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Playoffs: Der verletzte Rüfenacht prügelt sich vor dem Spiel mit Nüssli

Le joueur lausannois Thomas Ruefenacht, gauche, se bagarre avec le biennois Thomas Nuessli, droite, avant le debut du 7eme et dernier match de barrage pour la promotion/relegation LNA/LNB du championn ...
Rüfenacht (links) und Nüssli geben sich Saures.Bild: KEYSTONE
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Rüfenacht provoziert Biel-Topskorer Nüssli vor Spielbeginn, bis es endlich kracht

13. April 2009: Der junge Thomas Rüfenacht ist vor dem entscheidenden Spiel um den Aufstieg in die NLA zwischen Lausanne und dem EHC Biel eigentlich verletzt. Doch hält dies den Lausanne-Akteur nicht davon ab, bereits vor Spielbeginn eine Schlägerei anzuzetteln und so Biels Topskorer unter die Dusche zu schicken.
13.04.2022, 00:0111.04.2022, 15:19
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Am 13. April 2009 hätte man kaum geglaubt, was Haudegen und Provokateur Thomas Rüfenacht acht Jahr später machen wird. Da wird ihn nämlich ein gewisser Maxim Lapierre im Playoff-Halbfinal zwischen Bern und Lugano derart provozieren, dass ein 2009er-Rüfenacht sofort die Handschuhe hätte fallen lassen. Lapierre gibt dem Berner Leitwolf zwei Fäuste ins Gesicht und fordert ihn zum Kampf auf.

Doch der damals 32-jährige Rüfenacht kann nur lachen und schickt damit Lapierre auf die Strafbank, während der spätere Playoff-Finalist gegenüber auf der Spielerbank Platz nimmt.

2017 ist Rüfenacht nicht mehr so einfach aus der Fassung zu bringen.Video: streamable

Doch wie gesagt: Wir schreiben das Jahr 2009, Lausanne mit seinem Youngster Thomas Rüfenacht kämpft gegen den letzten der NLA, gegen den EHC Biel, um den Aufstieg in die oberste Liga.

Nach einem katastrophalen Start in die Serie wird Trainer Heinz Ehlers nach zwei Niederlagen beim EHC Biel entlassen. Es übernimmt der Sportchef – damals kein anderer als Kevin Schläpfer.

A droite le coach Kevin Schlaepfer, felicite Kevin Loetscher, a gauche. Les joueurs de Bienne celebrent la victoire 3-2, lors du 7eme et dernier match de promotion-relegation LNA/LNB, du championnat s ...
Kevin Schläpfer sichert Biel als Retter in Not den Ligaerhalt.Bild: KEYSTONE

Unter dem neuen Mann an der Bande drehen die Seeländer die Serie, bis es zum siebten und entscheidenden Match in Biel kommt. Und dort wird bereits vor der Partie für beste Unterhaltung gesorgt.

«Was er mir gesagt hat, kann ich nicht wiederholen, das ist nicht druckreif.»
Nüssli zu Rüfenachts Provokationen

Schlägerei vor Spielbeginn

Noch bevor der Schiedsrichter die Partie anpfeifen kann, zettelt Lausannes Thomas Rüfenacht eine Schlägerei an. Der Provokateur, der eigentlich verletzt ist, wird lediglich für einen Auftrag auf das Eis geschickt: Der Bieler Topskorer Thomas Nüssli soll die Partie gar nicht erst antreten können.

Bereits im sechsten Spiel versuchte der LHC-Haudegen den Topskorer zu provozieren. Doch Nüssli liess sich da noch nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegensatz zu Spiel 7: «Was er mir gesagt hat, kann ich nicht wiederholen, das ist nicht druckreif. Aber ich konnte es mir nicht bieten lassen», gibt Nüssli nach der Partie zu Protokoll. So lässt er sich zur Keilerei ein und darf dafür mit Rüfenacht unter die Dusche.

Rüfenacht provoziert, Nüssli steigt darauf ein.Video: streamable

Gebracht hat alles nichts für Lausanne. Bereits nach zwölf Minuten steht es 4:0 für die Hausherren, die Partie geht mit 5:1 an Biel. Und so muss Lausanne bis 2013 warten, um wieder ins Hockey-Oberhaus einzuziehen.

«Bin nicht der Idiot, für den ich gehalten werde»

Biels Interimstrainer Kevin Schläpfer sagt nach der Serie, es sei sein letztes Spiel als Headcoach gewesen. Doch die Zukunft wird zeigen: Das war es definitiv nicht. Für Rüfenacht wird der Traum der NLA dennoch wahr, denn der schweizerisch-amerikanische Doppelbürger wechselt von Lausanne zu Zug, um dort für hitzige Gemüter zu sorgen. Und wie er das tut: In der Saison 2011/12 sichert sich der Zuger mit 112 Strafminuten die Krone des Strafenkönigs.

