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Ab sofort sollten im Gazastreifen die Waffen schweigen

Am Donnerstag im Gazastreifen: Zerstörung, Verwüstung, Tod. Ab heute Freitag sollen die Waffen schweigen.
Am Donnerstag im Gazastreifen: Zerstörung, Verwüstung, Tod. Ab heute Freitag sollen die Waffen schweigen.Bild: MOHAMMED SALEM/REUTERS
Dreitägige Feuerpause

Ab sofort sollten im Gazastreifen die Waffen schweigen

01.08.2014, 06:4501.08.2014, 11:10
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Israel und die radikalislamische Hamas wollen nach eigenen Angaben eine dreitägige Feuerpause im Gazastreifen einhalten und Gespräche über eine dauerhafte Waffenruhe beginnen. Die Feuerpause soll am Freitagmorgen um 7 Uhr Mitteleuropäische Zeit in Kraft treten.

«Israel akzeptiert den von den USA und der UNO unterbreiteten Vorschlag einer 72-stündigen humanitären Waffenruhe ab Freitag 08.00 Uhr», sagte ein Mitarbeiter des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu, der nicht namentlich genannt werden wollte, in der Nacht auf Freitag. Die Entscheidung hätten das Sicherheitskabinett und das Verteidigungsministerium getroffen.

«Hamas und alle Gruppen des Widerstands»

In Gaza erklärte Hamas-Sprecher Fausi Barhum, dass «die Hamas und alle Gruppen des Widerstands» die humanitäre Feuerpause respektieren würden, «wenn die andere Seite die Waffenruhe ebenfalls einhält».

Neue Opferzahlen
Kurz vor dem geplanten Beginn einer 72-stündigen Waffenruhe haben Israelis und Palästinenser neue Opferzahlen veröffentlicht. Fünf israelische Soldaten wurden am Donnerstagabend von einer Granate an der Grenze zum Gazastreifen getötet. Seit Beginn der Offensive vor mehr als drei Wochen kamen demnach 61 israelische Soldaten ums Leben.

Nahezu zeitgleich teilte der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Aschraf al-Kidra, mit, 14 weitere Palästinenser seien bei israelischen Angriffen getötet worden. Unter ihnen waren auch drei Kinder.

Seit Beginn der israelischen Offensive am 8. Juli seien damit 1'458 Palästinenser gestorben. (sda/dpa/afp) 

US-Aussenminister John Kerry hatte die Waffenruhe während eines Besuchs in Neu Delhi angekündigt. Einer gemeinsamen Erklärung Kerrys und UNO-Generalsekretär Ban Ki Moons zufolge erhielt der UNO-Vertreter in Jerusalem, Robert Serry, die «Zusicherungen aller Parteien» für eine «bedingungslose humanitäre Waffenruhe in Gaza».

US-Aussenminister John Kerry.
US-Aussenminister John Kerry.Bild: LUCAS JACKSON/REUTERS

Verhandlungen in Kairo

In der ägyptischen Hauptstadt Kairo sollen ausserdem sofort Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe beginnen. Ägypten lud die Konfliktparteien offiziell zu Gesprächen ein. «Beide Seiten werden alle Fragen auf den Tisch bringen können», heisst es dazu von der UNO.

Nach Angaben eines Vertreters aus Kerrys Delegation sollen die Gespräche bereits am Freitag starten. Dazu werde der US-Nahostgesandte Frank Lowenstein in die ägyptische Hauptstadt reisen. Der palästinensischen Delegation werden laut Hamas auch Hamas-Mitglieder angehören.

Für die Zivilbevölkerung

UNO und USA dankten «allen regionalen Gruppen mit Einfluss» für ihre Unterstützung. «Wir rechnen mit weiterer Hilfe bei den internationalen Bemühungen, um so schnell wie möglich eine dauerhafte Waffenruhe zu erreichen.»

Die Feuerpause solle vor allem der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zugute kommen, sagte Kerry weiter. Sie eröffne die Möglichkeit für «dringend benötigte humanitäre Hilfe» und gebe die «Gelegenheit, lebenswichtige Arbeiten auszuführen», etwa Reparaturarbeiten an der Energie- und Wasserversorgung und die Aufstockung von Lebensmittelvorräten.

Israel setzt Tunnelzerstörungen fort

Er rief zu engagierten Verhandlungen zur Beendigung der Krise auf. «Dies ist nicht die Zeit zum Gratulieren», sagte er. «Dies ist ein Atemholen, der Augenblick zu einer Chance, es bedeutet nicht das Ende der Konfrontation».

Ein palästinensischer Junge bei einem Buswrack in Gaza City.
Ein palästinensischer Junge bei einem Buswrack in Gaza City.Bild: MOHAMMED SABER/EPA/KEYSTONE

Israel wird nach den Worten Kerrys auch während der Feuerpause «defensive» Operationen gegen Hamas-Tunnel aus dem Gazastreifen fortsetzen. Diese Einsätze fänden «hinter» den israelischen «Linien» statt.

Ungewöhnlich scharfe Kritik der USA

Die USA hatten kurz vor Bekanntwerden der Feuerpause Israel in aussergewöhnlich scharfer Form ein rücksichtsloses militärisches Vorgehen im Gazastreifen vorgeworfen. Bei einem Beschuss einer UNO-geführten Schule durch israelische Streitkräfte waren am Donnerstag nach palästinensischen Angaben 15 Menschen getötet worden. Die USA sind der wichtigste Verbündete Israels.

Der UNO-Sicherheitsrat hatte am Donnerstag erneut eine «sofortige und bedingungslose humanitäre Waffenruhe» gefordert. Der Leiter des UNO-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Pierre Krähenbühl, schilderte dem Rat die dramatische Lage der Zivilisten im Gazastreifen. «Ich glaube, die Bevölkerung steht am Abgrund», berichtete er per Videoschaltung nach New York. (egg/sda/reu/dpa)

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