USA
Islamischer Staat (IS)

«Für die IS-Terroristen gibt es keinen Platz im 21. Jahrhundert»

Obama reagiert auf Enthauptung

«Für die IS-Terroristen gibt es keinen Platz im 21. Jahrhundert»

20.08.2014, 20:0920.08.2014, 21:14
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US-Präsident Barack Obama und UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon haben die Enthauptung eines US-Journalisten durch Dschihadisten auf schärfste Weise verurteilt. Der Tod von James Foley «schockiert das Bewusstsein der gesamten Welt», sagte Obama an seinem Fereienort Martha's Vineyard in Neuengland.

«Für die Terroristen des Islamischen Staates gibt es keinen Platz im 21. Jahrhundert», sagte Obama bei einer Pressekonferenz an seinem Ferienort Martha's Vineyard. 
«Für die Terroristen des Islamischen Staates gibt es keinen Platz im 21. Jahrhundert», sagte Obama bei einer Pressekonferenz an seinem Ferienort Martha's Vineyard. Bild: KEVIN LAMARQUE/REUTERS

Die Islamisten hätten «keine Wertschätzung für menschliches Leben». Für die Terroristen des Islamischen Staates (IS) gebe es «keinen Platz im 21. Jahrhundert». Die USA würden weiterhin alles tun, um ihre Bürger zu beschützen, sagte Obama. Er kündigte eine Fortsetzung der Militärschläge gegen die Extremisten an.

UNO-Generalsekretär Ban nannte die Tat ein «abscheuliches Verbrechen» und sprach nach Angaben seines Sprechers Foleys Angehörigen, Freunden und Kollegen sein Beileid aus.

«Botschaft an Amerika»: Islamisten veröffentlichen brutales Video

Die Dschihadisten hatten am Dienstag zu Propaganda-Zwecken Aufnahmen der grausamen Hinrichtung des Journalisten veröffentlicht. Das knapp fünfminütige Video trägt den Titel «Botschaft an Amerika». 

Foley sei aus Rache für die US-Luftschläge im Norden des Irak enthauptet worden, hiess es. Sollte Washington seine Angriffe nicht einstellen, würden weitere Reporter sterben, drohten die Dschihadisten.

Die Terrormiliz hat noch einen zweiten US-Journalisten in ihrer Gewalt. Es handelt sich dabei um Steven Sotloff, der im August 2013 in Syrien verschwunden war. Der Reporter wird in dem veröffentlichten Video ebenfalls gezeigt.

Journalist Steven Sotloff gilt seit 2012 als verschwunden.
Journalist Steven Sotloff gilt seit 2012 als verschwunden.Bild: reuters

Der 40-jährige Foley, der unter anderem für die Nachrichtenagentur AFP und die US-Nachrichtenwebsite «GlobalPost» arbeitete, war nach Angaben von Augenzeugen im November 2012 im Nordwesten Syriens von Bewaffneten gefangengenommen worden. Seitdem fehlte von ihm jede Spur.

Video als echt eingestuft

Die US-Regierung hält das Video mit der Enthauptung Foleys für echt. «Die US-Geheimdienste haben das jüngst veröffentlichte Video analysiert, das die US-Bürger James Foley und Steven Sotloff zeigt. Wir sind zum Schluss gekommen, dass das Video authentisch ist», teilte die Sprecherin des Nationales Sicherheitsrates, Caitlin Hayden, mit.

Auch der britische Aussenminister Philip Hammond stufte das Video als echt ein. Alle Kennzeichen der Terrorbotschaft wirkten «authentisch», sagte er.

Twitter-Chef Dick Costolo, hier 2014 bei der Medien und Technologie Konferenz in Idaho, lässt IS-nahe Twitteraccounts sperren. 
Twitter-Chef Dick Costolo, hier 2014 bei der Medien und Technologie Konferenz in Idaho, lässt IS-nahe Twitteraccounts sperren. Bild: ANDREW GOMBERT/EPA/KEYSTONE

Das Online-Netzwerk Twitter will gegen die Verbreitung des Videos vorgehen. «Wir haben bereits aktiv Nutzerkonten gesperrt und werden dies weiter tun, wenn die Nutzer uns im Zusammenhang mit diesen drastischen Aufnahmen auffallen», teilte Twitter-Chef Dick Costolo über das Online-Netzwerk mit. Mehrere Twitternutzer riefen dazu auf, die Aufnahme nicht zu verbreiten.

Terrorist spricht Englisch mit britischem Akzent

Die in dem Video gezeigte Enthauptung Foleys wird von einem schwarz gekleideten und maskierten Mann ausgeführt, der Englisch mit britischem Akzent spricht. Die Regierung in London vermutet daher einen Briten als Täter. Britische Geheimdienste fahnden nun nach dessen Identität.

Aussenminister Hammond sagte dem Sender Sky, es sei keine Überraschung für ihn, dass der Täter in dem Video mit britischem Akzent spreche. «Wir sind uns absolut im Klaren darüber, dass eine grosse Anzahl britischer Staatsbürger im Namen des Dschihads an schrecklichen Verbrechen, wahrscheinlich sogar Gräueltaten beteiligt sind», sagte der Minister.

London geht davon aus, dass etwa 400 britische Staatsbürger für den IS kämpfen. Laut der EU-Kommission sollen in Syrien und im Irak mehr als 2000 gewaltbereite Islamisten aus der Europäischen Union unterwegs sein.

«Wir sind uns absolut im Klaren darüber, dass eine grosse Anzahl britischer Staatsbürger im Namen des Dschihads an schrecklichen Verbrechen, wahrscheinlich sogar Gräueltaten beteiligt sind», sagt der& ...
«Wir sind uns absolut im Klaren darüber, dass eine grosse Anzahl britischer Staatsbürger im Namen des Dschihads an schrecklichen Verbrechen, wahrscheinlich sogar Gräueltaten beteiligt sind», sagt der britische Aussenminister Philipp Hammond Bild: TOBY MELVILLE/REUTERS

Grossbritanniens Premierminister David Cameron hat seine Ferien für ein Krisentreffen unterbrochen. Er wolle mit Aussenminister Hammond sowie ranghohen Vertretern der Sicherheitsbehörden über die Lage im Irak und Syrien sowie die Bedrohung durch die vorrückenden Islamisten beraten, teilte die Staatskanzlei am Mittwoch mit.

Deutschland liefert Waffen

Der französische Präsident François Hollande will eine internationale Konferenz zum Umgang mit den Terroristen organisieren. Nach Angaben des Elysée-Palastes soll die Initiative im September starten. Frankreich beschloss vor einer Woche als erster EU-Staat Waffenlieferungen an die Kurden, die im Irak gegen IS kämpfen. Am Mittwoch erklärte sich auch Deutschland zu Waffenlieferungen bereit.

Die IS-Kämpfer hatten ihre Offensive im Nordirak am 9. Juni begonnen. Da die irakische Armee zunächst kaum Widerstand leistete, wurde die Region von den Dschihadisten förmlich überrannt. Anfang August begannen die USA mit Luftangriffen auf IS-Stellungen, um die Kurden und die irakischen Streitkräfte im Kampf gegen die sunnitischen Extremisten zu unterstützen. (rar/sda/afp)

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