Es folgt der Wechsel für zwei Jahre zum HC Lugano, bevor der 85-Kilogramm-Mann mit 29 Jahren zum SC Bern wechselt. Vor seinem Wechsel zu den Mutzen darf Rüfenacht noch an die Weltmeisterschaft in Minsk reisen. Ein Nati-Aufgebot, das wenig überraschend kommt. Denn zu diesem Zeitpunkt ist Rüfenacht längst nicht mehr, was er einmal war.

epa04211581 Switzerland's Thomas Ruefenacht, top, passes over Kazakhstan's Mikhail Rakhmanov, down, during the 2014 IIHF Ice Hockey World Championships preliminary round game Switzerland vs  ...
Zimperlich ist Rüfenacht auch im Dress der Schweizer Nationalmannschaft nicht.Bild: EPA/KEYSTONE

In Minsk fällt die Nummer 9 weniger durch seine Härte, dafür viel mehr wegen seines Offensiv-Potenzials auf. In den ersten vier Spielen sitzt Rüfenacht trotz rund 13 Einsatzminuten pro Spiel kein einziges Mal auf der Strafbank. Gegenüber dem SRF erklärt der WM-Neuling: «Ich provoziere gezielt und habe gelernt, selber weniger Strafen zu nehmen.» Auch habe er sich besser unter Kontrolle, als viele glauben. «Die Zuschauer merken langsam, dass ich nicht der Idiot auf dem Eis bin, für den sie mich gehalten haben.»

Rüfenachts Entwicklung zum Leader

Dass Rüfenacht kein Idiot ist, wird spätestens seit seinem Engagement beim SCB klar. Spielerisch trumpft er auf wie nie, hat aber seine Bissigkeit dabei nicht verloren. Gerade in den Playoffs wird der unkomplizierte Stürmer besonders wichtig. Im Meisterjahr 2016 entscheidet er die zweite Final-Partie beim 1:0 gegen Lugano mit dem einzigen Treffer. Ein Jahr später schlüpft er wiederum in der wichtigsten Zeit der Saison in die Rolle eines Leaders – und lässt sich im Gegensatz zu Nüssli 2009 nicht so einfach aus der Fassung bringen.

Berns Thomas Ruefenacht, links, streitet sich mit Luganos Maxim Lapierre im dritten Eishockey Playoff-Halbfinalspiel der National League A zwischen dem SC Bern und dem HC Lugano am Samstag, 25. Maerz  ...
Ein Bild für die Ewigkeit: Lapierre provoziert, Rüfenacht kann nur lachen.Bild: KEYSTONE

Insgesamt dreimal (2016, 2017 und 2019) wird Rüfenacht mit dem SCB Schweizer Meister, ehe ihn hartnäckige Knieprobleme aus der Bahn werfen. Zweimal muss er sich operieren und fast zwei Jahre pausieren. Dennoch will es der einstige «Bad Boy» noch einmal wissen. Beim SCB hat der 37-Jährige zwar keine Zukunft mehr, die Schlittschuhe will er deswegen aber noch nicht an den Nagel hängen. Wo er seine Karriere fortsetzt, ist derzeit aber noch unklar.

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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AllknowingP
13.04.2018 10:26registriert August 2015
Und in der Halbfinalserie 2018 war er Blass wie nie zuvor.....keiner hatte mehr Lust auf seine Provokationen, und spielerisch konnte er keine Akzente mehr setzen...

"to be continued"....
19835
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Ironiker
13.04.2020 09:34registriert Juli 2018
Ich hatte die ganze Serie mitverfolgt und war Live in Stadion. Ich bin noch heute überzeugt, dass uns Rüfenacht (resp. dessen Trainer der das wohl angezettelt hat...) uns mit dieser Aktion den Ligaerhalt geschenkt hat.

Diese Aktion war sowas von hinterhältig und unsportlich. Der Fight von Nüssli hat aber in der ganzen Mannschaft gewaltige Emotionen und Feuer entfacht. Auf dem Video sieht man es nicht, aber bei raus fahren klatsche Nüssli noch jeden Spieler an der Bande ab und heizte die Jungs so richtig ein.

Lausanne wurde in der Folge sowas an die Wand gedrückt, die hatten NULL Chance!
1679
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Diego Armando Maradona
13.04.2018 10:24registriert April 2018
Super Nüssli.
Mein Held!!!!!!!!!
13724
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