen Worten vor neuer Gewalt in der Ukraine gewarnt.

Der Boxprofi und politische Widersacher von Präsident Janukowitsch befürchtet, dass es in seinem Heimatland schon zu einer dramatischen Eskalation kommen könnte. In einem Gastbeitrag für die «Bild»-Zeitung schreibt Klitschko: «Wir als Opposition, die für einen friedlichen Protest stehen, haben die Bewegung nicht mehr unter Kontrolle. Aber schuld daran sind nicht wir, sondern die Regierung! Präsident Janukowitsch hat acht Wochen lang nicht darauf gehört, was Hunderttausende Menschen von ihm friedlich gefordert haben: endlich für Neuwahlen zu sorgen! Dass Radikale sich jetzt Kämpfe mit der Polizei liefern, hat mit seinen Gesetzen zu tun. Er will den Menschen friedliche Proteste verbieten – und sieht jetzt das Ergebnis. Es gibt schon jetzt schwer verletzte Menschen in den Krankenhäusern. Wenn Janukowitsch mit seinen Repressalien so weitermacht, würde es mich nicht wundern, wenn es bald Tote zu beklagen gibt. Und schuld daran wäre nur er.»

«Es ist wie im Krieg»

Klitschko beschreibt in eindrücklichen Worten, wie er den Angriff am Sonntag selbst erlebt hat: «Es war für mich eine Situation wie im Krieg: Die Polizei schoss mit Tränengas, von Demonstrantenseite flogen Steine – und als ich zu vermitteln versuchte, sprühte mir ein wütender Demonstrant mit einem Feuerlöscher direkt ins Gesicht. Ich bekam in dem Augenblick kaum noch Luft und meine Augen waren wie verätzt. Stundenlang hatte ich vorher versucht zu vermitteln, Gewalt zu verhindern. Dass jetzt auch ich angegriffen werde, zeigt, wie die Stimmung am Maidan geworden ist.»

Der Staatschef selbst bezeichnete die blutigen Strassenschlachten in Kiew als Gefahr für das ganze Land. «Krieg, Zerstörung und Gewalt ruinieren die Ukraine», heisst es in einer Mitteilung des Staatschefs am Montag. Er ruft alle Bürger auf, gewaltlosen Kräften zu folgen. «Ich verstehe Ihre Teilnahme an Protesten und bin bereit, Ihren Standpunkt anzuhören und gemeinsam eine Lösung für Probleme zu finden», heisst es weiter.

Klitschko hingegen kritisiert, dass Janukowitsch nicht selbst verhandeln will. «Ich hatte nach dem Angriff auch noch ein Gespräch mit Janukowitsch. Er tat so, als wolle er diesmal ernsthaft mit uns verhandeln. Aber ich glaube ihm nicht. Warum nimmt er das Demonstrationsverbot nicht zurück? Warum heizt er die Situation durch massiven Polizeieinsatz noch zusätzlich auf?» Er mahnt die EU an, endlich ihre Position zu unterstreichen und Massnahmen gegen Janukowitsch zu ergreifen. «Es ist die entscheidende Phase unserer Bewegung angebrochen. Janukowitsch hat es in der Hand, die Gewalt zu verhindern. Wir brauchen als Opposition jetzt die ganze Unterstützung aus Europa. Solidarität alleine reicht nicht mehr.»

Derweil sind in Kiew in der vergangenen Nacht erneut radikale prowestliche Demonstranten gewaltsam gegen die Sicherheitskräfte vorgegangen. Hunderte Gewaltbereite warfen Brandsätze und Steine auf die Polizisten. Die Milizionäre versuchten ihrerseits, die Stellungen der Oppositionellen nahe dem Dynamo-Stadion im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt zu räumen. (oku)

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