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1992: Draisaitls Puck bleibt beim Penalty auf der Linie

Canada's Sean Burke (goalie) competing in the hockey event against Germany at the 1992 Albertville Olympic winter Games. (CP PHOTO/COA/Scott Grant)

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Die beiden Hauptdarsteller: Goalie Burke und Schütze Draisaitl.Bild: COA
Unvergessen

Deutschland verpasst die grosse Sensation, weil der Puck auf der Linie kleben bleibt

18. Februar 1992: Deutschland ist im olympischen Eishockeyturnier drauf und dran, das grosse Kanada rauszuwerfen. Doch dann bleibt der Puck beim entscheidenden Penalty von Peter Draisaitl auf der Linie kleben.
18.02.2024, 00:0114.02.2024, 16:35
Ralf Meile
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Für die Schweiz ist das Eishockeyturnier der Olympischen Spiele 1992 in Albertville keine Erfolgsgeschichte. Sie beendet es auf Rang 10 von 12 Teilnehmern. Wesentlich erfolgreicher ist Erzrivale Deutschland. Weil es die Underdogs Italien und Polen schlägt, steht es in den Viertelfinals. Und dort kommt es im Palais des Glaces in Méribel zu einer Begegnung mit Kanada, deren Ausgang keiner der 5500 Zuschauer in der Halle vergessen sollte.

Die Entscheidung im Penaltyschiessen zwischen Kanada und Deutschland.Video: YouTube/CatchTheTaste

Hin und her wiegt das Spiel. Joe Juneau bringt Kanada in Führung, Jürgen Rumrich und Didi Hegen kehren es. Nach Toren von Brad Schlegel und in der 54. Minute von Kevin Dahl heisst es aber kurz vor dem Ende 3:2 für Kanada. Doch Ernst Köpf junior rettet den Aussenseiter mit seinem Treffer 142 Sekunden vor dem Ende in die Verlängerung, in der keine weiteren Tore fallen.

«Alle sind über sich hinaus gewachsen. Dieses Spiel werden wir nie vergessen.»
Helmut de Raaf, Deutschlands Goalie

Das grosse Penalty-Drama

So muss das Penaltyschiessen entscheiden. Und dieses sollte dramatisch werden. Die ersten beiden Schützen jedes Teams verschiessen, dann bringt Jason Woolley Kanada in Führung. Und nach dem Fehlschuss von Captain Gerd Truntschka bucht Wally Schreiber das 2:0 – nun müssen beide Deutschen treffen und der fünfte Kanadier nicht, sonst ist das Spiel vorbei.

«Dieses Spiel hat keinen Verlierer verdient.»
Udo Kiessling, deutscher Verteidiger

Und genau so kommt es: Michael Rumrich verkürzt, Juneau scheitert an Goalie Helmut de Raaf und Andreas Brockmann gleicht zum 2:2 aus. Das Penaltyschiessen geht in die Extraschlaufe. Eric Lindros, ein bald 19-Jähriger dem eine sehr grosse Zukunft vorhergesagt wird, behält die Nerven und bringt Kanada wieder in Front. Nun ist die Reihe an Peter Draisaitl.

«Das war ein gutes Beispiel dafür, dass in einem Spiel alles passieren kann. Die Deutschen haben ein grossartiges Spiel abgeliefert. Jeder der dort war, kann sich daran erinnern.»
Sean Burke, Kanadas Goaliesport1

Der 26-Jährige vom Kölner EC, Vater des heutigen NHL-Spielers Leon Draisaitl, läuft gerade auf den kanadischen Keeper Sean Burke zu. Sein Plan: Ihm den Puck zwischen den Beinen hindurchzuschieben. Draisaitls Plan geht nur teilweise auf. Denn Burke bringt die Beine noch zusammen, kann die Scheibe blockieren – so scheint es. Aber plötzlich kullert sie hinter dem Goalie raus und in Richtung Tor. Der Puck ist immer noch in Bewegung, als er schliesslich kippt und liegen bleibt – just auf der Torlinie.

Sooo knapp: Kanada ist im Halbfinal.
Sooo knapp: Kanada ist im Halbfinal.bild: ard
«Heute wüsste ich ungefähr 28 bessere Varianten. Damals ist mir leider keine eingefallen.»
Peter Draisaitl Jahre späterspiegel

Bykow/Chomutow bescheren Russland die Goldmedaille

Jubel bei den Ahornblättern, Fassungslosigkeit bei Deutschland und Pechvogel Peter Draisaitl. Am Ende resultiert Rang 6, während Kanadas Reise bis in den Final geht. Dort wird es vom Team der GUS (der Nachfolger der Sowjetunion) um Fribourgs magisches Duo Slawa Bykow/Andrei Chomutow gestoppt.

Slawa Bykow und Co. erhalten ihre Goldmedaille.Video: YouTube/Fribourg Gottéron Nostalgia

Wenigstens einen deutschen Sieger kennt dieses Eishockeyturnier aber doch: Radioreporter Eddie Körper wird für seine packende Schilderung der Schlussphase des Viertelfinal-Dramas mit dem Herbert-Zimmermann-Preis 1992 ausgezeichnet.

«Glauben Sie mir, ich hätte tausendmal lieber das Halbfinale genommen statt der Berühmtheit.»
Peter Draisaitl im RückblickFAZ
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