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Unvergessen

Rosenior wird nach 10 Minuten als Trainer von Torquay United entlassen

TORQUAY, UNITED KINGDOM - JANUARY 07: Torquay manager Leroy Rosenior makes a point to the fourth official and linesman during the FA Cup Third round game between Torquay United and Birmingham City on  ...
Rosenior war schon einmal bei Torquay United. Hier beschwert er sich beim vierten Offiziellen – was diesen offenbar kein bisschen beeindruckt.Bild: Getty Images Europe
Unvergessen

Nach 10 Minuten als Trainer wird Leroy Rosenior schon wieder gefeuert

17. Mai 2007: Als Schweizer Fussballfan ist man sich ja bezüglich Trainerentlassungen einiges gewohnt. Doch was sich beim englischen Fünftligisten Torquay United ereignete, das gab es selbst beim FC Sion noch nie. Dass nämlich ein Trainer unmittelbar nach der Einstellung bereits wieder entlassen wird.
17.05.2023, 00:0115.05.2023, 13:27
Ralf Meile
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Leroy Rosenior ist in den 80er-Jahren ein passabler Stürmer, der sein Geld in der Heimatstadt London verdient. Fulham, die Queens Park Rangers und West Ham sind seine Arbeitgeber. Ein grosser Star ist er nie. Deshalb muss er, als er Trainer wird, auch durch die Provinz tingeln. Gloucester, Merthyr Tydfil, Torquay, Brentford – es sind keine Adressen mit Weltruhm, an denen Rosenior eine Mannschaft anvertraut wird.

Als im Frühsommer 2007 das Telefon klingelt, ist er deshalb froh über ein neues Jobangebot. Torquay United will ihn ein zweites Mal engagieren, Rosenior schlägt ein. Es wird ein Deal für die Ewigkeit – weil er alles andere als ewig dauert.

Rosenior als Goalgetter: 1989 schiesst er für Aussenseiter West Ham das Siegtor gegen Arsenal, das den Vorstoss in die Cup-Halbfinals bedeutet.Video: YouTube/KUMB1997

«Ich habe den Klub verkauft, tut mir leid»

Am 17. Mai nimmt Leroy Rosenior im Presseraum des Plainmoor-Stadions Platz. Er gibt den Reportern gerne über seine Ziele und Visionen Auskunft, bestimmt haut er eine Floskel nach der anderen raus. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiss: Er ist seinen Job schon fast wieder los.

Die Medienkonferenz ist beendet, Rosenior geht in sein Büro. Dort klingelt das Telefon, er nimmt den Hörer ab. Auf der anderen Seite ist der Klubbesitzer Mike Bateson. Und dieser hat schlechte Nachrichten für seinen Trainer. Er habe den Klub soeben verkauft, «tut mir leid».

TORQUAY, UNITED KINGDOM - JANUARY 07: Torquay manager Leroy Rosenior waves triumphantly to the fans after the 0-0 draw in the FA Cup Third round game between Torquay United and Birmingham City on Janu ...
Der grösste Erfolg in Roseniors Trainerkarriere ist der Aufstieg in die Football League Two während seiner ersten Zeit in Torquay.Bild: Getty Images Europe

Leroy Rosenior weiss, was es geschlagen hat. Denn dass Bateson sich überlegt, seine Anteile zu veräussern, war bekannt. Und es war auch bekannt, dass die potenziellen Käufer einen anderen Trainer als Rosenior wollen. So kommt es dann auch. Neuer Trainer wird Paul Buckle, ein Ex-Spieler von Torquay United.

Zehn Minuten nach Amtsantritt ist Leroy Rosenior schon nicht mehr im Amt. Es ist die schnellste Trainerentlassung Grossbritanniens und vielleicht sogar auf der ganzen Welt.

Rosenior beschliesst nach dieser Episode, nicht mehr als Trainer tätig zu sein. Heute verdient er sein Geld durch Experten-Auftritte in Fernseh- und Radiosendungen. Dazu engagiert er sich im Kampf gegen den Rassismus.

Rosenior setzt sich für die Anti-Rassismus-Kampagne «Stand up Against» ein.Video: YouTube/standupagainstracism
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5 Kommentare
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Glenn Quagmire
17.05.2022 06:10registriert Juli 2015
CC:“ ‘old my Fendant“
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Zug in der «Geldfalle» – eine brisante Polemik aus den eigenen Reihen
Ist Zug kein Titelkandidat mehr, weil der Präsident über den Klub sein Prestigeobjekt OYM auf Kosten der Mannschaft mitfinanziert? Den brisanten Vorwurf erhebt der Zuger Rechtsanwalt und ehemalige Hockey-Einzelrichter Reto Steinmann in einer Zeitungs-Kolumne in der «Zuger Zeitung».

Reto Steinmann ist in Zug eine Hockey-Stimme, die respektiert und gehört wird. Von 2004 bis 2016 war Hockey-Einzelrichter und er praktiziert heute als Anwalt und Notar in Zug. Seine Kolumne in der Lokalzeitung ist eine brisante Polemik sozusagen aus den eigenen Reihen. Als ehemaliger Hockey-Journalist für die NZZ vermag er seine Ausführungen sachlich zu formulieren. Was der Kritik noch mehr Gewicht gibt. Seine Kolumne liest sich, um in der Juristensprache zu bleiben, schon fast wie eine Anklageschrift.

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