Wie viele Treffer waren es nochmal an der Torwand, Herr Fringer? Bild: blog.de
16. September 1995: Der damalige VfB-Stuttgart-Trainer Rolf Fringer wird zum ZDF ins «Aktuelle Sportstudio» eingeladen. Dort glänzt der Schweizer mit fünf Volltreffern an der Torwand. Mehr hat noch keiner geschafft.
Drei oben, drei unten. Die Regeln an der Torwand sind simpel. Die sechs Bälle in den Löchern mit 55 Zentimetern Durchmesser unterzubringen dafür umso schwieriger. In 48 Jahren hat noch keiner sechs von sechs verwandelt.
Als Rolf Fringer an die Torwand tritt, haben die deutschen Fernsehzuschauer wohl nur ein müdes Lächeln übrig. Die Schweizer sollen sich um die Löcher in ihrem Käse und nicht um die Löcher in der Torwand kümmern. Und überhaupt, was wollen Schweizer in der Bundesliga?
Rolf Fringer als Trainer beim VfB Stuttgart. Sein Assistent Jogi Löw wurde 2014 zum Weltmeistertrainer. Bild: imago
Rolf Fringer kann eigentlich nur verlieren. Sein VfB Stuttgart hat am Nachmittag in Dortmund bereits eine 3:6-Klatsche kassiert. Nun soll der Schweizer Trainer seine Treffsicherheit beweisen.
Der 38-jährige Fringer lässt sich an der Torwand nicht aus der Ruhe bringen, versenkt fünf von sechs Versuchen und hievt sich auf eine Stufe mit Günter Netzer und Rudi Völler. Diese haben ebenfalls fünf Treffer erzielt, für alle sechs reichte es auch ihnen nicht.
Sowohl modisch als auch fussballerisch top: Günter Netzer. youtube/sportstudio
Mindestens so abgeklärt wie sein Auftritt an der Torwand ist die Reaktion Fringers unter dem grossem Applaus der Studio-Zuschauer: «Als Trainer muss man eben auch Vorbild sein ...»
Rolf Fringer
Rolf Fringer konnte an der Torwand seine Bundesliga-Tauglichkeit beweisen und sollte später gestehen: «Die Bedeutung der fünf Treffer war in der Tat gross, was zeigt, wie einfach alles in einen Zusammenhang gebracht wird. Die fünf Treffer waren beste Werbung in eigener Sache – nicht für mich, aber für viele andere.»
Fünf Treffer: Günter Netzer, Rudi Völler, Günter Hermann, Reinhard Saftig, Matthias Becker, Rolf Fringer, Frank Pagelsdorf und Frank Rost.
Vier Treffer: u.a. Mike Krüger und Lewis Hamilton
Keine Treffer: u.a. Pelé, Marco van Basten und Eusebio.
Während sich Fringer profilieren konnte, wurde der Auftritt an der Torwand für andere zur Schmach: Die Weltstars Pelé, Marco van Basten und Eusebio trafen nicht ein einziges Mal.
Zum Portugiesen Eusebio gibt es sogar die Geschichte, dass er seine vergebenen Schüsse nicht auf sich sitzen lassen wollte und es nach der Sendung erneut versuchte. Dabei brauchte er 36 Anläufe um den Ball doch noch durchs Loch zu schiessen.
Ebenfalls zu den Klassikern an der Torwand gehört der leicht genervte Auftritt von Mario Basler 1996.
56 Mal war Franz Beckenbauer bisher Gast im Sportstudio. Mehr als vier von sechs Versuchen traf die Lichtgestalt des deutschen Fussballs aber nie. Trotzdem ist er mit seinem Kunstschuss vom Weizenglas der wahre König – oder doch eher der Kaiser der Torwand. Rolf Fringer hin oder her.
Des Kaisers Kunstschuss. video: youtube/sportstudio
In der Serie «Unvergessen» blicken wir jeweils am Jahrestag auf ein grosses Ereignis der Sportgeschichte zurück: Ob hervorragende Leistung, bewegendes Drama oder witzige Anekdote – alles ist dabei.
7. Dezember 2011: Serienmeister Basel sorgt in der Champions League für eine Sternstunde des Schweizer Klubfussballs. Im letzten Gruppenspiel der Champions League besiegt der FCB den grossen Favoriten Manchester United mit 2:1 und zieht auf Kosten der Engländer in die Achtelfinals ein.
Es ist der Abend, an dem einer der in der jüngsten Zeit populärsten Basler Fan-Songs entsteht:
Eine Stunde ist vorbei im sechsten und letzten Gruppenspiel der Champions-League-Saison 2011/12. Der FC Basel führt gegen das grosse Manchester United, das mit den Superstars Wayne Rooney, Luis Nani, Rio Ferdinand und Ryan Giggs antritt, mit 1:0. Xherdan Shaqiri hatte von links vors Tor geflankt, dort wurde Marco Streller nicht gedeckt und mit einer Direktabnahme erzielte er nach neun Minuten schon die …