Wirtschaft
Digital

Spotify geht an die Börse – und Wall Street hisst die ... Schweizer Flagge

Flaggen-Fail bei Spotify-Börsengang – Aktie eröffnet bei 165,90 Dollar

Spotify feiert an der Wall Street doppelt Premiere: Die Aktien des Musikstreaming-Dienstes erschienen am Dienstag mit einem Eröffnungskurs von 165,90 Dollar auf den Kurstafeln. Das Unternehmen wählte dabei den Weg über eine Direktplatzierung – ein Novum in der Geschichte der US-Börse Nyse.
03.04.2018, 14:1604.04.2018, 09:57
Mehr «Wirtschaft»

Spotify geht an die Börse und macht alles etwas anders als Facebook, Dropbox und Co. Spotify wird mittels einer Direktplatzierung zum börsennotierten Unternehmen, bei der der übliche, von Banken organisierte Preisbildungsprozess im Vorfeld wegfällt.

Schon vor der Börsensause machte allerdings die New Yorker Börse etwas anderes: Sie hisste die falsche Flagge. Statt des schwedischen Blau-Gelb leuchtete das weisse Kreuz auf rotem Grund den Passanten entgegen.

Schon bald machten die ersten Bilder des Fauxpas die Runde.

Sie haben es versucht ...
Sie haben es versucht ...bild: @svenaxel_ / via @gabrielvetter

Aktie klettert auf 165,90 US-Dollar

Aber wieder zurück zur Sache: Der ungewöhnliche Weg des schwedischen Musikstreaming-Dienstes an die Börse könnte je nach Erfolg viele Nachahmer finden. «Jeder wird schauen, was mit Spotify passiert», sagt Professor John Coffee von der Columbia Law School.

Und die Beobachter sahen, wie der Kurs der Aktie auf 165,90 Dollar eröffnete. Als Richtwert für Anleger hatte die US-Börse Nyse den Referenzkurs für Spotify-Titel auf 132 Dollar festgesetzt.

Bei der von Spotify gewählten Direktplatzierung gibt es weder eine Werbetour bei Investoren, um die Aktien anzupreisen, noch eine Zeichnungsfrist oder einen Ausgabepreis, der ermittelt wird. Dieser Weg ist preiswert und spart Zeit, ist aber auch mit Risiken verbunden.

2018 peilt das Unternehmen die 200 Millionen-Nutzer-Marke an

Europa und Nordamerika sind die wichtigsten Märkte für Spotify.
Europa und Nordamerika sind die wichtigsten Märkte für Spotify.bild: statista

Es ist das erste Mal, dass dies an der New York Stock Exchange (Nyse) überhaupt passiert. Beobachter gehen davon aus, dass andere Unternehmen auch auf den Geschmack kommen könnten, per Direktplatzierung an die Börse zu gehen. Interessant könnte der Weg vor allem für Unternehmen sein, die über eine bekannte Marke verfügen, und auch deswegen auf eine Roadshow im Vorfeld eines Finanzmarktdebüts verzichten können.

Zu möglichen Anwärtern zählen die am Privatmarkt bereits teuer gehandelten Mitfahrdienste Uber und Lyft. «Das ist ein grosser Moment für die Wagniskapital-Industrie», sagte der Partner des Finanzinvestors Felix Capital, Frederic Court. Die Direktplatzierung werde Milliarden freisetzen, die an die Investoren zurückgingen und damit letztlich auch mehr Kapital nach Europa brächten.

Knapp die Hälfte der Spotify-Nutzer sind Abonnenten.
Knapp die Hälfte der Spotify-Nutzer sind Abonnenten.

Mögliche Achterbahnfahrt

Da Spotify auf einen klassischen Börsengang verzichtet, muss das Unternehmen auch ohne die normalerweise gängigen Schutzmechanismen von Konsortialbanken auskommen, die einen Absturz der Aktien verhindern. Beobachter rechnen deswegen damit, dass sich die Notierung zu einer Achterbahnfahrt auswachsen dürfte, bis sich der Aktienpreis einmal einpendelt.

Einen Ausgabepreis vorab - wie sonst üblich - für das mit rund 20 Milliarden Dollar bewertete Unternehmen gab es nicht. «Die Direktplatzierung wird dem Unternehmen Geld sparen, aber es wird wahrscheinlich zu Volatilität führen, wenn der Handel startet, weil der Markt erst noch einen verträglichen Preis finden muss», schrieb Analyst Laith Khalaf vom Finanzberater Hargreaves Lansdown.

Obwohl der Streaming-Dienst seit seiner Gründung vor 12 Jahren immer mehr Nutzer gewinnt und der Umsatz steigt ...

Bild
bild: statista

... beläuft sich der operative Verlust bislang auf satte 378 Millionen Dollar.

Spotify versucht so schnell wie möglich zu wachsen, hierfür nimmt man momentan auch Verluste in Kauf.
Spotify versucht so schnell wie möglich zu wachsen, hierfür nimmt man momentan auch Verluste in Kauf.bild: statista

Uber und Lyft als mögliche Nachahmer

In jüngster Zeit sind mit dem Facebook-Konkurrenten Snap, HelloFresh-Wettbewerber Blue Apron und dem Cloudanbieter Dropbox einige bekannte Startups in den USA den traditionellen Weg an die Börse gegangen - mit ganz unterschiedlichem Erfolg. Während die Dropbox-Aktie am ersten Handelstag um mehr als 35 Prozent kletterte, sieht es für den Kochbox-Anbieter Blue Apron gar nicht gut aus.

Der Börsenwert ist von einstmals 2.5 Milliarden Dollar auf weniger als 400 Millionen Dollar geschrumpft. Ähnlich wie die Snapchat-Mutter Snap konnte Blue Apron die hochgesteckten Erwartungen der Anleger nicht erfüllen. Ob sich künftig mehr Unternehmen für eine Direktplatzierung statt für einen Börsengang entscheiden, hängt wohl einzig und allein von Spotify ab. (sda/reu)

Der US-Streamingdienst Netflix im Abonennten-Hoch

Video: srf

Das könnte dich auch interessieren:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
45 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
AustinOsmanSpare
03.04.2018 15:29registriert März 2018
Wir sollten mit Schweden fusionieren - dann passiert das nicht mehr. Und die Flugis kriegen wir dann auch zum Heimpreis.
2656
Melden
Zum Kommentar
avatar
El Vals del Obrero
03.04.2018 16:14registriert Mai 2016
Warum wird "Switzerland" eigentlich immer mit "Sweden" und nicht mit "Swaziland" verwechselt? Das Zweitgenannte tönt doch noch viel ähnlicher.
1996
Melden
Zum Kommentar
avatar
AfterEightUmViertelVorAchtEsser___________________
03.04.2018 16:32registriert August 2017
Naja, ich kenne Schweizer, die können nicht zwischen Slowenien und Slowakei unterscheiden. Beide Länder sind nicht wahnsinnig weit von uns entfernt. (Ist jeweils nur Östereich dazwischen.)
8111
Melden
Zum Kommentar
45
Grünen-Girod hat ein neues Mandat – bei einem «Big Four»-Consultant

Das Beratungsunternehmen Deloitte hat Bastien Girod zum Partner für Nachhaltigkeit ernannt. Der Nationalrat der Grünen soll Prüfungs- und Beratungsdienstleistungen von Deloitte ergänzen und Kunden in Sachen Nachhaltigkeitstransformation unterstützen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in einer Medienmitteilung mit.

Zur Story