Sachen gibt's, die gibt's gar nicht. Oder hätte irgendjemand gedacht, dass ein Spieler an einer WM im entscheidenden Spiel aufs eigene Tor schiessen würde, weil er glaubt, es sei das gegnerische, und sich dann auch noch kurz freut? Bis zur Eishockey-WM 2004 war dies undenkbar. Dann kam Nobuhiro Sugawara.
Japan und Dänemark sind in der Vorrundengruppe C mit Russland und Schweden klare Aussenseiter. Die beiden Teams wissen vor dem Direktduell: Wer hier verliert, dem droht die Relegation in der Abstiegsrunde. Entsprechend verläuft die Partie. Dänemarks Morten Green erinnert sich noch Jahre später: «Wir zitterten und waren nervös. Wir lieferten eines der schlechtesten Nationalmannschafts-Spiele der letzten Jahre ab.»
Die Partie verläuft ausgeglichen. Dänemark geht 1:0 in Führung, Japan dreht zum 2:1, das erste Drittel endet 2:2. Im Mittelabschnitt gehen die Asiaten erneut in Führung, doch Kim Staal gleicht bis zur zweiten Sirene im Powerplay zum 3:3 aus.
Im dritten Abschnitt ereignet sich das, worüber Green auch noch viele Jahre später kopfschüttelnd sagen wird: «Was für ein Eigentor! Ich habe noch nie so etwas gesehen!»
Was war geschehen? Dänemarks Bo Nordby Andersen kämpft sich in der 44. Minute rechts ans japanische Tor heran und legt den Puck an Keeper Yutaka Fukufuji vorbei in den Slot. Dort steht aber kein Däne, sondern nur Japans Verteidiger Nobuhiro Sugawara. Dieser gilt mit 30 Jahren als Routinier und solider Verteidiger. Zwei Weltmeisterschaften hat er schon bestritten. Doch was macht Sugawara? Er hämmert die Scheibe ins offene Tor. Und jubelt im ersten Moment über seinen Treffer!
Allerdings merkt er schnell: falsches Tor! Sugawara wirft den Stock in die Luft und geht zu Boden. Am liebsten würde er in selbigem versinken. Minutenlang sitzt er danach wie ein Häufchen Elend auf der Spielerbank. Erst kurz vor Schluss bestreitet er wieder Einsätze. Aber das 4:3 für Dänemark bleibt. Japan muss in die Abstiegsrunde.
Dort kommt es knüppeldick für das Land der aufgehenden Sonne. Ein 2:2 gegen die Ukraine, eine 3:5-Niederlage gegen Kasachstan und noch ein 2:2 gegen Frankreich bedeuten den Abstieg.
Dänemarks Angreifer Green kann es auch Jahre später noch nicht glauben: «Ich werde es nie vergessen. Ich traute meinen Augen nicht. Er knallte den Puck ins eigene Tor.» Sachen gibt's, die gibt's zwar. Aber sie sind auch mit einigem Abstand noch völlig unverständlich.