Es gibt eine wichtige Grundregel, die jeder Fussballer schon als Junior lernt. Sie ist politisch höchst inkorrekt, aber verspricht Erfolg: «Dicke Goalie – flach schüüsse!» William Foulke war, nun ja, gut gebaut.
So gut, dass sein Spitzname «Fatty» war. Er war ein Hüne, der beim Mannschaftsfoto wirkte wie ein Erwachsener unter Kindern. Er soll 1,93 m gross und zwischen 120 und 150 Kilogramm schwer gewesen sein – die Angaben schwanken.
Der Goalie ist eine Legende von Sheffield United. Er hütet in 356 Profispielen das Tor, wird Meister und Cupsieger. Selbst ein Länderspiel bestreitet der Engländer, von dem sie staunend berichten, er sei flink wie ein Katze. Mit dem Abstoss kommt er über die Mittellinie – eine Ausnahme zu jener Zeit. Und am 29. Oktober 1898 packt er im Spiel gegen den FC Liverpool seinen Gegenspieler George Allan an den Füssen, hebt ihn hoch und lässt ihn so in der Luft zappeln.
Allan hatte den kolossalen Goalie zuvor im Torraum angerempelt – etwas, das nach den damaligen Regeln erlaubt ist. Doch bei Foulke getraut sich das sonst keiner. Andere Keeper müssen viel einstecken, er teilt aus. Die Aktion gegen George Allan ist dann aber selbst dem Schiedsrichter zu viel. Er entscheidet auf Penalty, Liverpool gewinnt mit 2:1.
Zu einer Zeit, als Zeitungsberichte das höchste der Gefühle sind, verbreiten sich Legenden schnell wie ein Lauffeuer. Auch bei dieser Geschichte ist nicht klar, ob sie wirklich so stattgefunden hat. «Fatty» Foulke jedenfalls erzählt nach seiner Karriere, dass er und Allan sich entgegen den Berichten gut verstanden hätten neben dem Platz. «Was wirklich passierte, war, dass George sich mit seinem gesamten Gewicht auf mich geworfen hatte, als ich eine Parade machte», schildert der Keeper den «London Evening News». «Ich habe mich nach vorne gebückt, um mich zu schützen, Allan flog über mich und prallte hart auf.»
Der wahrscheinlich dickste Goalie der Fussballgeschichte sorgt auch in einem anderen Spiel für Aufsehen. Als er sich während der Partie an der Querlatte festhält, gibt der Balken unter seinem Gewicht nach und bricht entzwei. «Mir ist es egal, wie sie mich rufen», sagt er einmal zu seinem Spitznamen «Fatty» und fügt hinzu: «Solange sie nicht vergessen, mich zum Essen zu rufen.»
Eine andere Anekdote berichtet von einem gemeinsamen Frühstück der Mannschaft vor einem Cup-Match. Als die ersten Spieler beim Klubhaus eintreffen, sind alle elf Teller schon aufgeputzt gewesen: Foulke ist vor ihnen da gewesen.
Und bei seiner letzten Station, Bradford City, muss er ein Spiel in einem Bettlaken absolvieren. Sein rotes Hemd sieht den Trikots des Gegners aus Accrington zu ähnlich und es ist partout im ganzen Stadion kein anderes Hemd in seiner Grösse aufzutreiben.
William Foulke ist aber nicht nur 13 Jahre lang Goalie und isst für sein Leben gern, er ist auch ein schwerer Trinker. Er stirbt erst 42-jährig an Leberversagen.