Eine Woche nach dem Sieg in der Champions League besitzt der FC Bayern München die Möglichkeit, sich in Deutschland endgültig unsterblich zu machen. Im Pokalfinal gegen den VfB Stuttgart könnten die Münchner den dritten Titel der Saison nach Hause bringen und als erste deutsche Mannschaft das Triple gewinnen.
Vor dem Anpfiff im ausverkauften Berliner Olympiastadion rechnen alle damit, dass die Bayern den Trophäen-Schrank komplettieren werden. In den zwei Saison-Begegnungen mit Stuttgart gingen die Bayern mit 6:1 und 2:0 zwei Mal als Sieger vom Platz. Doch der Pokalsieg sollte nach der Meisterschaft und dem Erfolg in der Königsklasse gegen Dortmund nicht zur Formsache verkommen.
Eines Meisters unwürdig starten die Rot-Weissen in die Partie. Vor allem in der Defensive agiert der Meister unkonzentriert und im Aufbau häufig fehlerhaft. Trainer Jupp Heynckes lässt dazu noch überraschend Mario Gomez anstelle von Mario Mandzukic auflaufen.
Trotz Mängeln erarbeiten sich die Bayern die besseren Torchancen. Aber erst ein kleinlich gepfiffener Elfmeter ist in der 37. Minute für den ersten Treffer verantwortlich. Philipp Lahm lässt sich im Strafraum fallen, Thomas Müller verwertet eiskalt.
Der Bann scheint gebrochen und nach dem Pausentee avanciert der ehemalige Stuttgarter Gomez zum Helden. Drei Minuten nach Wiederanpfiff netzt er zum 2:0 ein, 13 Minuten später gelingt Gomez sogar noch sein zweiter Treffer.
Auf den Rängen wird bereits der Name des Erfolgsgaranten Heynckes skandiert, welcher erst nach dem Final bekanntgeben wird, dass es sein letzter Geniestreich bei den Bayern war. Doch Stuttgarts Stürmer Martin Harnik will die jubelnden Fans für ihre verfrühte Feier bestrafen. Mit einem Doppelpack innerhalb von zehn Minuten versetzt der Österreicher die Bayern-Anhänger in einen kurzzeitigen Schockzustand. Erst als Schiedsrichter Gräfe zehn Minuten danach dreimal in die Pfeife bläst, brechen in Berlin die Dämme. «Das ist ein emotionaler Moment. Die Mannschaft hat sich und mir ein super Geschenk gemacht», sagt Heynckes nach dem Spiel.
Nicht nur Heynckes ist hingerissen vom Erfolg seiner Mannschaft. Auch der Schweizer Xherdan Shaqiri, der in seinem ersten Jahr bei den Münchnern gleich drei Titel feiern darf, kann sein Schicksal kaum in Worte fassen. «Eigentlich müsste ich aufhören», sagt der Kraftwürfel gegenüber «20 Minuten».
Doch nicht Shaqiri, sondern Verteidiger Dante könnte seine Schuhe an die Wand hängen – und sich bei «Deutschland sucht den Superstar» bewerben. Der aufgestellte Wuschelkopf stellt unter Beweis, warum die Brasilianer einen Ruf als Partyvolk besitzen. In einer Videobotschaft wendet sich der 29-Jährige an Spieler und Fans und singt ihnen ein Ständchen. Dank Dantes witzigem Akzent wird das Filmchen schnell zum Internet-Hit. «Wir gewinne Meisterschaft ...»
Nach dem emotionalen Abgang von Heynckes übernimmt mit Pep Guardiola der nächste Meistertrainer die Triple-Gewinner. Das Ziel ist klar: die nationale und internationale Dominanz der Bayern fortzuführen. Dass Guardiola es drauf hat, bewies der Spanier bereits beim ehemaligen Arbeitgeber Barcelona, wo ihm 2009 das gleiche Kunststück gelang.
Sofort ist klar, wie Guardiola zum Erfolg finden will: mit seiner bewährten Tiki-Taka-Taktik. Er übermittelt den Spielern eine völlig neue Ideologie, und schon bald weiss man, dass auch mit dieser Ausrichtung Titelgewinne möglich sind. Auf nationalem Parkett führt die Mannschaft die Gegner vor und feiert früh den Meistertitel. Der Fahrplan auf das zweite Triple in Folge und der totalen Übermacht im Fussball stimmt.
Doch der ehemalige Dauerrivale Guardiolas, Real Madrid, weiss dies zu verhindern. Sergio Ramos und Cristiano Ronaldo werfen die Deutschen aus der Königsklasse und gewinnen diese später: Aus der Traum vom erneuten Dreifach-Erfolg! Immerhin dürfen die erfolgsverwöhnten Münchner danach gegen Dortmund im DFB-Pokal noch einmal jubeln. Das zweite Triple gelang den Bayern erst nach dem Ende der Ära Pep Guardiola. Mit Hansi Flick an der Seitenlinie gewannen sie in der Saison 2019/20 erneut Meisterschaft, Pokal und Champions League.