Von Arthur Friedenreich wird gemeinhin behauptet, er sei einer der besten Fussballer aller Zeiten. Aber wer kann schon glaubwürdig mitdiskutieren? Schliesslich war Friedenreich vor hundert Jahren aktiv.
Unbestritten ist jedoch, dass «El Tigre» einer der besten Fussballspieler seiner Zeit ist. Und dennoch ist es keine Selbstverständlichkeit, dass der Stürmer im ersten Länderspiel in der Geschichte des brasilianischen Verbands dabei ist. Denn als Sohn eines deutschen Auswanderers und einer Einheimischen ist er ein Mischling, er gilt als Nicht-Weisser. Und die haben es schwer in dieser Zeit, in welcher der Fussball als Sport der Oberschicht gilt. Friedenreich glättet sich das krause Haar, läuft manchmal gar mit einem Haarnetz auf.
Doch ausgerechnet die Benachteiligung der Schwarzen – nicht jeder Schiedsrichter pfiff Fouls an ihnen – machte aus Friedenreich vielleicht erst diesen überragenden Spieler. Denn um den harten Attacken auszuweichen, entwickelt der Angreifer Tricks und Finten. Er tänzelt um die harten Burschen, dribbelt ihnen Knoten in die Beine; man kann ihn nicht stoppen.
Oder zumindest fast nicht. Denn als am 21. Juli 1914 das erste Länderspiel Brasiliens abgepfiffen wird, fehlen Arthur Friedenreich zwei Zähne. Es ist der Preis, den er für den 2:0-Sieg gegen den ruppig agierenden Exeter City FC bezahlt. Oder haben die Brasilianer gar nicht gesiegt? Andere Quellen berichten von einem 3:3 vor 3000 Zuschauern im Estádio das Laranjeiras. Bis heute ist unklar, wie das Spiel tatsächlich ausging.
Arthur Friedenreich lief in 16 weiteren Länderspielen auf und erzielte acht Tore für die «Seleçao». In seiner langen Karriere – er beendete sie erst im Alter von 43 Jahren – erzielte er gemäss FIFA-Angaben 1329 Tore. Kein anderer Fussballer hat bis heute mehr Treffer erzielt, dem grossen Pelé fehlten 49 Tore zu Friedenreichs Marke.
Dazu gilt er als Erfinder des Effets: Friedenreich gibt dem Ball als erster Spieler Drall mit, wenn er ihn tritt. Als 1999 eine Liste mit Brasiliens grössten Fussballern aller Zeiten veröffentlicht wird, scheint Arthur Friedenreich schon auf Platz 5 auf – vor Ronaldo (9), Romario (11) oder Socrates (21).
Exeter City spielte 100 Jahre nach dem historischen ersten Spiel Brasiliens wieder in Rio de Janeiro. Weil die Engländer 2014 aber kein grosser Klub mehr sind, kam es nicht zu einem echten «Rückspiel» gegen die Nationalmannschaft. Exeter holte ein 0:0 gegen Fluminenses U23-Auswahl und schlug zwei unbekannte Teams. Diese Resultate sind nicht umstritten.
Neymar perfektioniert das "Am Boden herumwälzen".
O tempora, o mores!