Der bärbeissige Klaus Augenthaler wurde 1990 Weltmeister mit Deutschland. Bei Bayern München räumte er als beinharter Libero hinten auf – und auch als Trainer gibt es für den Niederbayer keine halben Sachen.
Beim Werksklub aus Wolfsburg steht Augenthaler seit 2005 an der Seitenlinie. Zwei Jahre später ist «Auge» mit seinem Klub vom Abstieg bedroht und stellt bei der Pressekonferenz vor dem zweitletzten Spiel die Fragen anstelle der für seinen Geschmack zu kritischen Reportern gleich selbst.
«Guten Tag! Meine Herren: Es gibt vier Fragen und vier Antworten. Die Fragen stelle ich und die Antworten gebe ich auch.
Erstens: Wie ist die Stimmung in der Mannschaft, der Zustand der Mannschaft? Die Mannschaft hat hervorragend gearbeitet.
Zur Taktik: Ein oder zwei Stürmer? Hängt davon ab, wie die personelle Situation ist, es ist der eine oder andere verletzt.
Wie ich den Gegner erwarte: Aachen wird sicherlich Druck machen, Aachen muss das Spiel gewinnen, darauf sind wir vorbereitet.
Ist die Mannschaft dem Druck gewachsen? Wir haben hervorragend gearbeitet, die Mannschaft wird die Antwort auf dem Platz geben. Dankeschön!»
Zurück bleiben verdutzte Medienvertreter und ein nicht eingeweihter Manager Klaus Fuchs. «Ich bin überrascht», sagt Fuchs. Der VfL-Geschäftsführer nimmt den Coach aber in Schutz. «Dass ein Trainer, der in Frage gestellt worden ist, dünnhäutig reagiert, kann ich nachvollziehen», wie die FAZ damals berichtete.
Neun Tage später trennen sich die Wege von Wolfsburg und Augenthaler, offiziell im gegenseitigem Einvernehmen.
200 Jahre Oktoberfest und man könnte glauben, Klaus Augenthaler hat jedes einzelne miterlebt.
— schlenzalot (@schlenzalot) 14. September 2010
In der Saison 1996/1997 ist Augenthaler kurzzeitig als Co-Trainer bei seinem Stammverein Bayern München tätig. Hier macht er ein kurzes Nickerchen, wacht jäh auf und schüttelt ungläubig den Kopf, als hätte er gerade eine entscheidende Spielszene gesehen. Später behauptete Augenthaler, er habe nur auf die Uhr gesehen.
Der Mann mit den gefühlten 1000 Falten hat auch einen ordentlichen Bumms. Im August 1989 schiesst «Auge» in der ersten DFB-Pokal-Runde den Ball von der Mittellinie über Frankfurts Torwart Uli Stein hinweg ins Tor und heimste den Titel Tor des Jahrzehnts (80er) ein.
Als Augenthaler Trainer beim österreichischen Klub Grazer AK ist (1997-2000), spielt er zusammen mit Komiker Hape Kerkeling den Medien einen gelungenen Streich: Bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz gibt «Auge» seinen Abschied bekannt, sein Nachfolger wird am selben Ort auch gleich vorgestellt: Kerkeling alias Albertas Klimawiszys als litauischer Fussballexperte, der den verwöhnten Fussballstars auf ganz spezielle Weise Beine machen soll.