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Da ist sie wieder! Die klassische Unterleibsfixierung der Charlotte Roche. Sieben Jahre ist es nun schon her seit ihrem Millionen-Bestseller «Feuchtgebiete», wo das Mädchen Helen gegen seine kaputte Familie rebellierte, indem es möglichst unappetitliche und auch latent gewalttätige Dinge innerhalb der Unterhosenzone anrichtete. Die natürlich auch ausgeweitet bis ausgeleiert werden konnten.
Es war Körperliteratur zum Kotzen, aber auch recht grossartig. Weil das ganze obsessive Tun mit allerlei Löchern und einem Avocado-Kern als Füllmaterial nur der grobe Mantel über einer sehr zarten Coming-of-Age-Story war. «Feuchtgebiete» war Literatur, und keine schlechte.
Und jetzt ist da das Mädchen für alles. Roman Nummer drei. Nach den autobiographischen «Schossgebeten» über den grossen Autounfall, der Charlotte Roches halbe Familie tötete. Das «Mädchen» ist ein Sexsklavenroman. Wo man mal sehen kann, was alles so passiert, wenn sich eine junge Frau namens Marie in Deutschland für den Job einer Haushaltshilfe bewirbt. Und schon am ersten Tag zur Busensalberin einer Arbeitgeberin mit verbrühter Oberweite wird.
Die Arbeitgeberin heisst Christine, wozu sie gut ist oder worin sie gut ist (ausser im Serien-Schauen), hab ich auf 237 Seiten nicht begriffen. Sie ist ihrem Mann schon lang keine gute Frau mehr, weil sie ihn für kryptoschwul hält. Sie ist ihrem Kind keine gute Mutter. Sie gibt viel zu viel Geld aus, hat aber keinen Job. Das Glück der anderen ist ihr Feind. Sie ist hinterhältig, andauernd besoffen, zugekokst und spitz. Und zwanghaft mit der Unterhosenzone beschäftigt. Christine will Marie besitzen. Also sexuell. Und schneller als alle anderen.
Irgendwann fragt man sich: Huch, wo bin ich? Tatsächlich noch in einem Buch, dass bei einem ganz normalen Verlag erschienen ist oder nicht doch auf dem Online-Portal «Sexgeschichten gratis – Die geilsten Storys im Internet»? Es gibt Zuhause-vor-dem-Fernseher-Sex, Zugsex, Hotelflur-Sex und dazu ein paar von der Plastikfolien-Killer-Serie «Dexter» inspirierte Tötungs-Fantasien. Und eine Flugangst-Therapie.
Führen tut das alles zu nicht viel, die krasse gedankliche Möblierung in Christines Kopf schwatzt und schwatzt vor sich hin. Aber lustig ist es. Sehr lustig. Und natürlich schön eklig. In vier Stunden ist man durch mit dem Buch. Und die sind so versaut, dass man sich ein bisschen vorkommt wie beim ersten, verstohlenen Ausflug in einen Pornoladen. Mindestens.