Am 6. März war die Welt für Betrügerin Amy Robertson noch in Ordnung. Soeben wurde sie als neue Schulleiterin der Pittsburg High School im US-Bundesstaat Kansas angestellt. Doch eine neugierige Gruppe von Nachwuchs-Journalisten machte ihr einen ordentlichen Strich durch die Rechnung.
«Einige Sachen ergaben einfach keinen Sinn», erzählt der 17-jährige Connor Balthazor, der für die Studentenzeitung «Booster Redux» schreibt, der Washington Post.
Als sie im Internet nach der Universität gesucht hätten, an der die neue Schulleiterin angeblich ihren Master erworben hatte, seien sie einfach nicht auf eine akkreditierte Universität gestossen, so Balthazor.
Dies weckte die Neugier von Balthazor und seinen Kollegen. Wochenlang führten sie zur neuen Schulleiterin Recherchen durch. Dabei fanden sie heraus, dass die genannte Universität nicht beim Bildungs-Departement angemeldet ist, und dass man dort angeblich Diplome kaufen kann.
Im Internet habe es mehrere Hinweise gegeben, dass es sich um eine dubiose Universität handle, so Balthazor. «Eigentlich hätte man von unserer Verwaltung erwarten können, dass sie dies herausfindet.»
«Hört auf, eure Nase in Sachen zu stecken, wo sie nicht hingehört», war hingegen alles, was die Teenies von oben zu hören kriegten. Doch sie liessen nicht locker.
Die Nachwuchs-Journalisten konfrontierten die neue Schulleiterin nun persönlich. Sie gab ihnen an, dass sie die Universität besucht habe, bevor diese die Akkreditierung verloren habe. «Aber die Antworten waren unvollständig und die Daten überschnitten sich», so die Autoren.
Vergangenen Freitag veröffentlichten die Schüler ihren Artikel und sorgten damit für Aufsehen. Lokale Medien griffen die Geschichte auf und befragten die Schulleiterin nun ebenfalls. Der Druck auf die Schule und Robertson wurde immer grösser.
Am Dienstag dann der grosse Knall. Die Schule verkündete den Rücktritt der Schulleiterin. «In Anbetracht der Angelegenheiten, die aufkamen, kam Dr. Robertson zum Schluss, dass ein Rücktritt im besten Interesse aller sei», heisst es in einem Statement.
«Zu Beginn war alles ein bisschen aufregend», sagt Balthazor rückblickend. «Es war wie im Film.» Als sich die Hinweise auf einen Betrug erhärteten, «realisierte ich plötzlich, dass wir an etwas Grossem sind», so Balthazor.
Diverse TV-Stationen und grosse Zeitungen haben die Geschichte mittlerweile aufgegriffen. Balthazor und Co. erhielten auf Twitter zahlreiche Komplimente von bekannten Journalisten.
Und sie werden wohl auch in Zukunft überall die Nase reinstecken, wo sie nicht hingehört. (cma)
Trotzdem wäre es wünschenswert, wenn die «vierte Gewalt» weniger dem Kostendruck ausgesetzt und unabhängiger von den Inserenten wäre. Es würden bestimmt noch mehr «Angelegenheiten» ausgegraben.