Wirtschaft
Donald Trump

Trumps Frühlings-Putz im Weissen Haus hat begonnen

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Embattled US Secretary of State Rex Tillerson speaks at the Department of State in Washington DC, USA, 01 December 2017. Multiple news outlets had confirmed that ...
Gefeuert, als er sich auf einer Afrikareise befand: Aussenminister Rex Tillerson.Bild: EPA/EPA

Trumps Frühlings-Putz im Weissen Haus hat begonnen

Die Entlassung des Aussenministers Rex Tillerson war erst der Anfang. Stabschef John Kelly und Sicherheitsberater H.R. McMaster dürften bald folgen.
13.03.2018, 17:1614.03.2018, 05:53
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Gemunkelt wurde schon lange, dass die Tage von Rex Tillerson gezählt seien. Nun ist es passiert. Trump hat seinen Aussenminister gefeuert. Weil Stil nicht gerade seine herausragende Eigenschaft ist, tat er es, als sich Tillerson auf einer Afrikareise befand. Auch für Ersatz hat er bereits gesorgt: Nachfolger soll Mike Pompeo werden, der von ihm eingesetzte CIA-Chef.

Tillerson hinterlässt keine Spuren

Tillerson ist kein grosser Verlust. Der ehemalige Exxon-Chef hat sehr diskret gewirkt, um es höflich auszudrücken. Als er erste zaghafte Diplomatie-Schritte in Richtung Nordkorea unternahm, wurde er umgehend vom Präsidenten per Twitter zurückgepfiffen.

Tillersons Hinterlassenschaft besteht vor allem darin, dass er rund einen Drittel der oberen Stellen im Aussenministerium nicht besetzt hat. Sein Rücktritt ist auch wenig überraschend. Der Präsident liebt das Chaos und hat eine Personalfluktuation, die in der Geschichte des Weissen Hauses einmalig ist.

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Hat ihr Pult im Weissen Haus ebenfalls geräumt: Kommunikationschefin Hope Hicks.Bild: EPA/Bloomberg POOL

Jüngste Opfer der Trump’schen Rotation sind sein Wirtschaftsberater Gary Cohn und seine Kommunikationschefin Hope Hicks. Cohn hat eingesehen, dass es völlig unmöglich ist, dem Präsidenten auch nur das ABC der Ökonomie beizubringen. Hicks ist möglicherweise tiefer in die Russland-Affäre verwickelt als ihr lieb sein dürfte.

Mit Tillersons Rücktritt wird auch keine Ruhe eintreten. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Trump seinen Justizminister Jeff Sessions loswerden will. Er verzeiht ihm nach wie vor nicht, dass er in der Russland-Affäre in den Ausstand getreten ist.

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Sind sie als nächste an der Reihe? Stabschef John Kelly (links) und Sicherheitsberater H.R. McMaster.Bild: EPA/EPA

Ebenfalls auf der Abschussliste stehen Sicherheitsberater H.R. McMaster und Stabschef John Kelly. Die beiden Vier-Sterne-Generäle hätten eigentlich so etwas wie Disziplin ins Weisse Haus bringen sollen. Beide sind mehr oder weniger gescheitert.

McMaster hat zudem den Präsidenten mit der Bemerkung erzürnt, es geben keine Zweifel daran, dass Russland versucht habe, die US-Wahlen zu beeinflussen. Kelly hat sich mit den Jarvankas angelegt, Trumps Tochter Ivanka und deren Gatte Jared Kushner. Selbst die Jarvankas soll Trump neuerdings aus dem Weissen Haus verbannen wollen.

Trump mag es überhaupt nicht, wenn er gegängelt wird. Zudem ist er nach mehr als einem Jahr im Amt überzeugt, dass er nun das Präsidenten-Handwerk beherrsche und keine Experten mehr benötige.

Auf Zuchtmeister wie Kelly und Bedenkenträger wie McMaster will er deshalb künftig verzichten und das Weisse Haus führen wie er sein Immobilienimperium geführt hat: Aus dem Bauch heraus, ohne erkennbare Strategie und mithilfe von dubiosen Helfern.

Das Personenkarussell wird noch schneller drehen

Eine Kostprobe davon hat er vergangene Woche abgeben. Als er vom südkoreanischen Sicherheitsberater erfahren hatte, dass Kim Jong Un ihn treffen wolle, sagte er zu, obwohl dies diametral dem widersprach, was bisher US-Politik war.

Das Personenkarussell im Weissen Haus wird weiterdrehen, ja es dürfte gar noch einen Gang zulegen. Der Rest der Welt sollte sich daher die Sicherheitsgurte anschnallen.

Donald Trumps Personalkarussell

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Donald Trumps Personalkarussell
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quelle: epa/epa / jim lo scalzo
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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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el heinzo
13.03.2018 19:58registriert Januar 2018
1/2 Feuert seinen Aussenminister also via Twitter, während der auf Dienstreise in Afrika weilt. Aha. Das ist an Taktlosigkeit und schlechtem Stil nicht mehr zu überbieten, schon rein menschlich gesehen unter aller Sau, und in der Funktion als US-Präsident für mich gar nicht mehr vorstellbar. Wie kann sowas angehen? Wie kann es sein, dass die Republikaner bei diesem jämmerlichen Theater mitspielen? Ich begreife das einfach nicht. Könnte man eigentlich gleich zumachen, das Aussenministerium.
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Le_Urmel
13.03.2018 17:47registriert Juni 2014
Wie soll da eine seriöse oder nachhaltige Politik stattfinden. Die Mitarbeiter werden im WeissenHause noch schneller ersetzt als Trainer bei FC Sion
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el heinzo
13.03.2018 19:58registriert Januar 2018
2/2 Ein Drittel der Stabsstellen sind offenbar noch immer nicht besetzt, es fehlen (im 2. Amtsjahr!) nach wie vor etliche Botschafter, und ganz egal wer nun Aussenminister wird, er hat ja eh nichts zu melden, der Donald regelt das alles aus dem Bauch heraus, und verkündet es dann der Welt via Twitter. Nun ja, er hatte im Wahlkampf versprochen, dass er bei der Verwaltung sparen möchte. Also los, komplett dichtmachen, den Laden. Kostet ja nur einen Haufen Geld. Bildungsministerin auch gleich schliessen. Von Betsy Devos habe ich bisher noch kein einziges Lebenszeichen gesehen. Kann man einsparen.
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