Die Bilanz bei Sommerspielen ist äusserst eindrücklich: 28 von 32 Olympia-Goldmedaillen in der Geschichte des Tischtennis gingen bislang nach China. Südkorea sicherte sich drei Titel – und ein einziges Mal kam der Olympiasieger aus Europa. Der Schwede Jan-Ove Waldner schlägt 1992 den Gegnern ein Schnippchen.
Natürlich tritt der Skandinavier nicht als Nobody an. Im Einzel, im Doppel und mit dem schwedischen Team holt er seit Jahren EM- und WM-Medaillen. Die Krönung ist bislang der Weltmeister-Titel im Einzel im Jahr 1989, als Waldner in der Dortmunder Westfalenhalle seinen Landsmann Jörgen Persson besiegt.
An die Olympischen Spielen in Barcelona reist Jan-Ove Waldner, den sie in der Szene ehrfürchtig «Mozart» nennen, als einer der Favoriten. Der Schwede spielt ein überragendes Turnier, gibt bis in den Final nur einen Satz ab. Dort steht Waldner etwas überraschend kein Gegner aus Asien gegenüber, sondern die Nummer 1 der Weltrangliste: Jean-Philippe Gatien aus Frankreich.
Die Affiche deutet also auf einen spannenden Final hin, doch er ist höchst einseitig. Waldner führt schon früh mit 2:0 Sätzen und auch als sich Gatien steigern kann, bietet der Schwede ihm Paroli. Nach nur gerade 26 Minuten und 47 Sekunden ist der Olympia-Final entschieden: Waldner gewinnt ihn mit 21:10, 21:18 und 25:23. Auf der Tribüne klatschen König Carl Gustav und Königin Silvia begeistert in die Hände.
Mit dem Olympiasieg wird Waldner zu einem der populärsten schwedischen Sportler seiner Zeit. Doch nicht nur in seiner Heimat ist er berühmt. In China, der unangefochtenen Weltmacht des Tischtennis, ist Waldner ein gefeierter Superstar. 2013 wird er im Reich der Mitte als erster Ausländer überhaupt mit einer eigenen Briefmarke geehrt. Alleine am Ausgabetag gehen 3 Millionen Exemplare weg.
Nach seinem Olympiasieg in Barcelona spielt das Ausnahmetalent, das mit 15 Jahren bereits Profi wurde, noch viele Jahre auf höchstem Niveau weiter. Waldner gewinnt im Jahr 2000 noch einmal eine Olympia-Medaille (Silber), er wird 1997 noch einmal Weltmeister und beendet seine Karriere erst im Februar 2016 als 51-Jähriger.